13.05. Gluepot Reserve

Nach eisiger Nacht (Außentemperatur 4°) wurden wir um 6.10 Uhr wach. Im Auto waren es nur 6°. Um das etwas zu verbessern, ging ich auf den Fahrersitz, startete den Motor und schaltete die Heizung ein, die nach einiger Zeit tatsächlich die Innenluft etwas auf 10° erwärmte, immerhin ein zweistelliger Wert. Tomoko hatte während der Nacht ein Kleidungsstück nach dem anderen angezogen, am Schluss die Winterjacke, fror aber immer noch. Wir platzierten heute fürs Frühstück unseren Gaskocher in den Innenraum des Autos, kochten Kaffee und wärmten Suppe auf. Auch dadurch wurde der Innenraum endlich warm. Draußen schien die tiefstehende Morgensonne schon kräftig vom wolkenlosen blauen Himmel, doch die Außenluft blieb zunächst noch kalt. Nach dem leckeren Frühstück machten wir uns um 8.15 Uhr auf den Weg zunächst zum Visitor-Center, um uns zu registrieren. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kleinen Halt am Froggy-Dam-Hide (ein überdachtes Versteck zur Vogelbeobachtung). Wir sahen dort einen Common Bronzewing und einen Schwarm von Spiny-cheeked Honeyeater. Interessant war auch eine Hinweistafel, die sehr detaillierte Aussagen zu zwei Vogelarten und deren Mischformen( Black-eared Miner und Yellow-throated Miner) enthielt.

Nach einiger Zeit fuhren wir weiter zum Visitor-Center, wo wir um 9.15 Uhr ankamen. Ein freundlicher Ranger kam hinzu und gab uns einige Informationen und Tipps. Es ist wirklich vorbildlich, im Gegensatz zu Deutschland, wie hier Vogelbeobachtung und Artenschutz wissenschaftlich, aber allgemein verständlich behandelt wird. Jeder Trail ist genauestens markiert mit passenden Infos, wo man jeweils bestimmte Arten finden kann. Einige warme Kleidungsstücke wurden zum Verkauf angeboten. Ich suchte mir eine Polar-Fleece-Jacke für AUS$ 62,- aus. Außerdem zahlten wir die Campingplatzgebühr in Höhe von 30 AUS$, 10,- $ pro Nacht. Der Ranger hatte uns empfohlen zum Whistler Tank zu wandern, eine Strecke von gut 6 km hin und zurück. Hier sollte eventuell die Möglichkeit bestehen, einen Grass Wren zu sehen. Bei schönem Wetter wanderten wir los. Ein mächtiges fast fischnetzgroßes Spinngewebe faszinierte uns.

Eine dicke Spinne saß mittendrin, krabbelte aber schnell an den Rand, als ich mich näherte. Viele Vögelchen flatterten umher und zwitscherten fröhlich. Identifizieren konnten wir Yellow-plumed Honeyeater, White-eared Honeyeater, Red-capped Robin, Jacky Winter (der heißt wirklich so) und mehrere Thornbill.

Außerdem sahen wir noch White-browed Treecreeper sowie einige Splendid Fairy-wren, diese leider alle im Schlichtkleid.

Nach 3 km Wanderung erreichten wir gegen 11.30 Uhr den Whistler Tank. Im nahe gelegenen Hide rasteten wir eine Weile und stärkten uns mit einer Banane. Leider hatte sich inzwischen die Sonne hinter dichten Wolken verzogen. Ein kühler Wind blies uns ins Gesicht und die Vogelstimmen wurden immer weniger. Nur ein junger Grey Butcherbird ließ sich an der Tränke für einen Moment blicken.

Wir suchten hinter dem Tank, wie vom Ranger empfohlen, nach dem Grass Wren, konnten aber leider in den dichten Spinifex-Sträuchern (Triodia oder auch "porcupine grass"), seinem normalen Aufenthaltsort, keinen entdecken. Es wurde immer windiger und wir machten uns wieder auf den Rückweg. Auf den hin und wieder auftauchenden kleinen Bänken nahmen wir immer für ein paar Minuten Platz, um die müden Beine etwas zu entlasten. Um 13.50 Uhr, nach etwas mehr als 6 km Fußmarsch, kamen wir wieder beim Visitor-Center an. Wir holten unseren aus der Bäckerei in Waikerie mitgebrachten Kuchen (Chocolate-Caramel-Schnitte) und Kaffee ( leider inzwischen kalt geworden) aus dem Auto und verzehrten beides mit großem Appetit zusammen mit unseren Bären an einem nahe stehenden Picknicktisch. Um 14.15 Uhr stiegen wir alle wieder ins Auto und fuhren den Track Nr.2 Richtung Westen bis zum Old Gluepot Dam. Nach kurzer Strecke hielten wir an, da Tomoko einen Hooded Robin gesehen hatte. Um 15.00 Uhr kamen wir am Old Gluepot an. In einer Entfernung von etwa 800 m entdeckte Tomoko 2 Emus, die ziemlich eilig am Rande eines kleinen Sees entlangliefen und nach einiger Zeit in den Büschen wieder verschwanden. Da in dem Hide in der Nähe weder was zu sehen noch zu hören war, fuhren wir weiter Richtung "Bellbird" Campingplatz. Nach ein paar km entdeckten wir 3 Mulga Parrots, ziemlich gut sichtbar in einem Baum sitzend.

Wieder einige km weiter kreuzte ein kleiner Schwarm Babbler unseren Weg, ein Vogel, der von Birdwatchern immer wieder hier gesucht wird. Um 16.30 Uhr waren wir wieder zurück bei unserem Campingplatz. Wir waren immer noch die einzigen Gäste. Unser Auto war durch den roten staubigen Sand ziemlich schmutzig geworden.

Ich befestigte wie immer die Markise am Auto und Tomoko begann mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Heute verlängerte sie nur unsere Suppe von gestern mit etwas zusätzlichem Gemüse. Ich trank mit Entelchen ein Bier, das uns nach der anstrengenden Wanderung besonders gut schmeckte. Auch die darauf folgende Suppe tat sehr gut. Im späten Nachmittagslicht sanken die Temperaturen ziemlich schnell wieder ab. Deshalb zogen wir uns nach dem Essen sehr bald ins noch warme Auto zurück. Tomoko legte sich mit einer kleinen Wärmeflasche faul auf die Innenbank und studierte ihr Vogelbuch. Ich schrieb derweil wieder Tagebuch, womit ich gegen 19.30 Uhr fertig war. Draußen war es ganz still. Wir blieben einfach im noch warmen Inneren des Autos und begannen schon mal mit dem Bettenbau. Früh gingen wir ins Bett, tauschten aber heute mal die Seiten, d.h. ich musste an die kalte Außenwand. Mal sehen wie ich das überstehe…

14.05. Gluepot Reserve

Der Tausch unserer Liegeplätze in dieser Nacht hatte sich bewährt. Weder Tomoko noch ich hatten gefroren. Meine neue Fleece-Jacke diente Tomoko als zusätzliche Decke, und ich hatte keinerlei Probleme an der kalten Außenwand des Autos. Es war auch nicht ganz so kalt wie gestern im Auto, immerhin zweistellige 11°. Ich kletterte um kurz vor 7.00 Uhr auf den Fahrersitz, startete den Motor und schaltete die Heizung ein. Obwohl ich wartete, bis der Motor auf Touren kam und warme Luft ins Innere blies, sank die Temperatur im Auto auf 10°. Das lag ja wohl nicht in meiner Absicht. Also machte ich den Motor aus und installierte stattdessen den Gaskocher im Inneren. Schnell einen Topf mit Wasser für Tee und Kaffee aufgesetzt und schon wurde es angenehm warm. Wir frühstückten gemütlich ein Käse- und ein Honigbrot. Um 7.50 Uhr waren wir mit dem Frühstück fertig. Bis wir dann mit Toilette, Zähne putzen, Spülen, Markise abbauen usw. fertig waren, war es fast schon 8.30 Uhr. Nun ging's aber endlich los. Die tiefstehende Sonne strahlte schon vom wolkenlosen Himmel, hatte aber noch keine so richtige Kraft um die kalte Luft aufzuwärmen. Zunächst fuhren wir Richtung Hide am Grasswren Tank nicht weit von unserem Campingplatz (ca. 2 km). Gleich nach ein paar hundert Metern entdeckte ich etwa 200 m vom Fahrweg entfernt 3 Kängurus, offensichtlich Red Kangaroos, die uns aufmerksam aus der Ferne beäugten.

Um 8.35 Uhr kamen wir schon beim Hide-Parkplatz an. Vorsichtig gingen wir die kurze Strecke bis zum Hide und ließen uns, ohne Geräusche zu verursachen, auf einer Bank im Inneren nieder. Zwei wunderschöne Papageien (Regent Parrot) saßen in einem Baum etwa 10 m entfernt. Einer saß ziemlich ruhig auf seinem Ast, während der andere in den Zweigen herumkletterte und offensichtlich nach Früchten suchte. Vorher hatte Tomoko, die einen Augenblick früher gekommen war, einen Butcherbird gesehen. Während ich die Papageien filmte, tauchte plötzlich ein großer Schwarm (so um die 20) Miners auf. Einige waren mit Sicherheit Yellow-throated Miner, da diese sich aber auch mit Black-eared Miner paaren und es dadurch zu Hybridbildung (Mischformen) kommt, waren wir bei den anderen nicht sicher.

Auch ein Rufous Whistler ließ sich sehen.

Gegen 9.40 Uhr wurde uns ein wenig kalt im Hide. Wir gingen zum Auto zurück und fuhren ein kleines Stück zurück, wo der Grasswren Trail abzweigte. Hier kamen wir um 9.50 Uhr an. Als wir ausstiegen, sah ich in etwa 500 m Entfernung, wie sich ein langer Hals mit Schnabel durch das niedrige Buschwerk bewegte. Beim näheren hinsehen erkannte ich, dass dort ein Emu herumspazierte, leider zu weit für ein Foto.

Nun marschierten wir los. Der Himmel bewölkte sich zusehends wieder. Hoffentlich zieht es nicht ganz zu so wie gestern … Dieser Trail ist eigentlich ein Rundweg. Wir gingen in etwa 1,7 km entlang. Am Ende blieben wir eine halbe Stunde auf einer Bank sitzen und beobachteten etliche Vögel, unter anderem einen White-fronted Honeyeater, ein Pärchen Red-capped Robin, Spiny-cheeked Honeyeater, Yellow-plumed Honeyeater, White-eared Honeyeater, Gilbert's Whistler.

Leider sahen wir keinen Grasswren, der dem Trail seinen Namen gibt. Auch ein paar Ziegen streiften durch die Büsche. Um kurz vor 11.00 Uhr frischte der Wind wieder auf. Da die sandige Landschaft mit ihrer buschigen Eukalyptusvegetation immer gleich blieb, zogen wir es vor, den gleichen Weg wieder zurückzugehen, so dass wir anstelle von 6 km nur 3,4 km laufen mussten. Somit kamen wir um 12.10 Uhr wieder zum Ausgangspunkt zurück. In etwa 800 m Entfernung konnten wir wieder eine Gruppe Emus beobachten, so 7-8 Tiere, die langsam immer am Boden pickend durch die Landschaft zogen. Nun war es Zeit für unsere Kaffeepause mit Kuchen. Heute gab es Peacan Tarte, die wir in der Bäckerei in Waikerie gekauft hatten. Schmeckte wunderbar, meinten auch die Bären… Um 12.45 Uhr beendeten wir die Kaffeepause und fuhren nochmals zum nahegelegenen Hide zurück. Auf dem Weg dorthin sahen wir 2 Mulga Parrots und verschiedene andere Vögel.

Am Hide selbst war es ganz still, nichts zu sehen, so dass wir nach 10 Minuten wieder wegfuhren und zwar nach Süden etwa 12 km zum Long Dam, den wir gegen 14.00 Uhr erreichten. Hier ließen wir das Auto stehen und gingen langsam etwa 500 m zu Fuß. Inzwischen war der Himmel wieder wolkenlos, nur der Wind war immer noch stark. Da mein Bart mich leider nicht genügend vor dem kalten Wind schützte, gab mir Tomoko ihren zweiten Schal. Wir sahen und hörten etliche Spiny-cheeked Honeyeater und in einiger Entfernung einen kleinen Southern Whiteface. Eine Gruppe Ziegen kam auf uns zu, lief aber schnell wieder zur Seite weg. Auf dem Rückweg gegen die schon recht tiefstehende Sonne tauchte auf dem Weg eine Gruppe Splendid Fairy-wren auf. Zu unserer großen Freude war auch ein Männchen im leuchted blauen Prachtkleid darunter.

Tomoko gelangen ein paar schöne Fotos. Um 15.00 Uhr erreichten wir wieder unser Auto und fuhren über den Track 8 und 6 zum Hide am Froggy Dam. Hier war es aber auch sehr still. Es war sowieso jetzt langsam Zeit zu unserem Campingplatz zurückzufahren. Nach insgesamt 45 km Rundfahrt durchs Gelände kamen wir um 16.15 Uhr dort an. Inzwischen war es vollkommen windstill geworden und die Sonne verschwand langsam hinter den Bäumen im Westen. Eine unglaubliche Ruhe lag über der Landschaft. Wir hatten heute den ganzen Tag keine Menschenseele getroffen, ein wirklich seltenes Ereignis… Tomoko begann mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Ich fing schon mal an, Tagebuch zu schreiben. Bei den letzten Strahlen der untergehenden Sonne nahmen wir an unserem Picknicktisch Platz. Es gab heute chinesische Bratnudeln in merkwürdiger Zitronensauce und Laksa (eine Suppe, die aus Singapur stammt). Tomoko war zunächst mit ihrem Kochergebnis nicht ganz zufrieden, aber in der frischen Luft schmeckte doch alles recht gut. Da es um 18.00 Uhr wieder stockdunkel war, zogen wir uns in unser Auto zurück. Tomoko sortierte Fotos und versuchte einzelne Vögel anhand ihres Vogelbuches zu identifizieren. Ich schrieb derweil mein Tagebuch zu Ende. Gegen 19.00 Uhr war ich fertig damit. Die Zeit hier im Gluepot Reserve war einmalig schön. Nicht nur der Vogelreichtum sondern auch die einsame Natur hatte uns sehr beeindruckt. Morgen werden wir die Gegend verlassen und uns auf den Weg in die ungefähr 450 km entfernten Flinders Ranges machen. Wir gingen noch mal ins Freie und betrachteten den prächtigen Sternenhimmel, der sich in seltener Klarheit in der trockenen Luft zeigte.

Die Milchstraße war deutlich zu erkennen. Wir machten ein paar Fotos, zogen uns aber nach 10 Minuten in unsere warmen Schlafsäcke zurück.


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