07.05. Kangaroo Island

Gegen 6.00 Uhr wurden wir schon wach. Es war noch dunkel, aber nach einer Viertelstunde fing es an zu dämmern. Sonnenaufgang war erst kurz vor 7.00 Uhr. Am Himmel zeigten sich nur wenige Wolken und die Luft war deutlich wärmer als in den vergangenen Tagen. Gefrühstückt haben wir wie immer draußen. Tomoko hatte entdeckt, dass es in der Campingplatzküche Mikrowelle, Toaster und Wasserkocher gibt. Dort wärmte sie den Rest vom gestrigen Abendessen auf. Diese warme Mahlzeit tat ihr sichtlich gut, da sie bisher nach ihren kalten Cornflakes immer gefroren hatte. Zahlreiche Vogelstimmen waren schon zu hören. Tomoko brach ihr Frühstück ab und machte eine Runde mit ihrer Kamera bis zur Lagune, weil das Morgenlicht so schön war.

Gegen 9.00 Uhr waren wir abfahrbereit. Heute wollten wir ein Gebiet besuchen im Norden der Insel, wo der sehr seltene Glossy-black Cockatoo brüten soll. Der Ort heißt Western River und liegt am Ende einer Sandstraße mitten in der Wildnis, etwa 38 km entfernt. Mir fiel ein, dass ich vergessen hatte mein Medikament zu nehmen. Also hielt ich an. Tomoko erschreckte mich mit einem Schrei, krabbelte doch eine kleine braune Spinne über ihren Arm. Normalerweise hat sie keine Angst, aber in Australien weiß man nie, ob eine Spinne giftig ist oder nicht. Gibt es doch hier z.B. die Red-backed Spider, deren Biss in 20 min zum Tode führen kann. Tomoko bugsierte die Spinne vorsichtig nach draußen. Wir fuhren weiter. Um 9.40 Uhr hüpfte uns plötzlich ein Känguru ganz dicht vors Auto. Ich konnte so gerade noch bremsen. Gott sei Dank fuhr ich nicht sehr schnell. Fünf Minuten später sahen wir zwei Adler auf einer Wiese sitzen, die aber von mehreren Australian Magpies weggejagt wurden, so dass keine Zeit mehr blieb für ein Foto. Gegen 10.00 Uhr erreichten wir das Ende der Straße. Wir fuhren ein kleines Stück zurück bis zu einem Punkt, wo ein Wanderweg zu einem Wasserfall begann (Waterfall River Hike).

Ein kühler Wind wehte inzwischen und die Wolkendecke war sehr dicht geworden. Wir zogen uns also warm an und marschierten los. Der abfallende Weg führte zunächst durch dichte niedrige Eukalyptusgehölze. Nach etwa einem Kilometer waren auch immer wieder alte hohe Bäume darunter. Mit unseren Ferngläsern suchten wir intensiv die Bäume ab, doch von einem Glossy-black Cockatoo war nichts zu sehen. Überhaupt war es ziemlich ruhig im Wald. Nur einige der üblichen kleinen Waldvögelchen ließen sich blicken. Tomoko mit ihrer schweren Kamera blieb etwas zurück und blieb bei den Vögelchen, während ich forschen Schrittes Richtung Wasserfall marschierte. Nach 2 km stand ein Schild, das die Entfernung zum Wasserfall mit 500 m anzeigte. Da aber der Pfad teilweise mit Treppenstufen steil nach oben führte, verzichtete ich auf das letzte Stück und ging wieder zurück. Inzwischen war die Sonne wieder hinter den immer kleiner werdenden Wolken zum Vorschein gekommen und brannte doch ziemlich heftig vom Himmel. Da der Weg auch noch beständig anstieg, kam ich in meiner warmen Kleidung mächtig ins Schwitzen. Ich erreichte Tomoko, der es auch schon ziemlich warm war. Ein Stückchen weiter krabbelte plötzlich wieder etwas Stacheliges am Wegesrand, ein Echidna war es, der mit seinem harten Schnäuzchen den Boden aufbuddelte und nach Ameisen suchte. Glücklicherweise hatte ich meine Videokamera zur Hand und konnte den kleinen Kerl bei seiner Tätigkeit aufnehmen. Ein Video kann man hier sehen: Echidna

Wir wollten gerade weitergehen, als Tomoko ihren Schal vermisste. Sie ging ein Stück zurück und ich suchte die nahe Umgebung ab, wo wir den Echidna beobachtet hatten. Tatsächlich fand ich den Schal nach kurzem Suchen. Etwas erschöpft erreichten wir gegen 12.30 Uhr nach insgesamt 4 km Wanderung den Parkplatz, wo unser Auto stand. Ich wollte die hintere Wagentür öffnen und Wasser holen, als ich abrupt stehen blieb. Das ganze Auto war über und über mit Marienkäfern bedeckt, die auch gleich in Schwärmen auf mich losflogen und auf meinem Puli sich niederließen, mindestens 20 Stück.

Tomoko hatte die Vision eines Horrorfilms mit dem Titel "Die Rache des Marienkäfers". Wir versuchten schnell ohne Marienkäfer ins Auto zu kommen, was natürlich nicht gelang. Alsbald krabbelten sie zahlreich auch innen auf den Scheiben. Wir fuhren ohne Wasser zu trinken los in der Hoffnung, dass der Fahrtwind die Käfer wohl wegwehen würde. Das klappte aber nicht ganz. Etliche Tiere blieben sitzen. Immer wieder öffneten wir die Fensterscheiben und beförderten einzelne Käfer nach draußen. So gelang es uns allmählich das Auto wieder käferfrei zu machen. Tomoko kletterte im Auto nach hinten und holte Wasser sowie von gestern Abend übrig gebliebenen Curry-Reis, der uns sehr schmeckte. Weiter gings Richtung Visitor Center des Flinders Chase NP, den wir gegen 13.30 Uhr erreichten. Tomoko fotografierte an der Straße das Warnschild mit der Gans, während ich für ein paar Minuten die Augen zumachte, da ich ziemlich müde war. Auch gleich am Parkplatz blieb ich eine Weile im Auto und machte erst mal ein Nickerchen. Doch dann war endlich Kuchenzeit. Tomoko bestellte einen Carrot-Cake, ich einen Kangaroo Island Hedgehog Choc (leckerer Schokoladenkuchen), dazu jeder einen Cappuccino. Wir suchten einen Platz auf der Terrasse, als Tomoko einen schönen blauen Superb Fairy Wren ganz nah auf einem Mülleimer sitzen sah. Endlich konnte sie ein wirklich gutes Foto von ihm machen. Kaum war der Fairy Wren weg, kam noch ein White-browed Scrubwren in unsere Nähe. Jetzt schmeckten Kuchen und Cappuccino besonders gut.

Anschließend wollten wir noch etwas in der näheren Umgebung spazieren, doch Tomoko zog es vor, am Parkplatz zu bleiben, da dort in der Regel mehr Vögel anzutreffen sind.

Ich dagegen wanderte noch eine Dreiviertelstunde durch die sumpfige Graslandschaft, sah aber außer zahlreichen Gänsen und einem Scarlet-Robin-Pärchen nichts Weiteres, außer natürlich die jetzt in strahlendem Sonnenlicht liegende Landschaft.

Also ging ich wieder zurück und gegen 16.00 Uhr fuhren wir wieder zum Campingplatz zurück. Wir schauten nach, ob der kleine Koala noch auf seinem Baum saß, was er noch tat. In dem Moment flogen einige schwarze Vögel über uns hinweg. Gleich erkannte Tomoko, dass es sich um Yellow-tailed Black Cockatoos handelte. Aber obwohl sie so schnell wie sie konnte losrannte, die Vögel waren schneller und verschwanden. Wenigstens konnte sie noch ein Wallaby und einen Rainbow Lorikeet im warmen Licht der Abendsonne fotografieren.

Zum Abendessen gab es heute Penne arrabiata und ein kleines Süppchen. Als wir genüsslich unser Essen verzehrten, tauchte plötzlich aus der Dämmerung ein kleines Wallaby auf, das sich sehr für die kleine Wanne interessierte, in die der Abfluss unseres Spülbeckens mündete. Tomoko hatte dort soeben die Nudeln abgegossen. Das Wallaby stieß einfach die Schüssel um und begann die Flüssigkeit aufzusaugen. Kurz darauf tauchte auch noch ein Possum auf. Beide verschwanden nach kurzer Zeit wieder in der Dunkelheit. Wie immer spülte ich in der Küche des Campingplatzes unser schmutziges Geschirr. Dann ging es wieder ans Tagebuch schreiben und Fotos sortieren. Heute waren wir beide ziemlich erschöpft, die Beine taten weh und auch der Rücken. Außerdem quälte mich ein Husten, der gegen Abend immer stärker wurde. Hoffentlich ist das morgen besser…

08.05. Kangaroo Island

Mitten in der Nacht piepste irgendwo ein Wecker. Das Geräusch schien aus meinem Rucksack zu kommen, aber ich hatte doch gar keinen Wecker gestellt! Als wir den Rucksack etwas näher untersuchten, fanden wir doch tatsächlich den in Singapur gekauften Miniwecker, der unaufhörlich piepste. Wir konnten uns das nicht erklären, da keiner von uns in den letzten 10 Tagen diesen Wecker berührt hatte, komische Dinge passieren manchmal…. Nachdem wir das Geräusch erfolgreich gestoppt hatten, schliefen wir wieder gut durch bis 6.45 Uhr. Der Husten hatte erfreulicherweise aufgehört. Also duschte ich heute mal. Die Sonne ging gerade auf. Wir bereiteten schnell unser Frühstück. Um 7.45 Uhr machten wir im ersten Morgenlicht einen kleinen Spaziergang zur Lagune. Das Wetter sah sehr erfreulich aus, fast keine Wolken am blauen Himmel, nur ein heftiger Wind wehte.

Zwei Kängurus badeten gemütlich in der Morgensonne und ließen sich von den Strahlen aufwärmen. Im Wasser der Lagune konnte man viele kleine Taucher beobachten, sowie drumherum Galahs, Gänse, Lapwings, Ibis, Enten und einen Kormoran, also die üblichen Vögel…. Um 8:30 Uhr beendeten wir unseren Morgenspaziergang und machten uns fertig für die Fahrt zur Murray-Lagune. Nachdem ich die Campingmöbel unter einer Plane gesichert hatte, kam unser "Haus-Känguru" vom Nachbar-Stellplatz herüber und begann unter der Plane zu schnüffeln. Da es dort nichts fressbares fand, ging es plötzlich auf Tomoko los. Es richtete sich auf und berührte Tomoko mit seinen Vorderbeinen. Als es aber nichts zu fressen gab, fing es auf einmal mit beiden Hinterbeinen an zu treten und zu boxen, allerdings nicht sehr heftig.

Um 9.00 Uhr fuhren wir endlich los auf der South Coast Road Richtung Osten ca. 64 km bis zur Murray Lagune, die wir nach einer Stunde und 20 Minuten erreichten. Die letzten 9 km waren Sandpiste, die sehr starkes Wellblechformat angenommen hatte und unser Auto mächtig durchschüttelte. Wir wählten einen ca. 2 km (hin und zurück) langen Trail (Timber Creek Trail) und marschierten los. Es war ziemlich ruhig, nur der starke Westwind fegte über die dichten Büsche hinweg, die uns aber einigermaßen schützten. Ich ging etwas voraus und machte einige Fotos von der Landschaft.

Zahlreiche trockene abgestorbene Bäume standen in einer schier endlosen Ebene, die durch einen dichten roten Pflanzenteppich einen starken Kontrast zum blauen Himmel bildete. Aus etwa 1 km Entfernung schimmerte das blaue Wasser der Lagune zu uns herüber. Auf einem trockenen Baum saß in einiger Distanz ein Adler. Wir wanderten den gesamten Trail entlang, konnten aber weiter, außer ein paar kleinen Fairy-wrens und Australian Magpies, keine anderen Vögel sehen. Auf dem Rückweg um 11.20 Uhr hüpften plötzlich 3 Kängurus unmittelbar vor meiner Nase aus den Büschen, sprangen über den Pfad und verschwanden wieder so schnell wie sie gekommen waren. Ich war ziemlich erschrocken.

Um 11.45 Uhr waren wir wieder zurück beim Auto. An einem Picknicktisch nahmen wir Platz. Tomoko packte die Reste des gestrigen Abendessens (Penne arabiata) aus, die uns in der frischen Luft besonders gut schmeckten. Um 12.15 Uhr fuhren wir zurück. Unterwegs wollten wir wie immer einen Kaffee mit einem Stück Kuchen essen, besonders da unser Bär Pa heute unserer Erinnerung nach Geburtstag hatte. Das erste Café, das wir ansteuerten, hatte zwar als Attraktion einen Koala auf einem Baum sitzend zu bieten, aber keinen Kuchen mehr. Außerdem war alles super teuer. Ein einfacher Apfelstrudel sollte 8,50 AUS$ (fast 7 €) kosten, ein Muffin 6 AUS$ !!!. Als auch das nächste Café nichts besonderes anzubieten hatte, beschlossen wir zum Visitor-Center des Flinders Chase NP zurückzufahren, wo wir um 13.45 Uhr ankamen. Die Sonne strahlte ziemlich heiß vom wolkenlosen blauen Himmel herunter. Wir bestellten 2 leckere Stück Schokoladenkuchen mit 2 Cappuccino und nahmen auf der Terrasse unter einem Sonnenschirm Platz. Diesmal waren alle drei Bären mitgekommen und wir feierten alle zusammen Pa'chens Geburtstag (wie sich später herausstellte, hatten wir den Geburtstag 3 Tage zu früh gefeiert). Um 14.40 Uhr war unsere gemütliche Kaffeestunde vorbei und wir fuhren wieder zurück zu unserem Campingplatz. Wir wollten die Gelegenheit nutzen, vor der morgigen Abfahrt unsere schmutzige Wäsche zu waschen. Das erledigte Tomoko. Ich unterhielt mich in der Zwischenzeit mit einem Camping-Nachbarn aus Melbourne, der mir einige wichtige Tipps für unsere weitere Reise mitgab. Wichtig war vor allem, dass wir in drei Tagen eine Grenze überschreiten werden, über die wir kein frisches Gemüse oder Obst transportieren dürfen. Dieses Verbot wurde erlassen um zu verhindern, dass schädliche Insekten, wie z.B. eine spezielle Frucht-Fliege eingeführt werden. Zeitig am Nachmittag begann Tomoko zu kochen. Da wir morgen Kangaroo-Island verlassen werden, wollte sie alle verbliebenen Gemüsereste verwerten. Der daraus resultierende Nudelsalat mit Gemüse in Zitrone-Pfefferminz-Sauce schmeckte toll. Zusätzlich gab es noch eine Tasse Suppe mit Crackern. Der Duft des Essens schien auch unserem "Haus-Känguru" zu gefallen, denn es kam eilig in großen Sprüngen angehüpft. Am Tisch angekommen schnupperte es zunächst vorsichtig in der Nähe von Tomoko an deren Teller, schließlich war es ja heute morgen noch leer ausgegangen. Erst versuchte es von der einen Seite ranzukommen, dann von der anderen Seite. Grundsätzlich wollten wir wilde Tiere nicht füttern, deshalb versuchten wir das Känguru abzuwehren. Ich holte schnell meine Videokamera und begann zu filmen. Dann ging alles sehr schnell. Wir schafften es noch so gerade unsere Teller im Auto zu sichern. Das Känguru steckte blitzschnell seine Nase in die Tüte mit den Crackern. Als ich die Tüte an mich nehmen wollte, stieß ich in der Hektik zur großen Freude des Kängurus meine Suppentasse um. Das Känguru fing an begierig die ausgelaufene Suppe mit seiner Zunge aufzulecken.

Alles wurde genüsslich verspeist, selbst ein Lorbeerblatt. Auch die Reste am Boden leckte es sorgfältig auf. Tomokos Suppenbecher stand noch auf dem Tisch. In diesen steckte das Känguru seine Nase, ging damit zum Boden und leckte noch eine ganze Weile mit seiner Zunge darin herum, eine wirklich lustige Szene… Ich streichelte sein weiches Fell, was ihm offenbar gefiel. Dann hoppelte es zufrieden zum Nachbar-Caravanplatz. Inzwischen sank die Abendsonne immer tiefer und die ersten Sterne kamen zum Vorschein. Der Wind flaute langsam ab. Gegen 18.00 Uhr war es dunkel. Ich spülte alles sorgfältig und duschte noch mal. Anschließend schrieb ich Tagebuch und Tomoko zeichnete wieder etwas, diesmal ein Känguru. So ließen wir den Tag gemütlich ausklingen und gingen gegen 21.30 Uhr schlafen.


weiter Seite 6

zurück

INDEX