Laguna del Lagarto
01.05. 2014


Tomoko wachte heute als erste auf und verließ schon um 5:15 h das Zimmer. Ich folgte eine halbe Stunde später. Der Himmel war bedeckt, in der Nacht hatte es wieder geregnet. Ich wanderte bis zur Lagune, dort war aber nichts zu sehen. Überhaupt erwacht das Leben, besonders die Vögel, hier im Dschungel etwas später. Bis zum Frühstück durchstreiften wir das Gelände. So nach und nach tauchten dann doch zahlreiche Vögel auf. Das Frühstück war lecker. Es gab Toast, Schinken, Käse, Eier und verschiedenes Obst.

Auch beim Frühstück auf der offenen Terrasse konnten wir wieder zahlreiche Vögel beobachten. Es wurde von der Lodge-Verwaltung sogar ein neuer Ast am Futterplatz installiert, damit Fotos noch wirkungsvoller werden. In der Ferne flogen 3 rote Aras (Scarlet Macaw) vorbei.

Um 8:45 h trafen wir uns am Eingang der Lodge zu einer Dschungelwanderung. Martin, unser Führer, Nadja und Thomas, ein sehr nettes junges Paar aus Österreich, Tomoko und ich. Martin ist Engländer und sucht hier einen Job als Englisch Lehrer. Zwischenzeitlich macht er hier in der Lodge Führungen. Dank seiner fundierten Kenntnisse erfuhren wir viele interessante Dinge über den Regenwald. Eine sehr hübsche Blüte (Hooker's Lips) entdeckten wir, die Martin als "Angela-Jolie-Lippen" bezeichnete. Tomoko und ich als "ältere Semester" dachten da eher an den Schmollmund von Brigitte Bardot...

Der Marsch führte über einige km tief in den Regenwald hinein. Immer wieder sahen wir kleine Frösche wie das Erdbeerfröschchen (Blue-Jeans-Frog) oder den Goldbaumsteiger (Green and Black Poison Dart Frog), die wir schon in Selva Verde gesehen hatten. Riesige Lianen klettern in schwindelerregende Höhen. Eine davon mit Namen „Water Vine“ ist ein wahrer Wasserspeicher. Wenn man sie mit einer scharfen Machete durchtrennt, rinnt trinkbares Wasser heraus. Mehrfach sahen wir Gottesanbeterinnen im dichten Unterholz sitzen, kaum zu sehen mit ihrer Tarnfarbe. Einige hohe Bäume mit Namen „Almond Tree“ sind die einzigen Bäume, in denen der Große Soldatenara (Green Macaw) brütet. Ein besonders alter Baum dieser Gattung, ca. 450 Jahre alt, hatte riesige Wurzeln, die fast 20 m entfernt vom Baum noch zu sehen waren.

Ein großer Baum hat eine sehr nützliche Eigenschaft. Martin stach mit seiner Machete in die Rinde. Sogleich quoll eine weiße milchige süßlich schmeckende Flüssigkeit heraus, die als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten wirken soll.

An einer Stelle tauchten hoch in den Baumwipfeln über uns Spider Monkeys mit besonders langen Armen und Beinen auf. Die sahen wir zum ersten Mal.

Gute 2 Stunden waren wir jetzt schon unterwegs. Mein Hemd war patschnass und meine Knie schmerzten langsam. An einem Baum blieb Martin stehen, stach mit seiner Machete in die Rinde und ließ uns alle mal riechen. Der Geruch kam mir bekannt vor, doch ich kam nicht drauf, was es hätte sein können. Es war reines Kerosin. Tatsächlich brannte die Flüssigkeit mit lodernder Flamme ab, als Martin ein brennendes Feuerzeug in die Nähe hielt. Folglich heißt der Baum auch „Kerosin Tree“, merkwürdige Dinge gibt es in der Natur...

Wir trafen auch auf zahlreiche wandernde Bäume (wandering tree) mit dünnen langen Wurzeln. Diese Bäume verfügen über die Fähigkeit im Laufe der Jahre ihren Standort zu verlagern.

Um 11:10 h nach ca. 4 km Marsch kamen wir wieder völlig verschwitzt bei der Lodge an. Ich setzte mich auf die nächste Bank und nahm erst mal einen tiefen Schluck aus meiner Wasserflasche. Einige Kolibris schwirrten umher.

Als wir dann wenig später ins Zimmer gingen um ausgiebig zu duschen, fing es an zu regnen. Da hatten wir ja mächtig Glück gehabt. Anschließend setzte ich mich auf unsere Terrasse um mit Tagebuch schreiben anzufangen. Der Great Curassow kam vorbei, offensichtlich um mal nach Tomoko zu sehen. Tomoko meinte, ich sollte doch mal rufen. Kaum hatte ich versucht, einen Vogelruf zu imitieren, kam der Vogel ruckzuck auf unsere Terrasse gesprungen.

Aus der Nähe winkten Nadja und Thomas uns zu. Sie waren dabei, einige Tukane zu fotografieren. Als wir dazukamen, fragte Nadja uns, ob wir den großen gelben Vogel hoch im Baum gesehen hätten. Wir schauten hoch und da saß tatsächlich ein wunderschöner Trogon (Violaceous Trogon), wahrscheinlich die gleiche Art, die Tomoko vorhin im Wald aus der Ferne und nur von hinten gesehen hatte. Toll, dass der hier plötzlich so nah und deutlich zu sehen war. Auch einige Kapuzineraffen turnten durch die dichten Büsche.

Wir gingen mal rüber zum Restaurant. Wir hatten für heute kein Mittagessen bestellt, hofften aber, dass es zum bereitstehenden Kaffee vielleicht ein paar Cookies oder Plätzchen gab. Dem war leider nicht so. Tomoko war schon fast schlapp vor Hunger. Ich fragte Nadja, ob sie vielleicht irgendetwas Essbares dabei hätten. Gott sei Dank hatten sie etwas Brot im Zimmer, was Tomoko dankbar annahm. Von der Terrasse des Restaurants konnten wir außer den üblichen bunten Vögeln weit entfernt auch einige Geier sehen, darunter auch den imposanten King Vulture.

Ich hatte mein Netbook mitgebracht und checkte mal wieder Emails. Ein ebenfalls anwesender Fotograf aus Bilbao/Spanien, der mit aufwendiger Kameraausrüstung unterwegs war, zeigte uns auf seinem Apple-Notebook einige seiner fantastischen Aufnahmen. Diese waren äußerst professionell gemacht. Er machte allerdings auch nichts anderes, als den ganzen Tag an seinem mächtigen Stativ zu stehen und zu warten auf den günstigsten Augenblick. So etwas wäre uns trotz der tollen Ergebnisse etwas zu langweilig. Stattdessen beschlossen Nadja, Thomas und wir beide die Gelegenheit zu nutzen und mit den für Gäste bereitstehenden Kanadier-Booten ein wenig auf der Lagune herum zu schippern. Unsere Fotoausrüstung hatten wir vorsichtshalber in Plastiksäcke verpackt. Vorsichtig kletterten wir ins Boot und begannen zu rudern.

Obwohl Tomoko keinerlei Erfahrung hat mit Rudern, machte sie es ganz gut. Einmal blieben wir auf einer unter der Wasseroberfläche nicht zu sehenden Baumwurzel hängen. Erst als ich durch nach vorne klettern mein Gewicht verlagert hatte, bekamen wir das Boot wieder frei. Nicht auszudenken hier zu kentern, wo das Gewässer doch, wie wir gestern Abend gesehen hatten, vor Kaimanen nur so wimmelt... Im weiteren Verlauf sahen wir mehrmals Eidechsen (Jesus-Christ-Lizards) die so schnell über das Wasser laufen können, dass sie nicht einsinken. Der Name kommt daher, dass Jesus ja angeblich auch über das Wasser gehen konnte. Einige Papageien krächzten in der Höhe, auch Eisvögel waren zu sehen, die aber schnell wegflogen, als wir uns näherten. Wir paddelten ca. eine Stunde auf der Lagune herum. Kurz bevor wir gegen 16.00 h wieder am Ausgangspunkt ankamen, fing es an zu regen. Im gleichen Augenblick flog ein Tukan heran und blieb auf einem nahen Baum sitzen. Tomoko stieg schnell aus dem Boot und lief mit ihrer Kamera zu der Stelle. Es gelangen ihr ein paar schöne Fotos. Ich band das Boot an einem Pfosten fest, machte ein paar Fotos von der Lagune und kam langsam nach.

Auf dem Weg ins Zimmer folgte uns wieder der Curassow. Ich glaube, er hat sich Tomoko als Freund ausgesucht, er folgt ihr jedenfalls auf Schritt und Tritt. Selbst als wir schon im Zimmer waren, suchte er einen Zugang. Plötzlich versuchte er über das Fenster über der Eingangstür ins Zimmer zu kommen, wirklich anhänglich dieser Vogel. Ich setzte mich diesmal wegen herumfliegender Moskitos nicht nach draußen, sondern begann im Zimmer mit Tagebuch schreiben. Plötzlich tauchten direkt vor uns am Bananenfutterplatz 3 Araçaris auf. Unglaublich, dass man diese wunderschönen Vögel auf dem Bett sitzend beobachten kann.

Zwischen Zimmer und Terrasse gibt es keine Glasscheiben, sondern nur großflächige Moskitonetze, so dass man den Eindruck hat, man säße draußen. Gegen 18:00 h unterbrach ich mein Schreiben. Inzwischen war es draußen dunkel geworden. Ich duschte nochmal und anschließend gingen wir kurz vor 18:30 h zum Abendessen. Das war wieder sehr lecker. Es gab Salat mit gekochtem Ei, gebratenen Fisch, grüne Bohnen, Möhrchen und Kartoffelpürrée. Zum Nachtisch gab es ganz reife Ananasscheiben. Ein Bier durfte zur Freude von Entelchen auch nicht fehlen. Nadja und Thomas machten anschließend noch eine kleine Nachtwanderung mit Henri. Wir verzichteten heute darauf mitzugehen und zogen uns in unser Zimmer zurück. Hier schrieb ich mein Tagebuch zu Ende und speicherte alle gemachten Fotos auf externe Datenträger. Natürlich schauten wir uns noch unsere Fotos an, bevor wir dann gegen 21 h schlafen gingen.


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