08.06. Monterey

Um 6.40 h wurde ich wach. Tomoko schlief noch. Erst als ich um 7.30 h die Vorhänge öffnete, wurde auch sie wach. Das Frühstück war nicht besonders. Wir fuhren anschließend zum Hafen von Monterey und beobachteten das Treiben der Seelöwen (Sea Lions), die lautstark sich überall im Hafenbecken bemerkbar machten. Einige Pigeon Guillemots sahen wir zum erstenmal ziemlich nah.

Das Wetter war sehr bewölkt, es regnete aber nicht. Wir spazierten ein wenig umher. Dann fuhren wir zurück und kauften ein paar Sandwiches, bzw. Sushis für unser Mittags-Picknick. Das nahmen wir dann ganz in der Nähe des Meeres auf einem kleinen Parkplatz mit schönem Blick über den Hafen ein. Tomoko und ich marschierten anschließend los ein paar hundert Meter bis ans Ende eines ins Meer gebauten Stegs. Schon auf dem Weg dahin sahen wir etliche Seelöwen faul auf den Felsen in der Sonne liegen.

Sie waren zum greifen nah. Am Ende des Stegs nach etwa 400 m bot sich uns ein unglaubliches Bild. Hunderte von prächtigen Brandt`s Kormoranen brüteten hier auf großen Steinen, die als Schutz für den Hafen dienen. Auf den Felsen reihte sich ein Nest an das andere.

Auf jedem Nest saß ein Kormoran und brütete. Bei einigen Nestern konnte man deutlich 3 - 4 Eier sehen, bei einigen anderen waren die Jungen schon geschlüpft. Bei einem Nest, das ein Kormoran verlassen hatte, versuchte eine Möwe die 3 zurückgelassenen Eier zu stehlen. Alles wurde übertönt von dem lautstarken "oh, oh, oh…." der Seelöwen, ein wirklich denkwürdiger Moment. Gegen 13.00 h wurde es Zeit zurückzugehen, da wir um 14.00 h eine Walbeobachtungsfahrt mit Schiff gebucht hatten. Nachdem wir noch ein wenig warten mussten, da das Schiff gerade noch durchgecheckt wurde, ging es aber kurz nach 14.00 h los. Alle Plätze auf dem hinteren Deck des Schiffes waren schon besetzt als wir an Bord kamen, also nahmen wir zunächst mal innen Platz. Wir verließen den Hafen in ruhiger Fahrt vorbei an zahlreichen Sea Lions.

Einige Sea Lions begleiteten uns ein kleines Stück. Als aber das Schiff die offene See erreicht hatte, wurde es von den mächtigen Wellen kräftig durchgeschüttelt. Wir hatten rechtzeitig vorher ein Medikament gegen Seekrankheit eingenommen und blieben davor verschont. Einige andere Passagiere bekamen jedoch echte Probleme. Zunächst waren die Gesichter noch fröhlich, aber mit zunehmender Dauer wurden einige merklich blass. Wir fuhren etwa 13 km aufs offene Meer hinaus. Das Wetter war inzwischen sonnig, doch es blies ein kräftiger Wind, der die See zu hohen Wellen auftürmte. Unser relativ kleines Schiff kämpfte sich wacker hindurch, doch es ging immer wieder hoch und runter, dass man ohne an der Reeling sich festzuhalten sich kaum bewegen konnte. Zunächst tauchten einige Delfine auf, die elegant durchs Wasser pflügten. Fotografieren war unter diesen Bedingungen äußerst schwierig. Dann endlich der erste Wal, ein Humpback Whale.

Nachdem er eine Fontäne von stäubendem Wasser in die Luft geblasen hatte, tauchte kurz der gewaltige Körper auf, der aber alsbald wieder in den Wogen verschwand. Das wiederholte sich noch einige Male. Insgesamt gesehen waren die Aktivitäten der Wale nicht besonders groß, keiner sprang mal hoch oder zeigte mal seine gewaltige Schwanzflosse. Langsam kreisten wir auf dem offenen Meer. Einige Sooty Shearwaters sowie andere Seevögel flogen pfeilschnell vorbei. Im weiteren Verlauf sahen wir einige Delfine. Gegen 16.00 h nahmen wir dann wieder Kurs aufs Land. In der Nähe der Küste konnten wir einige Seeotter beobachten, die auf dem Rücken schwimmend Krabben auf dem Bauch hielten, die sie mit einem Stein bearbeiteten um an das Innere heranzukommen. Dabei wurde jeder Otter von einer Möwe begleitet, die auf eine kleine Unaufmerksamkeit des Otters wartete um an das Futter zu kommen. Um 16.40 h waren wir wieder zurück im Hafen und bekamen wieder festen Boden unter die Füße. Ich schenkte mir gleich mal einen Kaffee ein, der gut tat. Der kalte Wind auf offenem Meer hatte uns trotz strahlendem Sonnenschein doch mächtig durchgefroren. Auf dem Weg zum Parkplatz kamen wir bei zwei Musikern vorbei, die stimmungsvolle Musik machten.

Wir fuhren noch mal zu der Stelle, wo wir am Morgen schon die brütenden Kormorane gesehen hatten. Wir schauten fasziniert dem Treiben der Vögel und Seelöwen zu und machten noch einige Fotos. Als wir zurückgingen, tauchte am Strand ein Black Oystercatcher auf. Bei Tomoko hatte sich wohl durch ein Versehen die Kameraeinstellung verändert und die zunächst gemachten Fotos waren in Schwarz-weiß. Gott sei Dank bemerkte sie es aber nach kurzer Zeit. Ich hatte mich bei unserer netten Führerin auf dem Schiff nach einem guten, aber nicht zu teuren Seafood-Restaurant erkundigt. Sie empfahl uns ein Restaurant an der Küstenstraße, "Fishwife" genannt. Dorthin fuhren wir direkt, da wir schon mächtig Hunger verspürten. Das Restaurant war sehr gut besucht und wir hatten Glück noch einen Tisch zu bekommen. Die Empfehlung entpuppte sich als Volltreffer. Alle Gerichte, unsere Pasta Alfredo mit Scallops, Vaters Catfish und Mutters Scholle waren von sehr guter Qualität, ebenso der Wein. Gut gelaunt und gestärkt traten wir gegen 20.00 h die Rückfahrt zum Hotel an. Vater bot mir noch einen Schluck aus seiner mitgebrachten Whiskyflasche an, bevor wir uns auf unsere Zimmer zurückzogen. Ich schaute noch kurz ins Internet und schrieb dann die Ereignisse dieses wirklich ereignisreichen Tages auf. Gegen 22.30 h fielen wir müde und erschöpft ins Bett.



09.06. Monterey - Sequoia NP 392 km

Um 7.10 h wurde ich wach. Tomoko schlief noch und war auch noch müde. Kurz vor 8.00 h schaffte sie es aber auch aufzustehen. Nach dem Frühstück trafen wir uns alle um 9.30 h am Auto, luden das Gepäck ein und checkten aus. Zunächst besorgten wir uns in einem großen Supermarkt (Safeway) etwas zu essen fürs Mittags-Picknick. Tomoko kaufte für uns beide Sushi. Da der Highway 1 nach Süden nach Auskunft eines Polizisten immer noch wegen eines Erdrutsches gesperrt war, mussten wir unsere ursprünglich geplante Reiseroute ändern. Somit konnten wir nicht über die schöne Strecke vorbei an Carmel und Big Sur fahren und die See-Elefanten bei Cambria besichtigen. Stattdessen mussten wir von Monterey nach Osten bis zum Highway US-101, dann ein Stück nach Süden und wieder nach Osten über den Highway US-198. Das Wetter wurde zunehmend sonniger, als wir die neblige Küstenregion verlassen hatten. Auch die Temperatur stieg merklich an. Gegen 12.00 h suchten wir nach einem geeigneten Platz für ein Picknick, doch wir befanden uns auf einer einsamen menschenleeren Strecke im Landesinneren Richtung Osten (90 km kein Parkplatz, geschweige denn eine Ortschaft). Ringsum nur trockenes gelbes Gras, keine Bäume mehr. Endlich fanden wir doch eine Stelle an einem kleinen Eukalyptus-Hain, der etwas Schatten spendete. Inzwischen war die Temperatur auf 32° geklettert. Wir blieben im Auto sitzen und ließen uns unser mitgebrachtes Essen schmecken. Da der Ort aber nicht allzu gemütlich war, fuhren wir nach einer halben Stunde weiter. Nach wenigen Kilometern erreichten wir die weite Ebene des California Valleys mit seinen endlosen Gemüse- und Obstplantagen. Die Straße führte jetzt schnurgeradeaus, ziemlich langweilig. Bei Tomoko meldeten sich leider erste Anzeichen einer Migräne. Gegen 14.00 h hielten wir kurz bei einem McDonalds und ich kaufte mir einen Kaffee gegen die Müdigkeit. Wir fuhren jetzt mit eingeschalteter Klimaanlage, was wesentlich angenehmer war. Kurz bevor wir die Ebene durchquert hatten, tauchte ein Obststand am Straßenrand auf. Hier gab es Erdbeeren und Kirschen, die beide hervorragend schmeckten. Nun ging es langsam wieder bergauf durch die Vorläufer der Sierra Nevada, vorbei am Kaweah-Stausee, durch den letzten Ort im Tal, Three Rivers, bis zum Eingang in den Sequoia NP. Ein Ranger informierte uns über zu erwartende Baustellen auf der Strecke. Es könnte sein, dass die Strasse eine Stunde lang gesperrt sei. Wenn wir gegen 16.00 h die gesperrte Stelle erreichen würden, wäre sie wohl in unserer Richtung offen. Also beeilten wir uns. Ich fuhr die zahlreichen Kurven, in denen es jetzt steil nach oben ging, ziemlich zügig, und tatsächlich erreichten wir die Sperrung genau um 16.00 h. Hier standen schon etliche Autos, aber als wir ankamen setzte sich die Schlange gerade in Bewegung, Glück gehabt. Im Schneckentempo ging es jetzt hinter einem sogenannten "Pilot Car" etwa 3 km aufwärts.

Immer höher wand sich die enge Straße, die anscheinend an dieser Stelle komplett neu gebaut wird. Endlich waren wir oben auf einer Höhe von 2100 m. Schneereste waren noch überall zu sehen, auch die Temperatur war deutlich niedriger mit 18°. Die ersten riesigen Sequoias standen am Straßenrand. Nach einer weiteren Viertelstunde erreichten wir unser Ziel, die Wuksachi Lodge. Die Aussicht auf die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada war fantastisch. Wir erhielten ein schönes großes Zimmer in einem separaten Gebäude namens "Siliman" mitten im Wald. Nachdem wir unsere Sachen aufs Zimmer gebracht hatten (auch alle Nahrungsmittel wegen der Bären), machten wir sofort einen kleinen Spaziergang in die nähere Umgebung. Zahlreiche Vögel zwitscherten in den Bäumen.

Wir sahen u.a.: Mountain Quail, Western Tanager, Junko, Stellar`s Jay, Red-breasted Sapsucker, Kleiber, Fox Sparrow und zahlreiche kleine Eichhörnchen (Western Gray Squirrel). Bis zum Abendessen um 19.00 h blieben wir hier. Das Restaurant befand sich im Hauptgebäude. Wir hatten einen Tisch für uns 4 reserviert mit herrlichem Blick in die Wälder und auf die umliegenden Bergspitzen. Das Essen war erstklassig. Es gab u.a. eine sehr schmackhafte Suppe auf Basis eines Zucchini ähnlichen Gemüses, eine kalifornische Pizza mit Pesto, Bruscetta, verschiedene Salate... Dazu trank ich ein Glas Pinot Noir. Ein leckeres Eis bildete den Abschluss. Tomoko verzichtete wegen ihrer Migräne, die im Abklingen war, auf Alkohol.

Beim Verlassen des Restaurants machten wir noch ein Foto von mir und einem großen Bären, der hier an einem Tisch in der Lobby saß und die Zeitung las. Gegen 20.45 h waren wir zurück auf unserem Zimmer. Ich schrieb noch Tagebuch, während Tomoko ein Bad nahm. Um 21.45 h gingen wir mit Vorfreude auf die nächsten Tage hier müde zu Bett.



10.06. Sequoia NP

Während der Nacht wachte ich mehrmals auf mit einigen Extrasystolen. Wahrscheinlich hatte ich leichte Probleme mit Alkohol in der Höhe von 2150 m. Außerdem brannte meine Stirn und Nase noch vom Sonnenbrand, den ich mir während der Walbeobachtung vorgestern zugezogen hatte. Tomoko wachte schon um 6.00 h auf, ich um 6.45 h. Zum Frühstück gingen wir beide diesmal alleine, die Eltern schliefen noch. Das Buffett war recht gut. Die Sonne strahlte schon intensiv vom wolkenlosen blauen Himmel. Gleich neben dem Weg zwischen Lodge und unserem Wohngebäude graste ein Reh und ließ sich nicht stören. Viele kleine Eichhörnchen und Vögel zeigten sich in der warmen Sonne. Um 10.00 h fuhren wir los.

Nach wenigen Kilometern kam uns plötzlich auf der Straße ein schwarzer Bär entgegen. Wir hielten an und beobachteten ihn eine Weile, bevor er im nahen Unterholz verschwand. Es sollte nicht der einzige heute bleiben, doch davon später mehr. Vor einem besonders schönen Sequoia-Baum machten wir ein paar Fotos, bevor wir im Visitor-Center einen kleinen Stopp machten. Hier kaufte ich mir einen neuen Schlapphut, der Vater auch gefiel, so dass er sich den gleichen kaufte. Um 11.00 h kamen wir bei unserem nächsten Ziel, dem Mono-Rock an, ein mächtiger Granitfelsen, von dem man eine tolle Aussicht ins Tal und auf die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada hatte.

Vater und Mutter kletterten alle 400 Stufen hinaus, während ich mich mit der Hälfte begnügte. Tomoko blieb gleich ganz unten am Parkplatz wegen ihrer Höhenangst. Ich ging dann auch bald zu ihr zurück, dabei konnte ich ein Pärchen Red-breasted Sapsucker (Specht) sehen. Die hier brütenden Wanderfalken bekamen wir leider nicht zu Gesicht. Gegen 12.00 h kamen Vater und Mutter wieder vom Aussichtspunkt zurück und wir fuhren zusammen zum Lodgepool Center, wo wir uns etwas zu essen kauften, was wir auch gleich hier verzehrten. Gut gestärkt machten wir uns auf den Weg zu den Crescent Meadows, wo wir etwas wandern wollten. Auf dem Weg dahin passierten wir die Stelle, wo man in einen umgestürzten Mammutbaum eine Durchfahrt gesägt hatte, die man mit dem Auto passieren konnte.

Um 13.30 marschierten wir bei den Crescent Meadows los. Der schmale Pfad verlief durch zahlreiche Schneereste und ging in einem großen Bogen um eine große Wiese im Wald herum. Wir konnten 2 White-headed Woodpecker fotografieren.

Nach einer knappen Stunde erreichten wir Huckleberry Meadow, eine weitere grasbedeckte Lichtung im Wald, und plötzlich entdeckte ich in einiger Entfernung einen großen braunen Bären, der gemütlich in der Wiese nach Futter suchte.

Etwas weiter war noch ein Bär zu sehen. Mutter bekam schon Angst und wäre am liebsten umgekehrt. Doch wir mussten weiter. Wir erreichten Thorps Log, eine Stelle an der der erste weiße Mensch in dieser Gegend sich in einem umgestürzten Baum eine Hütte gebaut hatte, die noch gut erhalten war.

Hier machten wir eine kleine Pause und gingen dann weiter, die Bären immer im Blick. Die schienen jedoch von uns keine Notiz nehmen zu wollen. Nach einer kurzen Strecke zweigte der Pfad ab in den Wald und nach insgesamt 2 Stunden und 4,7 km Weg erreichten wir wieder den Parkplatz. Unsere Beine taten weh und wir waren froh wieder sitzen zu können. Kaum waren wir abgefahren, als uns ein kleiner Stau auf der Straße etwas Besonderes signalisierte. Es lohnte sich anzuhalten, denn wir sahen unmittelbar neben der Straße, wie eine Bärenmutter mit 2 jungen Bären Futter suchte.

Ich nahm meine Videokamera und filmte diese wirklich aufregende Szene. Plötzlich bemerkte ich auf dem Bildschirm, wie die Bärenmutter auf mich zukam. Offensichtlich plante sie die Straße zu überqueren, ausgerechnet an der Stelle wo ich stand. Als sie gerade noch 5 m von mir weg war, machte ich schnell ein paar Schritte zur Seite und alle 3 Bären überquerten die Straße direkt neben mir. Ich hatte einen gehörigen Schrecken bekommen, so dicht hatte ich mir die Begegnung nicht vorgestellt. Noch etwas erschreckt aber voller Begeisterung fuhren wir weiter. Als wir die Hauptstraße erreicht hatten und ein paar hundert Meter weitergefahren waren, plötzlich wieder einige haltende Autos. Bär Nummmer 7 für heute war aufgetaucht.

Auch dieser Bär war auf Futtersuche, nach dem langen und ziemlich harten Winter verständlich. Das war aber wirklich unglaublich, dass wir an einem Tag 7 Bären an 4 unterschiedlichen Stellen gesehen hatten. Vater schlug vor, das morgige Picknick nicht im Wald zu machen, es gibt zu viele Bären und sie sind alle hungrig…. Gegen 16.30 h kamen wir wieder bei der Wuksachi Lodge an. Wir reservierten einen Tisch im Restaurant für 17.45 h. Zurück im Zimmer speicherten wir unsere Fotos und Videos auf unsere Notebooks und ruhten ein wenig aus. Das Essen war wieder sehr schmackhaft, Tomoko hatte Fisch (Red Trout) und ich Fettucini mit Champignons. Nach dem Essen fing ich gleich mit meinem Tagebuch an. Besonders natürlich die vielen Begegnungen mit den Bären hatten uns begeistert. Fotos und Video waren auch dementsprechend toll. Ein wirklich erlebnisreicher Tag ging zu Ende. Tomoko nahm noch ein Bad. Müde gingen wir gegen 21.30 h zu Bett. Leider konnte ich nicht einschlafen, da ich wieder unter ständigen Extrasystolen litt. Ein Vorhofflimmern trat aber Gott sei Dank nicht auf, aber einschlafen konnte ich erst gegen 1.00 h.



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