15.05. Gluepot Reserve - Jamestown

Unser Urlaub entwickelt sich langsam zu einer Art Überlebenskampf, zeigte doch das Außenthermometer heute Morgen nur 1° C an ! Immerhin waren es drinnen 6°, was allerdings auch nicht sehr viel ist. Während der Nacht hatten wir aber nicht in unseren Schlafsäcken gefroren dank unserer diversen Kleidungsstücke, die wir uns zusätzlich zu unseren normalen Schlafklamotten angezogen hatten. Kurz vor 7.00 Uhr standen wir auf und machten Frühstück, natürlich mit Kaffee kochen im Auto. Leider passierte ein kleines Missgeschick. Ich hatte meine Kaffeetasse auf dem Kocher platziert. Tomoko stieß leicht daran, die Tasse kippte um und der schöne heiße Kaffee floss über den Kocher und schwappte überall hin. Na ja, es gibt Schlimmeres… Ganz in der Nähe entdeckte Tomoko einen Vogel am Boden, einen Chestnut Quail-thrush. Um 8.20 Uhr fuhren wir mal zu unserem Hide in der Nähe. Der Himmel war wolkenlos und die gerade aufgegangene Morgensonne wärmte uns mit ihren ersten zarten Strahlen. Gleich nach unserer Abfahrt entdeckte Tomoko einen Papagei, einen Mulga. hoch in einem Baum sitzend. Leider stand die Sonne etwas ungünstig für ein gutes Foto. Von 8.40 - 9.25 Uhr blieben wir im Hide sitzen und beobachteten, was sich an Vögeln so zeigte. Etliche Currawongs flogen vorsichtig heran, sieben von ihnen tranken Wasser an der dort bereitgestellten Tränke. Die Vögel sind wirklich äußerst scheu, bei der kleinsten Bewegung oder Geräusch unsererseits flüchteten sie. 2 Australian Magpies kamen heran, tranken aber nicht. Tomoko hatte bei der Ankunft noch einen Common Bronzewing gesehen, der sogar gebadet hatte, brrrr….

Nun fuhren wir zu unserem Campingplatz zurück, luden die restlichen Sachen ein (Campingmöbel, Markise mit Stangen, Wasserkanister) und begaben uns um 9.50 Uhr auf die Weiterreise. Kaum waren wir losgefahren, hüpfte auch schon ein Känguru auf den Weg. Tomoko meinte, dass es ein Euro (eine Känguru-Art, kein Geld) war. Insgesamt sahen wir 4 Kängurus, kann aber auch immer das gleiche Tier gewesen sein, das parallel zum Fahrweg durch die Büsche hüpfte, wer weiß… Ein Stück weiter auf Track 7 kreuzte ein Schwarm Babbler mit ihren typischen lauten Stimmen unseren Weg. Wir stiegen aus und konnten auch noch einige andere Arten beobachten, u.a. White-browed Babbler, Brown-headed Honeyeater,

Crested Bellbird (f)) und Chestnut-rumped Thornbill.

Beim Visitor-Center machten wir nochmals kurz halt. Zwei große hellrosa Papageien flogen in einiger Entfernung vorbei. Bevor ich jedoch anhalten konnte und Tomoko ein Foto machen konnte, waren sie leider wieder verschwunden. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um die seltene Art "Major Mitchell's Cockatoo". Eine junge Französin (der erste Mensch nach 2 Tagen !!!), die hier für ein paar Wochen als Ranger arbeitet, begrüßte uns, konnte uns aber keine unserer speziellen Fragen zu Vögeln beantworten. Wir fuhren weiter und machten um 11.15 Uhr nach 14 km noch einen kleinen Stop am Gypsum Lunette Walk. Wir gingen etwa 400 m und blieben an einem Baum voller Vögel stehen. Wir sahen Striated Pardalote, Brown Treecreeper, Yellow-plumed Honeyeater, Chestnut-rumped Thornbill, Jacky Winter, White-fronted Honeyeater, Weebill ?. Wir beendeten unsere Miniwanderung um 11.45 Uhr, tranken im Auto noch einen Kaffee, aßen einen Keks und eine Banane und fuhren dann weiter die insgesamt 72 km staubige Sandstraße bis zum Highway B64. Wir wurden wieder mächtig durchgeschüttelt, doch unser Toyota Landcruiser bewältigte die Waschbrettpiste souverän. Tomoko musste wieder die unterwegs auftauchenden Gatter öffnen und schließen, insgesamt 4 Stück. Kaum waren wir auf dem Highway (eine ganz normale Landstraße), flog ein Milan (Whistling Kite) ziemlich tief über uns hinweg.

Um 13.15 Uhr erreichten wir den kleinen Ort Morgan. In einer kleinen Bäckerei machten wir für eine halbe Stunde Pause bei Kaffee und Kuchen.

Nun ging es weiter Richtung Burra, einem weiteren kleinen Ort auf der Strecke zu den Flinders Ranges. Auf den 85 km gab es keinerlei Ansiedlung, bzw. Tankstelle oder ähnliches, nur Schafe. Auch der Verkehr war äußerst dünn. Um 14.30 Uhr tauchten in einiger Entfernung 2 Emus auf. Die weißen Wolken am blauen Himmel sahen aus wie lange Baguettes, sehr merkwürdige Formen. Je weiter wir fuhren, umso weniger wurden sie, bis nach einer Weile nur noch blauer wolkenloser Himmel zu sehen war. Die Luft blieb trotzdem kühl.

Etwa 10 km vor Burra wechselte das Landschaftsbild. Es gab keine Sträucher und Bäume mehr, sondern nur noch trockene staubige Graslandschaft, in der immer wieder Schafe anzutreffen waren. Um 14.50 Uhr erreichten wir Burra. Da es hier nichts Besonderes zu sehen gab, fuhren wir gleich weiter. 2 Kängurus zeigten sich. Über Spalding, wo die einzige Tankstelle geschlossen war, ging es jetzt auf die letzten 30 km bis Jamestown, unserem heutigen Etappenziel. Auf zahlreichen Strommasten saßen Falken in der schon tief stehenden Nachmittagssonne und auf einem Baum auch wieder eine Gruppe Galahs. Um kurz vor 16.00 Uhr nach insgesamt 247 km kamen wir in Jamestown, einem kleinen Städtchen an. Wir fanden einen schönen Campingplatz (powered Site für 26,- AUS$). Bevor wir alles auspackten fuhren wir noch schnell zu einem nahen Supermarkt zum Einkaufen. Während Tomoko sich um Lebensmittel kümmerte, schaute ich nach einem Heizgerät. Tatsächlich fand ich ein mit 14.95 $ recht preiswertes Gerät. Damit sollten die kalten Nächte im Auto doch wirksam zu bekämpfen sein…Zurück am Campingplatz installierte ich Strom- und Wasserleitung, stellte die Campingmöbel auf, brachte die Markise am Auto an, baute den Gaskocher auf und setzte mich dann erst mal gemütlich in einen Campingsessel. Tomoko fing gleich mit den Vorbereitungen zum Abendessen an. Sie hantierte lange und intensiv in der Küche herum. Das Ergebnis konnte sich wahrlich sehen lassen. Es gab Zucchini-Squash-Pasta mit einer 3-Käse-Sauce (Riccotta, Gorgonzola,Parmesan) , dazu einen gemischten Salat und ein heißes Süppchen, das bei der inzwischen wieder einsetzenden Kälte sehr gut tat. Anschließend ging ich in die Küche des Campingplatzes und spülte das schmutzige Geschirr, das heute recht umfangreich war. Als ich damit fertig war, ging Tomoko duschen. In der Zwischenzeit schloss ich das neugekaufte Heizgerät doch gleich mal an, und siehe da, es funktionierte einwandfrei. Innerhalb kürzester Zeit war es im Auto wohlig warm. Als Tomoko zurückkam, war auch sie begeistert. Damit sollten die kühlen Nächte doch etwas angenehmer zu ertragen sein. Mal hoffen, dass die Sicherung des Autos der Belastung von 2000 Watt standhält. Ich schrieb wie immer Tagebuch, Tomoko sichtete ihre Fotos und schaute mal durch die gemachten Videos. Gegen 21.00 Uhr nahm ich auch die Gelegenheit wahr, nach 3 Tagen ohne Waschgelegenheit mal wieder ausgiebig zu duschen. Das Heizgerät funktioniert wunderbar. Im Inneren des Autos blieb es wohlig warm. Dadurch waren wir auch nicht so durchgefroren wie an den letzten Abenden und wurden nicht so früh müde, so dass wir erst nach 22.00 Uhr schlafen gingen.

16.05. Jamestown - Flinders Ranges (Rawnsley Caravan-Park)

Die Investition in ein Heizgerät hatte sich gelohnt. Während der Nacht schaltete sich das Gerät immer wieder automatisch ein, so dass die Temperatur immer gleichbleibend warm blieb, während die Außentemperatur wieder auf 5° absank. Um 7.30 Uhr frühstückten wir und räumten unsere Sachen auf. Während ich alles einpackte, ging Tomoko mit ihrer Kamera zu einem nahen Kanal und konnte dort einige wunderbare Aufnahmen von Galahs im Morgenlicht machen. Die Vögel flogen im Schwarm immer wieder hin und her, setzten sich dann auf kleine Äste und tranken Wasser. Dabei leuchtete ihr rosa Gefieder eindrucksvoll in der Sonne und spiegelte sich in der Wasseroberfläche. Das Kreischen der Vögel schallte über den ganzen Caravan Park.



Wir verließen den Platz und fuhren erstmal zur Bibliothek (Library), wo wir wieder mit unseren in Kangaroo Island erworbenen Zugangspässen kostenlosen Internetempfang hatten. Wir nutzten die Gelegenheit und blieben bis 10.40 Uhr dort. Nun wurde es aber langsam Zeit loszufahren. Heute wollten wir die noch ca. 200 km entfernten Flinders Ranges erreichen. Zunächst tankten wir am Ortsausgang beide Tanks voll, dann ging es los über eine sehr einsame Straße Richtung Norden der schon hochstehenden Sonne entgegen. Es gab nur ganz wenige kleine Ansiedlungen auf der Strecke. Der nächste größere Ort war Orroroo. Ein paar km vorher sahen wir zwei Western Grey Kangaroos durch die staubige Landschaft hüpfen. Hier hatte es seit Wochen nicht mehr geregnet. Dementsprechend trocken war der Boden. Manchmal sahen wir in einiger Entfernung einen Traktor fahren, jedes Mal einige riesige braune Staubwolke hinter sich herziehend. In Orroroo um 11.40 Uhr angekommen, suchten wir das Café "Maggies Rendezvous", das uns einige km vorher auf einem Hinweisschild an der Straße angezeigt wurde. In dem gemütlichen kleinen Ort mit diversen schnuckeligen Läden fanden wir das Café sogleich an der Hauptstraße liegend. Dies war keine schlechte Wahl. Der hausgemachte Kuchen, ein Lemon Cheesecake und ein Bee Sting, sowie der Cappuccino schmeckten vorzüglich, wirklich eine Empfehlung wert. Wir blieben bis 12.20 Uhr draußen an der Straße in der warmen Sonne sitzen und ließen uns den Kuchen schmecken. Auch unsere Bären waren vollzählig mitgekommen. In dem Café kaufte Tomoko noch ein schönes Küchentuch mit Känguru-Muster sowie eine kleine hübsche Grußkarte mit Magpies drauf.

In der Zwischenzeit kaufte ich in einem Laden nebenan einen Gummischaber, um unsere morgens immer stark innen beschlagenen Fensterscheiben wieder durchsichtig machen zu können, sowie eine Straßenkarte mit zahlreichen Details vom Gebiet der Flinders Ranges mit allen befahrbaren Straßen, auch den nur für Vierradantrieb empfohlenen Strecken. Die Sonne schien sehr intensiv vom wolkenlosen blauen Himmel, nur der kühle trockene Wind blies ziemlich kräftig. Nachdem wir weiterfuhren Richtung Hawker wurde die Gegend immer einsamer. Kaum mal ein Auto kam uns entgegen.

45 km vor Hawker zeigte sich ein Emu direkt am Straßenrand, aber als wir wendeten um ein Foto zu machen war er schon wieder dabei wegzurennen. Ein kurzes Stück weiter kreisten 3 Adler (Wedge-tailed Eagle) über unseren Köpfen und schraubten sich mehr und mehr in die Höhe, bis sie nur noch als kleine dunkle Punkte am Himmel zu erkennen waren. Einige km weiter saß ein Falke (Nankeen Kestrel) auf einem kleinen Strauch neben der Straße, der ruhig sitzen blieb, als ich zurücksetzte, so dass Tomoko endlich einige brauchbare Fotos machen konnte. Hin und wieder tauchte mal ein Känguru (Western Grey Kangaroo) auf, die meistens jedoch ziemlich scheu davonsprangen.

An einem ganz einsam in der Landschaft stehenden zerfallenen Steinhaus machten wir einen kurzen Fotostopp, als auf der anderen Seite der Straße eine Weihe (Spotted Harrier) niedrig über die dürren Sträucher flog. Für ein gutes Foto reichte es leider nicht.

Endlich erreichten wir um 14.05 Uhr Hawker, den letzten Ort vor den Flinders Ranges. Hier, so hatte ich im Internet gelesen, sollte man sich noch mit Lebensmittel-Vorräten eindecken können. Als wir aber den einzigen kleinen Laden, der an eine Tankstelle angeschlossen war, inspizierten bekamen wir doch einen gehörigen Schrecken. Es gab so gut wie nichts hier, und das wenige was es gab war vollkommen überteuert. Wir kauften ein schlabberiges Toastbrot und ein kleines Stück Käse, und das für 10,- $. Eine einzelne Avocado sollte 4 $ kosten. Ich weiß nicht, was sich dieser Informant im Internet mit seinem Tipp gedacht hat, hier seine Lebensmittelvorräte aufzustocken ist ja verrückt….Tomoko überlegte fieberhaft, wie viele Tage sie mit den noch bei uns vorhandenen Lebensmitteln auskommen kann. Nach einigem hin und her stellten wir fest, dass wir wohl noch einige Tage hinkommen. Wenn es gar nicht mehr geht, müssen wir ein Stück zurückfahren, eventuell bis Quorn oder aber sogar bis Port Augusta, mal sehen… Wir fuhren etwas besorgt weiter, wurden aber bald entschädigt, als direkt neben der Straße ein großer Schwarm von kleinen Vögelchen auftauchte. Beim näheren hinsehen stellten wir fest, das es sich um Zebrafinken (Zebra Finch) handelte, die mit ihren roten Schnäbelchen teils auf der Straße sitzend, teils in den trockenen Büschen nach Futter pickten.

Ein tolles Bild in der schon tiefstehenden Sonne! Nach 35 km erreichten wir die Abzweigung zum Rawnsley Caravan Park, unserem heutigen Ziel. Gerade waren wir auf die staubige Schotterstraße abgebogen, als 4 Emus ganz nah an uns vorbeischritten und offensichtlich nicht so scheu waren, wie die anderen, die wir schon gesehen hatten. Wir konnten sogar das Auto verlassen um einige Fotos zu machen.

Um 15.40 Uhr kamen wir nach weiteren 4 km am Caravan-Park an. Obwohl der Platz gut besucht war, gab es noch etliche freie Plätze. Wir bekamen einen Platz mit Strom- und Wasserversorgung für 33,- $ pro Nacht. Da wir nicht wussten, wie lange wir bleiben wollten, buchten wir erst mal nur für 2 Nächte. Morgen schauen wir uns dann mal um, besonders der Wilpena Pound ist auch eine Alternative. Ich baute wie immer alles auf, wobei Entelchen mir diesmal half...

Tomoko machte währenddessen eine kleine Runde mit ihrer Kamera. Dabei konnte sie einen Yellow-throated Miner und einen Magpie Lark fotografieren. Anschließend begann sie mit den Vorbereitungen fürs Abendessen.

Heute gab es Bratreis mit Gemüse, Koriander, Knoblauch, Curry und Cumin, dazu ein Süppchen. Nach dem vielen Staub heute schmeckte auch ein kühles Bier dazu. Wir waren heute früh dran, so dass wir schon um 17.00 Uhr im Schein der sich langsam dem Horizont nähernden Sonne zu Abend essen konnten. Die Nachbarn ließen eine merkwürdige Musik laufen, die uns etwas störte. Da es um 18.00 Uhr bekanntlich schon dunkel war, zogen wir uns in die Wärme unseres Autos zurück. Ich schrieb wie immer Tagebuch und Tomoko kümmerte sich um die gemachten Fotos. So verbrachten wir noch eine Weile, bevor wir das Licht ausmachten und uns in unsere Schlafsäcke verkrochen.


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