Santa Elena / Monteverde
08.05. 2014


Gegen 5:15 h weckte uns das erste Tageslicht, das durch die große Fensterscheibe ins Schlafzimmer drang. Wir hatten ganz gut geschlafen, obwohl ich mitten in der Nacht mit starken Krämpfen im Oberschenkel wach wurde. Die anstrengende Wanderung gestern bergauf und bergab steckte mir noch in den Knochen. Jetzt ging es aber wesentlich besser. Ein Brown Jay klopfte heftig gegen unser Haus, da hätten wir nicht weiter schlafen können. Tomoko bereitete wieder Sandwichs und Kaffee vor und los ging es zum Monteverde Nationalpark.

Um 6:00 h kamen wir am Eingang zum Monteverde Cloud Forest an, der aber noch geschlossen war. Das Wetter sah sehr gut aus. Gegen 7:00 h öffnete der Ticket-Schalter. Wir standen vor der Wahl, machen wir die Wanderung mit oder ohne Führer? Wir entschieden uns für die Variante mit Führer (66,-$ insgesamt), was sich als eine sehr gute Wahl herausstellen sollte. Die Führungen begannen aber erst um 7:30 h. Da wir bis dahin noch eine halbe Stunde Zeit hatten, gingen wir einige Schritte hinüber zu einem kleinen Restaurant mit einem Kolibri-Garten. Hier schwirrten zwischen zahlreichen aufgehängten, mit süßem Saft gefüllten Futtergefäßen unglaublich viele Kolibris herum, einer schöner als der andere. Bis zu sieben verschiedene Arten kommen hier vor. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und machten viele Fotos.

Gegen 7:30 h gingen wir wieder zur Rezeption, wo uns sowie zwei netten Amerikanerinnen ein Führer zugeteilt wurde. Xavier, so hieß er, führte uns gleich zu einer Stelle ganz in der Nähe, wo ein Quetzal-Pärchen brütet. Auf dem Weg dorthin erschien immer wieder ein besonders hübsches Vögelchen, ein Slate-throated Redstart, das gleich neben dem Weg in einer Bodenhöhle wohl sein Nest hatte.

Plötzlich ein Schatten in der Luft, ein großer Vogel mit einem langen Schwanz, der wie eine Schlange hinterher wehte, blieb hoch auf einem Ast sitzen. Da war er wieder, der heiß ersehnte Resplendant Quetzal. Diesmal war das Licht besser als gestern und Tomoko gelangen einige wunderschöne Aufnahmen. Auch das Weibchen ließ sich blicken. Dieses ist etwas schlichter aussehend, hat keinen langen Schwanz, ist aber ebenfalls sehr schön. Einige Cozumel Coatis turnten hoch durch die Baumwipfel auf der Suche nach Nahrung.

In den nächsten 3 Stunden sahen wir viele verschiedene Vögel, sowie großartige alte Bäume, zum Teil von Lianen und anderen Schlingpflanzen überwuchert. In Costa Rica gibt es über 900 Arten von Epiphyten, die in den Baumkronen als Schmarotzerpflanzen wachsen. Bunte Schmetterlinge flatterten umher.

Ein ziemlich großer Tausendfüßler krabbelte am Boden, der ziemlich giftig ist, da er Zyanid produziert. An einer Stelle saß hoch in einem Baum ein Trogon, der leider schnell weiterflog. Erstaunlicherweise gibt es wenig Moskitos und Gott sei Dank auch keine Leeches (Blutegel) wie in anderen tropischen Gebieten wie Malaysia, Thailand oder Indonesien.

Das Wetter war hervorragend, heller Sonnenschein, der manchmal bis zum Boden des Regenwalds durchdrang. Der Boden war relativ trocken. Zum Schluss der Führung zeigte uns Xavier noch eine Höhle im Erdreich, worin sich eine große Tarantel befand, ziemlich bedrohlich aussehend mit ihren haarigen langen Beinen. Um 10:30 h kamen wir wieder am Eingang an. Ich frühstückte erst mal, während Tomoko gleich nochmal die Stelle besuchte, wo der Quetzal brütet. Tatsächlich sah sie ihn wieder, auch das etwas schlichtere Weibchen. Auch ein Sooty Robin, der unserer heimischen Amsel ähnelt, huschte durch die dichten Büsche.

Während ich frühstückte kam plötzlich ein Cozumel Coati aus dem nahen Busch, schnüffelte kurz an meinem auf dem Boden stehenden Rucksack und verschwand wieder im Dschungel. Tomoko kam zurück, frühstückte ebenfalls und ging dann kurz in einen nahen Souvenir-Shop, wo sie ein paar wunderschöne Ohrringe (kleiner Quetzal) kaufte. Gestärkt gingen wir wieder ein Stück in den Park Richtung Quetzalnest, als plötzlich eine große schwarze Schlange über den Weg kroch, aber blitzschnell wieder verschwand, so dass wir kein Foto machen konnten. Ranger erzählten uns später, dass es eine „Tropical King Snake“ gewesen sein könnte, die nicht giftig ist. Tomoko hatte mein Campingstühlchen zum Sitzen mitgeschleppt, auf das ich mich setzen konnte, nicht direkt beim Quetzal-Nest, sondern ein wenig entfernt. Wir hatten Glück und konnten den Quetzal wieder sehen wie er mit Futter heranflog, im Nest kurz verschwand und dann wieder wegflog.

Gegen 12:00 h gingen wir nochmal hinüber zum Kolibri-Garten. Vorher hatte Tomoko im Souvenir-Shop noch eine wunderschöne Schale mit zwei abgebildeten Tukanen gekauft. Wir waren ziemlich erschöpft. Ich trank einen Kaffee und Tomoko einen frischen Ananas-Shake. Beides nahmen wir mit nach draußen, setzten uns auf eine Bank und schauten dem lebhaften Treiben der zahlreichen Kolibris zu. Inzwischen waren am Himmel dichte Wolken aufgetaucht und es donnerte aus der Ferne. Für heute hatten wir genug gesehen. Tomoko fühlte sich ziemlich erschöpft. Bei unserem Haus angekommen ruhten wir uns erst eine kleine Weile aus. Tomoko machte einen Kaffee. Ich fing mit Tagebuch schreiben an, Tomoko sortierte Fotos. Aus dem Zimmer heraus konnten wir bequem verschiedene Vögel beobachten, u.a. wieder den farbenprächtigen Blue-crowned Motmot.

Es blieb bewölkt aber trocken bis 16:00 h. Da öffnete der Himmel seine Schleusen und ein kräftiger tropischer Regen ergoss sich über die Landschaft. Das dauerte aber nur eine gute halbe Stunde bis es wieder aufhörte. Tomoko fühlte sich etwas schlapp und unwohl. Ich holte das Fieberthermometer und tatsächlich hatte sie mit 37,4° leichtes Fieber. Wir änderten deshalb unseren Plan, im Garten wieder Gemüse zu ernten. Stattdessen fuhr ich gegen 17:30 h in eine Pizzeria in der Nähe und besorgte eine vegetarische Pizza. Als ich zurückkam, hatte Tomoko mit den Resten von gestern einen leckeren Salat vorbereitet. Ich entzündete ein Feuer im Kamin und alsbald strömte eine wohlige Wärme durch unsere Wohnung.

Bei Kerzenlicht und einem Glas Weißwein ließen wir uns das Essen schmecken, sehr stimmungsvoll und gemütlich. Anschließend schrieb ich mein Tagebuch fertig und speicherte Fotos. Gegen 20.15 h gingen wir müde zu Bett.


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