Kota Kinabalu - Danum Valley 03.04.2010

Wir schliefen sehr schlecht in dieser Nacht, immer wieder wachten wir auf und schauten auf die Uhr. Als dann aber um 5:00 Uhr der Wecker schrillte, schliefen wir fest. Viel Zeit blieb nicht. Wir packten den Rest unserer Sachen zusammen und gingen nach unten. Es war jetzt 5:20 Uhr. Wir nahmen unsere bestellten Frühstücksbeutel in Empfang und warteten auf ein Taxi. Wir benötigten zwei, die auch gleich kamen. Um 5:45 Uhr erreichten wir schon den Flughafen und checkten ein.

Das Flugzeug, eine Fokker 50, startete pünktlich um 7:00 Uhr. In einer weiten Schleife kreisten wir über Kota Kinabalu. Der über 4000 m hohe Mount Kinabalu war gut sichtbar, meistens ist er von einer dichten Wolkendecke verhüllt. Weiter ging es über unendliche Urwälder Richtung Lahad Datu im Osten. Nach gut 45 Minuten Flug kamen wir schon an.

Kurz vor der Landung wechselte die Landschaft dramatisch. Die Urwälder waren abgeholzt, stattdessen erstreckten sich riesige Palmölplantagen bis zum Horizont.

Am kleinen Flughafen wurden wir herzlich von Mitarbeitern der Borneo Rainforest Lodge mit einem Namensschild "Manfred Wetzler" in Empfang genommen. Mit einem Minibus ging es zunächst ins Büro inmitten der Stadt. Hier mussten wir einige Formalitäten erledigen (Anmeldung, Restzahlung) und uns bis 9:15 Uhr gedulden, da die offizielle Abfahrtszeit zur Lodge erst um diese Zeit stattfand. Es stiegen noch zwei junge Leute aus Schweden zu, dann ging es endlich los.

Zunächst fuhren wir die Straße nach Tawau ca. 20 km, dann bog eine Straße nach Westen ab, die sich sehr bald in eine Schotterstraße wandelte. So fuhren wir insgesamt 95 km durch den Urwald. Der Busfahrer fuhr ziemlich schnell in Anbetracht der ungeteerten Straßenoberfläche, doch insgesamt sehr sicher. Unterwegs flogen uns plötzlich zwei Rhinoceros Hornbill entgegen, die auf einem nahen Baum sitzen blieben.

Wir hielten an, stiegen aus und beobachteten sie eine Weile, dann ging es weiter. Ich saß vorne neben dem Fahrer und sah in der Ferne etwas langes Schwarzes auf der Straße liegen, das sich langsam weiterbewegte. Als wir näherkamen konnten wir erkennen, was es war, eine mindestens 3 m lange armdicke Schlange, die innerhalb von wenigen Sekunden lautlos im Gras neben der Straße verschwand. Wie ich später in der Lodge hörte, könnte es sich um eine sehr giftige Spitting Kobra gehandelt haben. Zwischendurch sahen wir immer wieder dicke Kothaufen auf der Straße, die von den hier lebenden Pygmy-Elefanten stammten. Die meisten waren ziemlich trocken, aber an einer Stelle sahen sie noch ziemlich frisch aus, was etwas Hoffnung erweckte, vielleicht einige Elefanten zu Gesicht zu bekommen, doch daraus wurde leider nichts. Nach 2 ½ Stunden kamen wir endlich ziemlich durchgeschüttelt bei der Borneo Rainforest Lodge an.

Die Begrüßung war äußerst freundlich, jeder ankommende Gast wurde mit einem aus grünen Pflanzen gemachten Halsband begrüßt. Ein freundliches Mädchen erklärte uns einiges über die Lodge. Da erst eines unserer beiden Zimmer fertig war, gingen wir gleich zum Mittagessen, das gerade um 12:00 Uhr begann. Wir erhielten einen schönen Platz mit prächtiger Aussicht auf den Fluss. Die Mitarbeiter waren alle überaus freundlich, überhaupt war die gesamte Atmosphäre überwältigend. Das Mittagsbüffett war reichlich und schmeckte ausgezeichnet. Vater entdeckte einen Crested Serpent Eagle hoch am Himmel kreisen. Tomoko entdeckte in einem nahen Busch einen weiblichen Orange-bellied Flowerpecker. Das Wetter war heiß und sonnig. So langsam wurden wir ein wenig müde und zogen uns zu einer kleinen Siesta ins Zimmer zurück. Die Zimmer sind große Chalets, die über Holzstege miteinander verbunden sind. Als wir hineingingen, waren wir erstmal sprachlos, eine solch schöne geschmackvolle Einrichtung mitten im Dschungel ist unglaublich. Das Badezimmer ist riesig und wenn man es durch eine Glastür verlässt, steht man auf einem Balkon, in den eine private Jacuzzi-Badewanne im Freien eingebaut ist, wirklich großartig. Vom Balkon entdeckte Tomoko einen farbenprächtigen Crimson Sunbird in einem Busch. Wir ruhten uns etwas aus. Um 15:00 Uhr machten wir Bekanntschaft mit Rafel, unserem Führer für die nächsten 3 Tage. Er war sehr nett und machte vor allen Dingen einen kompetenten Eindruck. Wir zogen unsere Wanderschuhe an und die Leech-Socken, was sich als sehr berechtigt erwies.

Gleich am Ausgang der Lodge trafen wir auf eine kleine Gruppe Affen (Red Leaf Monkeys), die gemütlich in den Ästen eines Baumes saßen. Ein kurzes Stück weiter dann ein erster Höhepunkt, ein etwa 4 - 5 Jahre alter männlicher Orang Utan pflückte hoch oben in einem hohen Baum mit ruhigen Bewegungen Früchte, die er gemächlich verspeiste. Wir schauten fasziniert eine Weile zu. Weiter ging es auf einem Trail am Fluss entlang. Rafel konnte einige Vogelstimmen nachahmen. Wir sahen einen Black-capped Babbler, einige Bulbuls und einen weiblichen Paradise Flycatcher.

An einem Strauch blieb Rafel stehen, er hatte 2 Tiger-Leeches auf einem Blatt gesehen. Diese für uns neue Leech-Art klettert an Pflanzen hoch, während die uns bekannten Brown Leeches nur am Boden vorkommen. Während wir so standen, bückte sich Rafel und entfernte einen Tiger-Leech von seinem Fuß, der gerade anfangen wollte Blut zu saugen. Er setzte ihn zu den anderen beiden auf das Blatt, nun waren sie zu dritt. Wunderschöne Schmetterlinge mit prächtigen Farben kreuzten immer wieder unseren Weg. Rafel ahmte den Ruf des Black-headed Pitta nach und tatsächlich antwortete einer aus der Ferne, näher kam er aber leider nicht. Ich war etwas zurückgeblieben und untersuchte die Bäume hinter mir. Ich sah durch das dichte Blätterdach einen braunen Fleck, der sich bewegte. Zuerst dachte ich, ein Affe, doch dann sah ich für kurze Zeit das ganze Tier. Es war ein Yellow-throated Marten, ein marderähnliches Tier, nur etwas größer. Für ein Foto reichte es leider nicht. Langsam wanderten wir zurück Richtung Lodge. Die Red Leaf Monkeys, eigentlich keine Affen sondern Languren, saßen immer noch in den Bäumen am Eingangsbereich. Unmittelbar am Eingang in einem Baum mit leuchtend roten Blüten suchten noch einige Yellow-eared Spiderhunter nach Nektar. Rafel zeigte uns in einer Plastikflasche noch eine Schlange, eine Bronzed-backed Tree Snake, eine harmlose Art, die man zwar gefangen hatte, aber gleich wieder freilassen wollte. Es war inzwischen nach 17:00 Uhr und wir gingen in unser Chalet zurück. Genau in diesem Augenblick fing es sehr heftig an zu regnen. Es goss wirklich wie aus Kübeln. Die Zeit reichte noch für eine Dusche, bevor um 18:00 Uhr im Info-Center eine kleine Dia-Show gezeigt wurde mit interessanten Informationen rund um die Borneo Rainforest Lodge. Da die anderen von unserer Gruppe zu müde waren, ging ich alleine dorthin. Nach einer knappen halben Stunde war die Dia-Show zu Ende. Ich schrieb im Zimmer weiter an meinem Tagebuch, bevor um 19:00 Uhr die Zeit fürs Abendessen gekommen war. Dieses war wieder sehr reichhaltig und schmeckte hervorragend, besonders der Fisch und die leckeren Nachspeisen hatten es uns angetan. Danach war wieder nur wenig Zeit, da um 20:30 Uhr eine Nachtsafari angesetzt war. Der Regen hatte zwischenzeitlich aufgehört. Ein Lastwagen stand abfahrtbereit, auf dessen Ladefläche zwei lange Sitzbänke angebracht waren, auf denen die etwa 12 Personen, die mitfahren wollten, Platz nahmen. Hoch über der Fahrerkabine war ein Sitz befestigt, auf dem sich ein Führer mit einem starken Suchscheinwerfer niederließ. Rumpelnd und schwankend setzte sich der LKW in Bewegung, während der Führer mit seiner Lampe in wahnsinnigem Tempo die Umgebung ableuchtete, um irgendein interessantes Tier zu entdecken. Nach kurzer Zeit blieben wir stehen. Hoch in einem Baum saßen 3 Giant Flying Squirrel, doch soweit weg, dass sie im Scheinwerferlicht so gerade noch zu erkennen waren. Dann geschah lange nichts. Auf der Rückfahrt sahen wir noch ein Reh, ein Sambar Deer, das versuchte, sich im dichten Gebüsch zu verstecken. Nach etwa einer Stunde waren wir wieder zurück, ohne viel gesehen zu haben. Na ja, etwas Glück gehört auch dazu. Das gesamte Tagesprogramm ist so reichhaltig, dass kaum Zeit blieb Tagebuch zu schreiben. Das holte ich jetzt nach. Um 22:15 Uhr war ich endlich fertig damit. Tomoko schlief schon, was ich jetzt auch schleunigst tat, denn morgen früh wird der Wecker schon um 5:30 Uhr klingeln. Was man nicht so alles im Urlaub macht.......!

Danum Valley 04.04.2010

Am heutigen Ostersonntag standen wir um 5:30 Uhr auf. Um 6:00 Uhr gab es schon Frühstück (ohne Ostereier). Es dämmerte bereits und die ersten Stimmen im Urwald wurden laut. Als erstes sahen wir einen Plaintive Cuckoo und einen Whiskered Treeswift. Um 6:30 Uhr trafen wir unseren Führer Rafel mit einem Spektiv vor der Lodge. Einige Touristen beobachteten eine Gruppe Red Leaf Monkeys, die hoch in einem Baum schon aktiv waren. Hoch am Himmel kreiste ein Crested Serpent Eagle und in einem nahen Baum sahen wir einen Leafbird. Nun bestiegen wir einen Jeep, der uns 4 km weit bis zu einer Stelle auf der Straße brachte, die etwas erhöht liegt und Gate genannte wird. Hier stiegen wir aus. Unser Führer ahmte den Ruf des Black-headed Pitta nach und alsbald antwortete einer aus dem Dschungel, kurz darauf noch ein zweiter aus einer anderen Richtung. Rafel betrat das dichte Unterholz, gefolgt von Tomoko und ihrem Vater. Sie bewegten sich ganz vorsichtig in Richtung des rufenden Pitta und tatsächlich schafften sie es, diesen scheuen Vogel kurz vorbeihuschen zu sehen. Dabei sahen sie auch noch einen Diard's Trogon. Leider war das Licht noch sehr schwach, so dass kein gutes Foto möglich war. Ich war mit Mutter auf der Straße geblieben. Wir sahen einen White-crowned Shama, der uns mit seinem melodischen Gesang erfreute. Inzwischen kamen Rafel, Tomoko und Vater wieder aus den Büschen zurück, wobei Rafel, der ohne Socken unterwegs war, 5-6 Leeches von seinen blutenden Füßen entfernen musste. Mutter hätte im gerne ein Paar Socken geschenkt, aber er hatte offensichtlich keine Probleme damit. Dichter Nebel zog auf, aus dem der Ruf eines Helmeted Hornbill schallte. Wir versuchten ihn zu entdecken, was uns aber nicht gelang. Stattdessen meldete sich der Vogel immer wieder mit seinem typischen Ruf, der so klang als würde er uns auslachen. Nun setzten wir uns langsam in Bewegung und gingen die Straße Richtung Lodge zurück. Eine Gruppe aus mindestens 20 Pigtail-Makaken kreuzte die Straße. Während der Wanderung konnten wir zahlreiche Vögel in folgender Reihenfolge beobachten: Jerdons Baza (2), Asian Paradise Flycatcher (weiß), Bronzed Drongo, Yellow-rumped Flowerpecker, Crested Serpent Eagle, 7-8 Bornean Bristlehead, Chestnut-breasted Malkoha, Orange-backed Woodpecker, Helmeted Hornbill (endlich), Black-winged Flycatcher-Shrike, Raffle's Malkoha, Greater Raquet-tailed Drongo, Black Eagle. Zwischendurch fing es einmal an zu regnen, so dass wir unsere Regen-Ponchos anziehen mussten. Glücklicherweise dauerte der Regen nicht allzu lange, so dass wir die doch sehr warmen Plastiksachen bald wieder ausziehen konnten. Wir erreichten den Canopy-Walkway. Ein Whiskered Treeswift saß auf einem der Trägerseile. Ich wagte mich 20 m auf die stark schwankende Konstruktion, die in ca. 30-40 m Höhe das Tal überspannt.

Ein kleines Stück weiter krabbelte ein Tausendfüßer (Tractor Millipede)über die Straße. Als Rafel erklärte, dass diese Art nicht giftig sei, nahm Tomoko ihn in die Hand und ich machte ein Foto. Im gleichen Augenblick überquerte gleich hinter uns ein Great Argus majestätisch die Straße. Ich schaffte es so gerade noch ein Foto zu machen, bevor er wieder im Dickicht verschwand. Gegen 11:00 Uhr kamen wir etwas müde wieder bei der Lodge an. Wir wurden vom Personal mit kühlenden feuchten Tüchern empfangen, sehr angenehm. Zurück im Zimmer wurde zuerst mal geduscht, dann relaxten wir ein wenig auf dem Bett und später noch ein wenig auf dem Balkon.

In einem nahen Baum konnten wir einige Rufous-tailed Tailorbirds sehen, winzige kleine Vögelchen, die rastlos aber geschickt nach Futter suchten. Um 12:00 Uhr trafen wir uns alle wieder beim Mittagessen.

Von der Terrasse sahen wir einen schönen Whiskered Treeswift sowie einen Blue-throated Bee-eater. Das Essen schmeckte wieder ausgezeichnet. Währenddessen ging auf einmal ein kräftiger tropischer Regenguss hernieder, der alles im Nu durchnässte. Nach einem Kaffee zogen wir uns wieder aufs Zimmer zurück. Der Regen hatte inzwischen aufgehört. Wir schliefen eine Dreiviertelstunde. Danach fing ich schon mal an Tagebuch zu schreiben, bis es wieder Zeit war für einen Nachmittagsspaziergang. Um 15:30 trafen wir uns alle wieder bei der Rezeption, auch die Eltern kamen mit. Um 15:45 Uhr gingen wir langsam los auf der Straße. Einige Red Leaf Monkeys saßen wieder hoch in einem Baum. Kaum 100 m weiter sahen wir, wie ein männlicher Orang Utan sein Schlafnest für die Nacht baute, was man wohl sehr selten beobachten kann. Dieser Orang Utan hatte übrigens bei den Angestellten einen Namen, er hieß "King". King war erst seit ein paar Tagen wieder in der Nähe der Lodge aufgetaucht, wochenlang hatte man ihn nicht mehr gesehen. Somit hatten wir wirklich Glück. King riss einfach dicke Äste um sich herum ab und schichtete sie geschickt zusammen. Als er damit fertig war, legte er sich in das so gebaute Nest und ward nicht mehr gesehen. Nur ein kleiner brauner Fleck zwischen dem Grün der Blätter ließ die Stelle ahnen wo er lag. Wir gingen langsam weiter. An einem großen Fig-Tree mit vielen Früchten blieben wir stehen. Viele Vögel flatterten hier herum: Scaly-breasted Bulbul, Asian Fairy Bluebird, Thick-billed Green Pigeon, Black Hornbill, Monarch, Grey-and-buff Woodpecker. Tomokos Eltern waren ein wenig müde und gingen um 16:50 Uhr zur Lodge zurück. Dabei verpassten sie folgende Vögel: Scarlet-rumped Trogon, Brown Barbet, 5-6 Bushy-crested Hornbill. Die ganze Zeit über hörten wir den Ruf des Black-and-Yellow Broadbill, manchmal sogar zwei gleichzeitig, doch leider bekamen wir keinen zu Gesicht.

So langsam wurde es ruhiger im Wald, doch auf einmal tauchten 3 Crested Firebacks auf der Straße auf. Diese Art hat im Unterschied zu der Art auf der malayischen Halbinsel einen leicht orange gefärbten Schwanz und rostbraune Flecken an der Brust. Rafel verabschiedete sich von uns und wir gingen die letzten paar Meter alleine zur Lodge zurück. Ich wollte gerade mit Tagebuch schreiben beginnen, als Vater an die Tür klopfte und mich zu einem Glas Whisky auf sein Zimmer einlud. Dem kamen wir gerne nach. Um 19:00 Uhr dann wieder Abendessen, wie immer sehr lecker und reichhaltig, obwohl der Pudding heute Abend weniger gut schmeckte als gestern. Um 20:30 Uhr waren wir noch mal mit Rafel zu einer kleinen Nachtwanderung verabredet. Tomokos Eltern waren nicht so sehr daran interessiert und kamen nicht mit. Tomoko wollte ursprünglich wegen starker Kopfschmerzen auch nicht mit, aber da sie sich auf einmal besser fühlte, überlegte sie es sich noch mal anders.

Sie sollte es nicht bereuen. Rafel leuchtete mit seiner Taschenlampe die Gegend ab und fand innerhalb kürzester Zeit alles mögliche in der Dunkelheit: ein Civet, quakende Frösche, Insekten, Nachtfalter, eine kleine zierliche Baumschlange, ein auf einem Ast schlafendes Vögelchen (White-crowned Forktail) und als Höhepunkt eine große Eule (Brown Wood Owl).

Dazu tönten aus allen Richtungen fremdartige Laute und Geräusche, ein wirklich sehr eindrucksvolles Erlebnis. An einigen Stellen konnte man durch die Baumwipfel die am Nachthimmel kräftig leuchtenden Sterne sehen. Gegen 21:30 Uhr waren wir wieder zurück und verabschiedeten uns herzlich bis zum nächsten Morgen um 6:30 Uhr. Wir duschten ein weiteres Mal. Tomoko packte noch einen Beutel mit schmutziger Wäsche für die Laundry und legte sich dann schon schlafen. Ich musste noch die Ereignisse des Tages niederschreiben, was mich fast noch eine Stunde beschäftigte. Ich war froh, als ich endlich fertig war und legte mich dann auch gegen 23:10 Uhr schlafen.

Danum Valley 05.04.2010

Am heutigen Ostermontag standen wir wieder um 5:30 Uhr auf und gingen um 6:00 Uhr zum Frühstück. Es dämmerte bereits und der Blick von der Terrasse in den Urwald wurde heller und klarer. Die ersten Stimmen wurden laut, von Ferne ließ ein Gibbon seinen markanten Ruf hören. Wir machten uns fertig für die Morgenwanderung. Als wir vorne an die Rezeption kamen, standen schon einige Menschen mit Fotoapparaten unter der Veranda und beobachteten einen großen männlichen Orang Utan, der gemächlich durch die Wiese vor der Veranda schritt, ein großartiger Anblick.

Er ging zielbewusst auf einen kleinen Baum zu, verweilte kurz und kletterte dann hinauf. Es war "King" , den wir gestern Abend beim Bau seines Schlafplatzes beobachtet hatten. Wir fotografierten fleißig. Das war schon ein außergewöhnliches Erlebnis! Tomoko sah außerdem noch einen kleinen Rufous-tailed Tailorbird sowie eine intensiv grün gefärbte Eidechse, vielleicht ein Chamäleon? Inzwischen war es Zeit zur Abfahrt. Wir vier und noch eine chinesische Familie bestiegen einen Lastwagen, der gleiche mit dem wir die Nachterkundungsfahrt gemacht hatten, und fuhren die 4 km Richtung Gate wie gestern. Die Chinesen stiegen auf halber Strecke am Canopy-Walk aus. Beim Gate angekommen wurden wir von 2 Rhinoceros Hornbill begrüßt, die kreischend davonflogen.Das Wetter war heute wesentlich besser als gestern. Rafel meinte dass es heiß würde. Langsam wanderten wir los. Das Wetter war zwar schöner, aber was Vogelaktivität betraf war es bedeutend ruhiger heute. Einen schönen White-crowned Shama mit seinem melodischen Gesang konnten wir beobachten. Weiter sahen wir: Black-naped Monarch, Flowerpecker (unbekannt), Bronzed Drongo, Crested Serpent Eagle im Nest, Orange-backed Woodpecker, Spectacled Bulbul und Black Eagle. Von Ferne hörten wir einen Indian Cuckoo rufen. Vater sah einen Rufous-bellied Eagle. Hoch am Himmel kreiste ein Paar Jerdon's Baza. Nun erreichten wir die Abzweigung zum Canopy-Trail. Da Tomoko und Vater nicht schwindelfrei sind, ging ich mit Mutter und Rafel alleine auf diese schwankende Konstruktion, während die beiden anderen die Straße weiter entlang gingen.

Gleich bei der zweiten Aussichtsplattform winkte Rafel mir zu schnell nachzukommen und tatsächlich, endlich konnte ich den lange gesuchten Black-and-Yellow Broadbill sehen, ein bisschen weit für ein Foto, aber ganz klar im Fernglas zu erkennen. Nicht weit davon saß im gleichen Baum ein Dark-throated Oriole. Der Broadbill schien in diesem Baum ein Nest zu haben. Ich beobachtete den Baum eine Weile und ging dann weiter. Als ich am anderen Ende des Canopy-Walks ankam, dort wo er wieder auf die Straße traf, standen Tomoko und Vater zusammen mit einer chinesischen Gruppe und schauten angespannt in die Büsche.

Ein Asian Paradise Flycatcher Pärchen war dabei ein Nest zu bauen. Immer wieder sah man beide elegant durch die Büsche schweben mit Nistmaterial im Schnabel. Besonders das Männchen mit seinem langen weißen Schwanz sah dabei unglaublich elegant wie ein großer Schmetterling aus. Auf der Straße hatte Tomoko einen Black-backed Kingfisher gesehen. Aber jetzt war hier an dieser Stelle wirklich viel los, ganz im Gegensatz zu den doch eher ruhig verlaufenen 2 Stunden vorher. Wir sahen noch: Bold-striped Tit-babbler, Raffle's Malkoha, Buff-rumped Woodpecker. Nachdem wir uns hier etwa eine halbe Stunde aufgehalten hatten, gingen wir langsam weiter. Dabei sah ich von einem fernen Baum startend einen Rhinoceros Hornbill auf uns zu fliegen. Er landete ganz in der Nähe auf einem sehr hohen Baum. Wieder so ein "Neck-breaking Bird" (von dem Führer der chinesischen Gruppe so genannt, weil man steil nach oben schauen musste, was ganz schön Nacken und Rücken schmerzen ließ). Noch ein Raffle's Malkoha kreuzte die Straße. Die Chinesen fuhren mit ihrem Auto weiter, während wir zu Fuß weitermarschierten. Die Sonne schien heiß und wir mussten viel Wasser trinken. Wir hatten etwa noch 500 m bis zur Lodge, als der Fahrer des Autos zurückkam. Er hatte die chinesische Gruppe bis zur Lodge gebracht und kam nun zurück und fragte, ob wir mit ihm zurückfahren wollten. Wir nahmen dankend an. So legten wir das letzte Stück sehr bequem zurück. Sogleich kam uns eine Angestellte der Lodge mit kalten feuchten, nach Zitronengras duftenden Tüchern entgegen. Diese malaysischen Führer und Angestellten hier sind wirklich außergewöhnlich freundlich und hilfsbereit. Im Zimmer angekommen zogen wir die vom Schwitzen patschnassen Klamotten aus. Ich ließ die riesige Badewanne draußen auf der Terrasse zu einem Drittel voll Wasser laufen. Das Wasser war zwar nicht warm, bei der Hitze war es jedoch sehr angenehm für mich, im kühlen Wasser zu entspannen und dabei einen Kaffee zu trinken. Für Tomoko war das Wasser zu kalt.

Anschließend blieb ich noch etwas auf dem Balkon und fing schon mal an mein Tagebuch zu schreiben. Um 12:00 Uhr dann wieder Mittagessen, wieder ein äußerst schmackhaftes Büffet. Wir blieben gemütlich über eine Stunde da. Immer wieder gab es auch hier Vögel zu beobachten. Wir entdeckten, dass die Oriental Magpie Robins hier in Borneo sich von der auf der Halbinsel vorkommenden Art unterscheiden. Die endemische Unterart, die wir heute hier fotografieren konnten, nennt sich "adamsi" und ist viel schwärzer gefärbt. Mit dem Fernglas entdeckte ich, wie sich ein Monitor Lizard in den Fluss stürzte. Gleich daneben auf einem umgefallenen Baumstamm saß ein Oriental Darter, ein dem Kormoran gleichender Vogel. Ich ging schon mal zurück ins Zimmer, um ein kleines Mittagsschläfchen zu halten. Tomoko nahm noch Kontakt mit den Chinesen aus Hongkong auf, die uns wärmstens empfahlen, auch mal in Hongkong nach Vögeln zu forschen. Mal sehen, vielleicht machen wir das mal im nächsten Jahr. Bis zu unserer nächsten Wanderung um 15:30 Uhr blieben wir relaxend im Zimmer bzw. auf der Terrasse. Kurz bevor wir unser Zimmer verlassen wollten, bemerkte ich bei einem kurzen Blick aus dem Fenster, wie ein mächtiges männliches Wildschwein ganz nah hinter unserem Chalet zwischen den Bäumen stand. Das Schwein war über und über mit Matsch bedeckt. Es ging ein wenig auf und ab und verschwand dann wieder. Um 15:30 Uhr waren alle wieder pünktlich bei der Rezeption. Langsam gingen wir die Straße hinauf in Richtung des an Früchten reichen Fig-trees. Wir schauten schon von weitem erwartungsvoll mit unseren Ferngläsern und Spektiven voraus, doch heute Nachmittag schien es ziemlich ruhig dort zu sein. Wir blieben fast eine Stunde an dieser Stelle stehen, sahen aber nur einige Bulbuls, einen Buff-rumped Woodpecker und einige Asian Fairy Bluebirds. In einem Baum ziemlich weit entfernt konnte ich mit meinem Spektiv einen Lesser Green Leafbird erkennen, den ich anhand seines Rufes identifizieren konnte. Zwischenzeitlich schritt gemütlich ein männlicher Crested Fireback gefolgt von 2 Weibchen über den Weg. Tomokos Eltern sahen sie zum ersten Mal. Da es aber weiter ruhig blieb, gingen wir langsam wieder zurück, nicht ohne uns noch für den Abend zu einer Nachtwanderung zu verabreden. Bei der Lodge zeigten uns 2 deutsche Touristen ein großes Insekt auf einer Pflanze sitzend. Es war eine Gottesanbeterin, ein sehr eindrucksvolles Tier. Die Zeit bis zum Abendessen verbrachten wir auf unserer Terrasse und sahen zu, wie sich langsam die Dämmerung über den Urwald senkte, eine sehr eigene Stimmung… Die Zeit hier im Danum Valley war kurz und wie im Flug vergangen. Sicherlich werden wir in absehbarer Zeit nochmals hierher zurückkommen... Bevor wir uns zum Abendessen an unseren Tisch setzten, trank ich sehr zur Freude von Entelchen an der Bar noch ein Tiger-Bier.

Heute Abend hatten wir wegen des reichen Mittagessens nicht mehr allzu großen Hunger. Trotzdem versuchten wir etliche der kulinarischen Kostbarkeiten, wenn auch in kleiner Menge. Besonders die Nachspeisen hatten es uns wieder angetan. Um 20:30 Uhr starteten wir zu unserer Nachtwanderung. Gleich am Anfang entdeckte Rafel im Schein seiner Taschenlampe ein Paar funkelnde Augen im dichten Urwald zwischen den Bäumen aufleuchten. Beim Näherkommen wurde er plötzlich ganz hektisch.

Er hatte etwas ganz besonderes entdeckt, einen Western Tarsier (Sunda-Koboldmaki), eine Halbaffenart die nur in Borneo, Sumatra und den vorgelagerten Inseln vorkommt und das auch noch äußerst selten. Dieses Äffchen wird nur bis 13 cm groß, hat aber einen langen Schwanz. Das war eine große Sensation, denn alle Führer die davon hörten waren begeistert, viele die schon lange hier arbeiteten hatten dieses nachtaktive Äffchen noch nie zu Gesicht bekommen. Berühmte Forscher wie David Attenborough sind hierher gereist, um dieses seltene Tier zu sehen. Tomoko gelang es im Schein meiner starken neuen LED-Taschenlampe einige tolle Fotos zu schießen. Auf unserem weiteren Rundgang sahen wir wieder den schlafenden Forktail, der an der gleichen Stelle wie gestern Abend saß. Die Eule war diesmal nicht zu sehen, dafür tauchte kurz ein Civet auf, der aber ziemlich scheu zu sein schien und gleich wieder im Dunkel verschwand. Einen weiteren auf einem Ast schlafenden Vogel sahen wir noch, sowie eine Firefly und einen Giant Millipi, ein großer roter Tausendfüßer. Begeistert kehrten wir gegen 21:30 Uhr zur Lodge zurück. Wir bedankten uns herzlich bei Rafel, der wirklich ein ausgezeichneter Führer ist, sachlich und kompetent, dabei immer äußerst freundlich. Zurück im Zimmer schauten wir neugierig unsere gemachten Fotos an, duschten noch mal, schrieben Tagebuch und gingen dann gegen 22:30 Uhr schlafen.

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