Albergue El Socorro - Laguna del Lagarto 80 km
30.04. 2014


Um 3:50 h hörte ich den ersten Hahn krähen. Ich schlief aber noch mal ein. Beide wurden wir um 5:10 h wach. Aus der Ferne hörten wir einige Brüllaffen rufen, auch etliche Vögel zwitscherten schon. Also standen wir auf und machten gegen 5:30 h einen ersten Spaziergang. Der Himmel war bewölkt, doch es war trocken. Die Temperatur betrug 20° bei 94% Luftfeuchtigkeit, recht angenehm. Auf dem kleinen Weg vor der Lodge sahen wir José schon bei der Arbeit, Ziegen und Kühe versorgen. Auch zahlreiche Vögel konnten wir wieder sehen.

Wir gingen langsam wieder zurück und setzten uns auf die Bank vor Hütte Nr.3. Plötzlich sahen wir, wie in etwa 25 m Entfernung zwei Tiere einen Baum hinaufkletterten. Es waren Opossums. Eins kratzte sich ständig, das größere Tier blieb auf einem Ast liegen. Da sie zwei Schnauzen wie ein kleines Schwein hatten, tauften wie sie zunächst „Schweinebär“. Sie ließen sich von uns nicht stören und verschwanden irgendwann wieder spurlos.

Das Frühstück um 7:00 h war reichhaltig und lecker wie immer. Für mich gab es außer den üblichen Sachen auch einen Toast mit Käse und Schinken, hmm...! Als wir um 7:45 h wieder bei unserer Hütte ankamen, flogen zwei Aracaris auf den Baum vor uns, blieben dort kurz sitzen und flogen weiter. Auch einen Silver-throated Tanager entdeckte Tomoko im Gebüsch.

Inzwischen hatten sich wieder dichte Wolken gebildet. Mal sehen, ob das Wetter hält, wenn wir gleich wie geplant den Wasserfall besuchen werden. Eigentlich wollte José uns abholen, doch er hatte bei der Reparaturarbeit an einem Auto leichte Schwindelgefühle bei sich festgestellt. Stattdessen fuhren wir mit José Angel, einem sehr netten jungen Costaricaner. Wir fuhren die 2 km bis zu der Stelle, an der wir gestern in strömendem Regen gewendet hatten. Hier bog ein kleiner Feldweg nach rechts ab. Nach ca. 100 m hielten wir an einem Baum an, auf dem zahlreiche grüne Papageien (Crimson-fronted Parakeet) herumkletterten.

An der gleichen Stelle hörten wir etliche Brüllaffen. Wir sahen auch einige Vögel Montezuma Oropendulas. Ein kleines Stück fuhren wir noch weiter und hielten an.

Über saftig grüne Wiesen, dabei unter mehreren Stacheldrahtzäunen hindurchkriechend, gelangten wir an ein Waldstück. Hier zweigte ein sehr steiler Pfad ab, den wir ca. 200 m hinunterkletterten. Ein Bambusstock stand am Beginn bereit, mit dem man sich auf dem steilen Terrain einigermaßen gut abstützen konnte. Tomoko benutzte dazu ihr Einbeinstativ.

Der Pfad endete an einer Stelle, wo man einen herrlichen Ausblick auf einen am gegenüberliegenden Hang herabstürzenden Wasserfall hatte. Nach einigen Fotos machten wir uns wieder auf den Rückweg. Dabei kam ich ganz gehörig ins Schnaufen. Immerhin waren wir auf 1000m Höhe, nicht besonders hoch, doch es reichte... Am Auto angekommen war mein Hemd klatschnass verschwitzt.

Um 9:45 h waren wir zurück bei der Lodge. Nach einer erfrischenden Dusche fingen wir schon mal an, unsere Koffer zu packen. Gegen 10:30 h waren wir startbereit. Nach einem sehr herzlichen Abschied von José und seinem Team fuhren wir gegen 11.00 h los.

Unser nächstes Ziel, die Laguna del Lagarto Lodge liegt ca. 80 km entfernt. Langsam im ersten Gang passierten wir die äußerst rumpelige Piste mit zahlreichen dicken Steinen und Löchern. Plötzlich erschraken wir beide. Da lag doch tatsächlich mitten auf dem Weg ein riesiger Felsbrocken, der sich wohl durch die starken Regenfälle gestern gelöst haben musste. Was tun ? Ich bemerkte, dass es eine ganz ganz schmale Stelle gab, wo wohl schon ein paar Autos versucht hatten, das Hindernis zu umfahren. Ich stieg aus und schaute mir die Stelle genau an. Das sah ziemlich riskant aus, ging es doch neben dem Felsbrocken steil in die Tiefe. Man hatte höchstens 10 cm Raum an beiden Seiten. Zunächst versuchte ich es ganz langsam. Zentimeterweise fuhr ich ganz eng am Felsbrocken vorbei, doch das Auto setzte mit dem Boden auf. Da es bergauf ging, konnte ich mit Hilfe des Vierradantriebs zurückfahren. Auch der zweite, etwas schnellere Versuch, endete mit Aufsitzen. Die einzige Chance bestand darin, die Stelle mit Schwung zu nehmen. Also ein dritter Versuch! Mit relativ hoher Geschwindigkeit fuhr ich auf die Stelle zu und diesmal klappte es. Das Auto rutschte zwar etwas auf den Felsen zu, berührte ihn jedoch Gott sei Dank nicht. Uff, das war wirklich gefährlich, vielleicht die anspruchsvollste Herausforderung, die mir jemals in meinem Leben beim Autofahren begegnet war.

Wir schnauften beide tief durch und fuhren weiter. Nach 7 km war die Rüttelpiste zu Ende. Die restlichen 10 km bis San Miguel gingen dann zügig. Am Himmel tauchte plötzlich ein Raubvogel (Swallow-tailed Kite) auf, der ständig von einem Kiskadee verjagt wurde.

Da die Tankstelle in San Miguel geschlossen war, fuhren wir weiter bis Aguas Zarkas. Dort tankten wir das Auto voll. Inzwischen schien die Sonne und es wurde so heiß, dass wir die Klimaanlage einschalten mussten. Zahlreiche Obststände säumten die Straße. In Aguas Zarkas bogen wir ab nach Norden Richtung Pital.

Bis dahin war die Straße gut, hinter Pital unbefestigt mit zahlreichen recht tiefen Schlaglöchern. Dabei musste ich sehr aufpassen, nicht zu schnell in diese Löcher zu fahren. Es ging durch endlose Ananas-Plantagen. Immer wieder tauchten langsame Lastwagen vor uns auf, die eine lange Staubfahne hinter sich her zogen. So schleppten sich die km ziemlich mühsam dahin.

Kurz vor 14.00 h kamen wir nach insgesamt 80 km wohlbehalten an der Laguna del Lagarto Lodge an.

Am Eingang stand Michael, ein Einheimischer, der uns schon erwartet hatte und freundlich auf Englisch begrüßte. Wir erhielten ein sehr schönes Zimmer (Nr. 22). Auf dem Weg dahin liefen uns einige Basilisken (Brown Basilisk) über den Weg. Auf dem Bett lagen zwei weiße, mit roten Blüten geschmückte Handtücher, in Form zweier Schwäne.

Von der Terrasse des Zimmers hatte man einen herrlichen Blick auf die Lagune und den Urwald. Zahlreiche bunte Vögel flogen heran und pickten an aufgehängten Bananen. Tomoko rannte gleich mit ihrer Kamera los, während ich das Gepäck aus dem Auto ins Zimmer beförderte. Es war mit jetzt 33° hier im Flachland ganz schön heiß geworden, nach der doch eher gemäßigten Temperatur auf 1000 m Höhe. Während ich von der Terrasse unseres Zimmers noch die bunten Vögel auf den Bananen beobachtete, kam Tomoko aufgeregt zurück. Sie hatte die zwar hier vorkommenden, aber nicht immer zu sehenden großen grünen Papageien (Great green Macaw) in einiger Entfernung gesehen und sogar ein Belegfoto machen können. Auch einen Oriole (Black-cowled Oriole) konnte sie fotografieren.

Wir gingen zur Rezeption, wo Kurt, ein Deutscher, dem die Anlage gehört, uns begrüßte und uns einiges Wissenswerte rund um die Lodge erklärte. Mit einem Kaffee setzte ich mich auf die große Terrasse. Auch hier waren Bananen für die Vögel aufgehängt. Was hier innerhalb kurzer Zeit an Vögeln , einer schöner als der andere, zu sehen war, war einfach unbeschreiblich. Wir wussten gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollten, soviel war zu sehen.

Auch schwirrten zahlreiche Kolibris umher, die in den bunten Blüten überall nach Nektar suchten. Einmal höretn wir ein markantes Krächzen. Da flogen doch zwei rote Aras (Scarlet Macaw) in einiger Entfernung am Himmel vorbei.

Irgendwann gingen wir zu unserem Zimmer zurück. Eigentlich wollte ich dort ein wenig ausruhen, doch krächzende Stimmen aus der Nähe ließen uns aufhorchen. Da saßen doch tatsächlich wieder einige dieser großen grünen Papageien, großer Soldatenara (Great Green Macaw) genannt, hoch in einem Baum. Einer versuchte, mit seinem Schnabel, harte bohnenähnliche Früchte abzubeißen. Ich holte schnell meine Videokamera und nahm die Szene auf.

Auf einmal fiel eine Bohnenschote zu Boden und der Papagei flog ärgerlich krächzend davon. Gegen 16:30 h gingen wir beide zum Zimmer zurück. Tomoko sortierte ihre bisher heute gemachten Fotos, es waren über 500...! Ich fing derweil schon mal an Tagebuch zu schreiben. So langsam brach die Dämmerung an und das Grün des undurchdringlichen Dschungels wurde dunkler. Zahlreiche Grillen zirpten und etliche andere unbekannte Laute drangen zu uns. Um 18.30 h gab es Abendessen. Ein kleines schmackhaftes Buffet war vorbereitet. Tomoko bekam extra sogar ein vegetarisches Gericht. Zur großen Freude von Entelchen trank ich ein Bier zum Essen.

Nach dem Essen versammelten sich die 8 Gäste der Lodge, alle Deutsch sprechend , zu einem kleinen Nachtspaziergang den Weg zur Lagune hinunter. Unser Führer Henri rief in die Dunkelheit verschiedene Namen wie „Eva“, „Aggressivo“, „Mama Hässlich“ usw. und plötzlich kamen von verschiedenen Seiten Kaimane aus den Sümpfen den Weg hinauf uns entgegen gekrochen. Ihre Augen leuchteten gespenstig im Licht der Taschenlampen.

Wir schauten meistens nach vorne, aber plötzlich waren auch Kaimane hinter uns, was ziemlich unheimlich war. Es war zwar interessant, diese Tiere mal näher in Augenschein zu nehmen, aber das ganze hatte für uns doch ein wenig zu sehr Show-Charakter.. Nach einer halben Stunde kehrten wir um. Unser Führer wollte uns noch einen Frosch mit roten Augen zeigen, den er in einem Drahtgehege hielt. Er nahm ihn heraus und zeigte ihn überall herum. Das gefiel uns nun mal gar nicht. Auch wenn er uns sagte, dass diese Frösche wöchentlich ausgetauscht würden und wieder in die Freiheit entlassen würden, tat uns das arme Tier leid, wie es da herumgereicht wurde...Wir gingen zu unserem Zimmer zurück. Tomoko, die seit Mittag über Migräne klagte, legte sich schon ins Bett. Ich schrieb noch meinen Tagesbericht fertig und ging gegen 21.00 h ebenfalls schlafen.


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