17.05. Flinders Ranges (Rawnsley Caravan Park)

Um 6.30 Uhr wurde ich wach, blieb aber noch bis 7.00 Uhr liegen, da Tomoko noch schlief. Um 7.10 Uhr schafften es die ersten Sonnenstrahlen über den Berg und tauchten den Campingplatz in ein gleißendes Morgenlicht. Ein erstes Kleinflugzeug und ein Heißluftballon waren schon unterwegs, aus denen man die Flinders Ranges aus der Luft betrachten konnte. Schon beim Frühstück tauchten die ersten Papageien auf. Um 8.15 Uhr waren wir mit dem heute etwas sparsamen Frühstück fertig, sparsam deswegen, weil wir nicht wussten, wie lange wir mit unseren Vorräten auskommen werden, bzw. wann wir wieder einkaufen können. Bei der Rezeption holte ich mir noch eine Wanderkarte mit den Trails hier in der Umgebung, dann gingen wir los. Schon direkt am Ausgang des Campingplatzes entdeckten wir die ersten Papageien (Australian Ringneck, Mulga Parrot), die an dem kleinen Bächlein unter den hohen Bäumen tranken.

Langsam gingen wir voran. Da Tomoko immer wieder stehen blieb, da es an Papageien nur so wimmelte, lief ich einige 100 Meter voraus und wartete auf einer kleinen Anhöhe (Kangaroo Gap) auf sie. Als aber nach so 20 Minuten von Tomoko nichts zu sehen war, wurde ich langsam unruhig. Ich ging ein Stück zurück, von Tomoko keine Spur.

Ich konnte mir das nicht erklären, da wir das bisher immer so gemacht hatten, dass ich ein Stück voraus ging und dann auf Tomoko wartete. Ich blieb nochmals 10 Minuten stehen, aber vergeblich. So langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen, dass Tomoko sich in dem doch recht unwegsamen Gelände verlaufen haben könnte. Schnell ging ich den halben Kilometer zum Campingplatz zurück, aber auch hier war sie nicht. Ein älteres Ehepaar, das ich auf dem Campingplatz traf und das ich vorher schon in unserer Nähe spazieren gehen sah, sagte mir, dass sie eine Frau mit einer großen Kamera gesehen hatten, wie sie das trockene Flussbett aufwärts ging. Offensichtlich hatte sie einen kleinen gelben Pfeil übersehen, der eine Abbiegung des Weges nach rechts anzeigte (war allerdings auch nicht gerade deutlich zu sehen). Also machte ich mich auf den Weg das Flussbett hinauf, rief des öfteren Tomokos Namen und tatsächlich nach weiteren 10 Minuten kam sie mir ziemlich in Panik entgegen. Beide waren wir glücklich uns nach insgesamt einer Stunde und 3 km hin und her laufen wieder gefunden zu haben. In der Zwischenzeit hatte sie Fotos vom Red-rumped Parrot sowie White-browed Babbler machen können, mit ein Grund dafür, dass sie nicht mehr genau auf den Verlauf des Trails geachtet hatte.

Gemeinsam gingen wir nun den Berg hinauf und machten gegen 10.00 Uhr eine kleine Pause auf einer Bank am Kangaroo Gap Outlook. Als wir dort ankamen, flog ein Habicht (Brown Goshawk) vorbei und setzte sich in der Nähe auf einen Ast. Auch ein White-browed Babbler ließ sich sehen. Weiter ging es den Berg hinauf. Kurz vor erreichen des Sattels hüpfte ein Känguru (Euro) in großen Sätzen davon.

Um 10.40 Uhr waren wir oben. Von hier hatte man eine prächtige Aussicht nach allen Seiten auf die rotbraunen Bergzüge der Flinders Ranges so wie auch auf unseren Campingplatz am Fuß des Berges. Der Trail ging eigentlich noch weiter, da wir jedoch durch die Suchaktion schon einige km gelaufen waren, beschlossen wir, von hier aus auf der anderen Seite des Bergsattels wieder zum Campingplatz abzusteigen. Nach insgesamt 4,6 km kamen wir dort gegen 11.00 Uhr an. So hatte die heutige Expedition doch noch ein glückliches Ende genommen, außerdem hatten wir viel gesehen (außer den 3 Papageienarten und dem Brown Goshawk noch Red-capped Robin, Chestnut-rumped Thornbill, Singing Honeyeater, Spiny-cheeked Honeyeater, White-browed Babbler, Peregrine Falcon, Nankeen Kestrel, Crested Pigeon). Wir machten unser Auto startklar und fuhren um 11.25 Uhr mal zum Wilpena Pound, einem 25 km entfernten weiteren Ort in den Flinders Ranges mit Resort, Campingplatz, Visitor-Center, Coffee-shop usw. Um 11.55 Uhr, gerade hatten wir die Abzweigung zum Wilpena Pound erreicht, saß links von der Straße ein Känguru, wohl ein Euro, ganz gemütlich im Schatten unter einem kleinen Busch. Punkt 12.00 Uhr kamen wir am Wilpena Resort an, das einen sehr guten gepflegten Eindruck auf uns machte. Im Restaurant gab es zwar diverse Süßspeisen, aber keinen Kuchen. Diesen fanden wir dann beim Visitor-Center in einem kleinen Gift-Shop. Bei der Ankunft am Parkplatz marschierte eine große Gruppe anthrazitfarbener Vögel zwischen den Autos hindurch auf eine naheliegende kleine Grünfläche mit einer großen Wasserlache. Tomoko erkannte sie sofort als Apostelbirds.

Die Vögel waren ständig in Bewegung, badeten gemeinsam, schwatzten unaufhörlich und sprangen wild im Wasser umher. Ich lief schnell zum Auto zurück um meine Videokamera zu holen.

Als ich zurückkam, waren die Vögel mit ihrem Bad fertig, hatten sich alle zusammen in einem Baum versammelt und kuschelten fröhlich miteinander. Sie hatten überhaupt keine Scheu vor uns. Ein kurzes Video kann man hier sehen: Apostelbirds. Nun aber zum Kaffee. Tomoko bestellte sich ein um 50% reduziertes Sandwich, ich ein Stück Pudding-Kuchen, dazu zwei Cappuccino, die auch hier wieder schmeckten. Die ganze Anlage machte einen äußerst gepflegten Eindruck. Bei einer kleinen Rundfahrt durch den Caravan-Park sahen wir einige Emus gemütlich zwischen den einzelnen Stellplätzen nach Futter suchen. Vielleicht werden wir auf der Rückfahrt hier für ein paar Tage Station machen… Um 13.10 Uhr verließen wir Wilpena Pound und fuhren etwa 36 km nach Norden, wo eine unbefestigte Straße abzweigte zur Brachina Gorge, wie der Name schon sagt, ein enger Flussdurchbruch durchs Gebirge. Für diese Strecke wird Vierradantrieb empfohlen und wir merkten schnell warum. Zunächst war die Straße noch eine einfache unbefestigte Geröllpiste, nicht besonders schwierig. Öfters waren Emus zu sehen. Einmal tauchte eine 5-köpfige Gruppe von Emus direkt vor uns auf der Straße auf.

Ein kleines Video kann man hier sehen: Emus. Nun wurde die Strecke immer holpriger. Waschbrettpiste waren wir ja schon in Gluepot Reserve gefahren, aber diese Strecke war noch mal eine ganz andere Kategorie. Staubiger Sand wechselte mit dicken Steinen. Wir mussten einige Male Flussläufe durchqueren, einige führten noch Wasser. Dabei musste ich vor dem Durchqueren erst die Tiefe des Wassers überprüfen.

Teilweise waren kleine Steigungen mit schätzungsweise 25 - 30% zu überwinden. Dabei fiel unser gesamtes Gepäck aus der Dachablage auf den hinteren Boden, nur mein Waschbeutel blieb als einziger Gegenstand oben liegen. Trotz allem war die Fahrt äußerst lohnend. Die Landschaft war atemberaubend mit ihren rauhen Felsformationen. Immer wieder säumten alte dicke Gum-Trees (Eukalyptusbäume) die Strecke.

Des Öfteren tauchten Emus und Kängurus auf. Ein Brown Falcon saß auf einem Baum. An einer flachen Stelle in der Brachina-Gorge entdeckte Tomoko endlich den gesuchten Elegant Parrot am Flüsschen.

Inzwischen war es 15.00 Uhr geworden. Die Sonne sank langsam tiefer. Ein kleines Stückchen wollten wir noch fahren in der Hoffnung, vielleicht doch noch ein Yellow-footed Rock-Wallaby zu sehen, eine kleine Känguru-Art, die es nur hier in den Bergen gibt und ziemlich selten ist. Nach 13 km auf der Rüttelpiste um 15.10 Uhr dann welche Überraschung. Da stand doch tatsächlich wenige Meter vom Straßenrand entfernt ein solches Wallaby und schaute uns misstrauisch an. Nachdem wir einige Fotos machen konnten, hüpfte es eilig davon. Toll, hatte sich doch die anstrengende Fahrt gelohnt. Ein Ranger im Visitor-Center hatte uns darauf hingewiesen, das man möglicherweise hier in der Brachina-Gorge Glück haben könnte, ein solches Tier anzutreffen. Jetzt war es aber Zeit den Rückweg anzutreten. Es lagen noch 32 harte km durch die Bunyeroo-Gorge vor uns, eine ähnlich anspruchsvolle Geröll-Piste, die unser Toyota Landcruiser bravourös bewältigte. Die hinter uns stehende Sonne sank immer tiefer und tauchte die Landschaft in ein fantastisches Abendlicht. Je mehr es auf den Abend zuging, umso öfter tauchten Kängurus am Straßenrand auf. Da wir diese nicht gefährden wollten, fuhr ich äußerst vorsichtig.

Ohne Unfall erreichten wir um 16.30 Uhr wieder die befestigte Straße, die zurück zum Rawnsley Park, unserem Campingplatz, führte. Kaum waren wir ein Stück gefahren, sahen wir plötzlich 2 Adler etwa 10 m links von uns in Straßennähe am Boden sitzen. Ich bremste abrupt, fuhr einige Meter zurück, aber die Adler flogen auf und davon.

Einer flog Gott sei Dank nur zur anderen Straßenseite und landete auf einem Baum, leider etwas gegen die Sonne. Tomoko stieg vorsichtig aus, machte einen großen Bogen um den Baum herum und da der Adler sitzen blieb, schaffte sie es, ein paar Fotos in günstigerem Licht zu machen. Gegen 17.00 Uhr waren wir nach insgesamt 120 km wieder am Campingplatz zurück. Tomoko begann sogleich zu kochen. Heute gab es Steaks für mich, mit Polenta und Rosenkohl in Champignon-Sauce, dazu ein kühles Bier, das nach dem staubigen Tag uns (Entelchen und mich) sehr erfrischte. Da es schon dunkel war, als das Essen fertig war, aßen wir gemütlich im Inneren unseres Autos. Auch eine Dusche durfte heute nicht fehlen. Anschließend wie immer Tagebuch schreiben und Bilder sichten, was heute etwas länger dauerte, mehr als 500 Bilder !!! und viel Text. Gegen 21.40 Uhr waren wir damit fertig. Wir bereiteten unsere Schlafplätze vor und legten uns gemütlich hin. Ein wirklich ereignisreicher Tag ging damit zu Ende.


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