Laguna del Lagarto
02.05. 2014


Wir schliefen gut in dieser Nacht und wachten gegen 6:00 h auf. Das Wetter war gut. Einige Papageien zeigten sich hoch in einem Baum nahe unseres Zimmers. Tomoko wollte mal den von einem Freund ausgeliehenen mitgebrachten CANON-Konverter mit ihrem Objektiv CANON ZOOM LENS 100-400 mm ausprobieren. Da die Fokussierung mit dieser Kombination nur manuell möglich ist, waren wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden und packten den Konverter wieder ein. Gegen 7:00 h gingen wir zum Frühstück. Kurz vor Erreichen des Restaurants kehrte Tomoko nochmal um, da sie etwas vergessen hatte. Dabei konnte sie u.a. ein paar schöne Aufnahmen von einem Shining Honeycreeper machen.

Ich nahm schon mal am Frühstückstisch Platz. Dort hatte Henri für uns sowie Nadja und Thomas jeweils eine während der vergangenen Nacht aus Palmwedeln gebastelte Heuschrecke mit einem netten Gruß plaziert. Das fanden wir sehr nett. Zum Frühstück gab es diesmal außer Obstsaft, Toast und Marmelade auch Gallo Pinto mit Tortillas, sehr lecker.

Anschließend kam Adolfo, der Geschäftsführer der Lodge, zu uns und erklärte uns den Ablauf der geplanten Bootsfahrt auf dem Rio San Carlos. Um 8:30 h fuhren wir los mit unserem Führer Christian etwa 2 km mit dem Auto die Straße zurück Richtung Boca Tapada. Dort bogen wir ab auf ein privates Grundstück direkt am Fluss. Hier stand ein Boot für uns bereit. Nachdem wir alle Platz genommen hatten (Nadja, Thomas, Tomoko, Christian und ich) ließ der Kapitän José Luis den Motor an und los ging es den Rio San Carlos stromabwärts. Es gab viel zu sehen, Eisvögel, Mangrove Swallows, Snowy Egrets, Ibisse, Whistling Ducks, Jacanas, Anhingas, Iguanas, Boot-billed Herons, wegtauchende Krokodile, Schildkröten usw.

Leider war es auf dem schwankenden Boot sehr schwer mit der Kamera korrekt zu fokussieren, so dass etliche Fotos leider unscharf wurden. Einige mächtige Bäume standen am Ufer, u.a. auch ein Ceiba, der Nationalbaum von Guatemala. Bei einem Baum verlangsamten wir die Fahrt, da Christian auf seinem Stamm einige winzige Zwergfledermäuse entdeckt hatte. Einige Krokodile lagen träge im lehmbraunen Wasser, tauchten aber immer schnell ab, wenn wir uns näherten.

Gegen 11:00 h kamen wir nach 18 km Fahrt an der Grenzstation Boca San Carlos an. Hier mündet der Rio San Carlos in den Rio San Juan, der die Grenze zu Nicaragua bildet. Bei der Anlegestation gibt es eine kleine Bar, wo wir erst mal unseren Durst mit Saft und Wasser löschten. Es war inzwischen richtig heiß geworden. Wir machten einen kleinen Spaziergang durch den kleinen Ort.

Zahlreiche Bäume und Sträucher mit verschiedenem Obst standen an dem kleinen Weg durch den Ort. Eine säuerliche Frucht (Nimbo) kann man gut als Salat verwenden. Christian wusste viel Interessantes über die Pflanzen und Tiere, sowie über den Ort selbst und seine nähere Umgebung zu berichten. Eine Pflanze (Ilan Ilan) verströmte einen Duft, der ähnlich intensiv roch wie das berühmte Chanel 5 Parfüm.

Wir gingen ein paar hundert Meter am Ufer des Flusses entlang. Auf einem Ast in der Nähe des Wassers hatte ein Eisvogel (Amazon Kingfisher) mit einem Fisch im Schnabel Stellung bezogen, den wir sofort mit unseren Kameras unter Beschuss nahmen. Es dauerte ziemlich lange, bis der Eisvogel den Fisch so in seinem Schnabel plaziert hatte, dass er ihn herunterschlucken konnte. Unsere Blicke wanderten immer wieder hin und her, da auch ein Emerald Basilisk gleich neben uns aufgetaucht war.

Auf dem Rückweg zum Boot gingen wir nochmal kurz in die kleine Bar um die dortige Toilette zu benutzen. Währenddessen stellte ich meinen Rucksack auf den Boden und machte es mir in einem Sessel gemütlich. Christian kam auf uns zu und bedeutete, dass es Zeit sei zurückzufahren. Wir bestiegen wieder das Boot und fuhren los. Nach kurzer Fahrt stellte ich mit Schrecken fest, dass ich meinen Rucksack in der Bar vergessen hatte. Gott sei Dank waren wir noch nicht allzu weit gefahren und kehrten um. Als wir die Anlegestelle erreichten, kam schon ein Angestellter der Bar mit meinem Rucksack in der Hand die Treppe zum Fluss herunter. Da hatte ich ja wirklich Glück gehabt, alles war noch vollständig... Auf der Rückfahrt sahen wir wieder weitgehend die gleichen Tiere wie auf der Hinfahrt, darunter ein besonders großes Krokodil. Hier im Fluss leben die großen aggressiven Krokodile, während in der Laguna del Lagarto die wesentlich kleineren Kaimane zu Hause sind.

Als wir gegen 12:30 h wieder zurück am Auto waren, fielen erste Regentropfen, doch der Regen hielt nicht lange an. Als wir bei der Laguna del Lagarto ankamen, schien schon wieder die Sonne, so dass wir uns zu einer kleinen Paddeltour auf der Lagune entschlossen. Wir konnten 2 Kingfisher (Green Kingfisher) beobachten, den von Thomas und Nadja schon mal gesehenen Agami Heron dagegen leider nicht.

Um 14:00 h waren wir zum Kaffee zurück bei der Lodge. Anschließend fuhren wir ein paar km weiter zu Adolfos Haus. Hier in seinem Garten sollte es andere Kolibris geben als bei der Laguna del Lagarto. Als wir das sehr schön gelegene Anwesen erreichten, bekamen wir zunächst einen kleinen Schock. Es war eine richtige Inszenierung vorbereitet um uns die verschiedenen Vögel, besonders die Kolibris, zu zeigen. Wir wurden gefragt, ob Blüten bereitgestellt werden sollten, damit die Fotos noch natürlicher wirkten. Das war zwar gut gemeint, fanden wir allerdings sehr übertrieben. Allerdings war es sehr eindrucksvoll die zahlreichen Kolibris so nah sehen zu können. Wir machten dann auch etliche Fotos, unter anderem auch mit Futtergefäßen in der Hand haltend. Dabei waren die Kolibris überhaupt nicht scheu. Wir konnten 4 verschiedene Arten unterscheiden.

Als wir genug fotografiert hatten fuhren wir gegen 16:00 h wieder zur Lodge zurück. Dort angekommen bestiegen wir gleich wieder ein Boot und paddelten los. Ein Paddel war mit einem Violinschlüssel verziert. Wir konnten einen Green Heron sowie einen Treecreeper beobachten, Agami Heron leider wieder Fehlanzeige. Als wir aus dem rechten Arm der Lagune zurückfuhren, kamen uns Nadja und Thomas entgegen.

Bei der Fahrt in einen anderen Teil der Lagune blieben wir wieder auf einem nicht zu sehenden Baumstumpf hängen. Anders als gestern hatten wir diesmal größte Mühe, das Boot wieder frei zu bekommen. Dabei wären wir fast gekentert. Ein Kingfisher tauchte auf, der in achtbarer Entfernung auf einem Zweig sitzen blieb. Wir versuchten näher heranzukommen, doch so sehr wir uns auch mühten, er flog immer ein Stückchen weiter bis wir erschöpft aufgaben und zum Bootssteg zurückfuhren. Tomoko stieg aus. Ich legte meinen Rucksack und die Kamera auf den Bootssteg und versuchte ebenfalls aufzustehen. Dabei verspürte ich einen Schmerz im Knie und kam nicht schnell genug hoch. Tomoko wollte helfen doch ich glaubte alleine zurecht zu kommen. Das war ein Irrtum. In dem Moment wo ich glaubte mich auf den Bootssteg setzen zu können, rutschte das Boot zur Seite weg und ich fiel mit einem lautschen Platsch ins Wasser, wobei ich mit meinem rechten Arm noch auf den Stegrand aufschlug. Die braune Brühe schlug über meinem Kopf zusammen. In diesem Moment dachte ich an die Kaimane, die diese Lagune bevölkern, aber es tat sich nichts. Ich hatte größte Mühe aus dem schlammigen Untergrund an Land zu kommen. Als ich es endlich geschafft hatte, ließ ich mich erschöpft auf dem Steg nieder. Tomoko war ganz schockiert. Auf meine Bitte hin machte sie aber doch ein Foto. Ich prüfte meine Hosentaschen. Das Portemonnaie mit Kreditkarten, Geld und Visitenkarten war natürlich klatschnass. Mein Fernglas hatte offensichtlich keinen Schaden genommen. Dafür ließ sich mein Voicerecorder nicht mehr bedienen. Na ja, das ist nur ein kleiner Schaden, viel schlimmer wäre gewesen, wenn mein Rucksack mit Kamera ins Wasser gefallen wäre oder noch schlimmer, wenn ich mich bei dem Aufschlag mit dem Arm auf den Bootssteg ernsthaft verletzt hätte. So hatte ich nur eine Prellung, die in den nächsten Tagen problemlos ausheilte.

Wir gingen zum Zimmer zurück, wo ich erst mal gründlich duschte. Die schmutzigen nassen Sachen, Klamotten und Schuhe, legte ich auf die Terrasse zum Trocknen, wobei in der tropisch feuchten Luft natürlich nichts trocknete. Tomoko nahm ihren Föhn zur Hand und trocknete alles, was sich in meinem Portemonnaie befand. Der Himmel färbte sich unterdessen dunkelrot. Um 18:30 h gingen wir zum Abendessen, das wieder sehr lecker schmeckte. Ein holländische Familie (Vater, Mutter und Tochter) war angekommen. Sie wollten auch anschließend mit Henri die Kaimane besichtigen. Kaum waren sie 5 Minuten weg, hörten wir Entsetzensschreie von Mutter und Tochter. Völlig aufgelöst und offensichtlich geschockt kamen sie wieder zurück. Henri war ziemlich enttäuscht, hatte er es doch gut gemeint... Um ihn zu trösten erklärten sich Nadja und Tomoko bereit, mit ihm zusammen nochmal zurück zu den Kaimanen zu gehen, was ihm offensichtlich sehr gut gefiel. Gut gelaunt kamen die drei nach einiger Zeit wieder zurück. Tomoko und Nadja wollten mehr darüber erfahren, wie Henri die Heuschrecken in der Nacht vorher gebastelt hatte. Henri holte Material und zusammen bastelten sie mit viel Lachen drei mehr oder weniger nach Insekten aussehende Figuren, wobei Henri Tomoko immer wieder mit lauten „Japon“-Rufen anfeuerte.

Ich fotografierte zwischendurch mal eine gewaltige Ameise (Bullet Ant oder 24-Stunden-Ameise), die ganz ruhig auf der Theke saß. Henri warnte zwar, diesem Tier besser nicht zu nahe zu kommen, ansonsten blieb es aber weitgehend unbeachtet. Wie ich später im Internet recherchierte, verursacht ein Stich (nicht Biss) dieser Ameise höllische Schmerzen, ja soll sogar der schmerzhafteste Insektenstich weltweit sein, na dann... Hier ein Auszug aus Wikipedia: Ihr Stachel verabreicht ein starkes Gift, mit dem sie Beutetiere lähmt oder Angreifer abweist. Beim Menschen verursacht der Stich heftigste Schmerzen. Der Stich wird als der schmerzhafteste Insektenstich überhaupt bezeichnet. Nach dem Stich-Schmerzindex (Schmidt Sting Pain Index) des US-Insektenforschers Justin O. Schmidt, der die Heftigkeit von Schmerzen auf einer Skala von 1.0 bis 4.0+ beschreibt, steht das Insekt bei 4.0+. Die Schmerzen werden oft beschrieben, als würde man bei lebendigem Leib verbrennen. Sie lassen nach etwa 24 Stunden nach – daher der Name der Ameise.

Gegen 21:30 h wurden wir müde, verabschiedeten uns herzlich von Henri und gingen schlafen.


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