Wir schliefen sehr schlecht in dieser Nacht, immer wieder wachten wir auf und schauten auf die Uhr. Als dann aber um 5:00 Uhr der Wecker schrillte, schliefen wir fest. Viel Zeit blieb nicht. Wir packten den Rest unserer Sachen zusammen und gingen nach unten. Es war jetzt 5:20 Uhr. Wir nahmen unsere bestellten Frühstücksbeutel in Empfang und warteten auf ein Taxi. Wir benötigten zwei, die auch gleich kamen. Um 5:45 Uhr erreichten wir schon den Flughafen und checkten ein. |
Das Flugzeug, eine Fokker 50, startete pünktlich um 7:00 Uhr. In einer weiten Schleife kreisten wir über Kota Kinabalu. Der über 4000 m hohe Mount Kinabalu war gut sichtbar, meistens ist er von einer dichten Wolkendecke verhüllt. Weiter ging es über unendliche Urwälder Richtung Lahad Datu im Osten. Nach gut 45 Minuten Flug kamen wir schon an. |
Kurz vor der Landung wechselte die Landschaft dramatisch. Die Urwälder waren abgeholzt, stattdessen erstreckten sich riesige Palmölplantagen bis zum Horizont. |
Am kleinen Flughafen wurden wir herzlich von Mitarbeitern der Borneo Rainforest Lodge mit einem Namensschild "Manfred Wetzler" in Empfang genommen. Mit einem Minibus ging es zunächst ins Büro inmitten der Stadt. Hier mussten wir einige Formalitäten erledigen (Anmeldung, Restzahlung) und uns bis 9:15 Uhr gedulden, da die offizielle Abfahrtszeit zur Lodge erst um diese Zeit stattfand. Es stiegen noch zwei junge Leute aus Schweden zu, dann ging es endlich los. |
Zunächst fuhren wir die Straße nach Tawau ca. 20 km, dann bog eine Straße nach Westen ab, die sich sehr bald in eine Schotterstraße wandelte. So fuhren wir insgesamt 95 km durch den Urwald. Der Busfahrer fuhr ziemlich schnell in Anbetracht der ungeteerten Straßenoberfläche, doch insgesamt sehr sicher. Unterwegs flogen uns plötzlich zwei Rhinoceros Hornbill entgegen, die auf einem nahen Baum sitzen blieben. |
Wir hielten an, stiegen aus und beobachteten sie eine Weile, dann ging es weiter. Ich saß vorne neben dem Fahrer und sah in der Ferne etwas langes Schwarzes auf der Straße liegen, das sich langsam weiterbewegte. Als wir näherkamen konnten wir erkennen, was es war, eine mindestens 3 m lange armdicke Schlange, die innerhalb von wenigen Sekunden lautlos im Gras neben der Straße verschwand. Wie ich später in der Lodge hörte, könnte es sich um eine sehr giftige Spitting Kobra gehandelt haben. Zwischendurch sahen wir immer wieder dicke Kothaufen auf der Straße, die von den hier lebenden Pygmy-Elefanten stammten. Die meisten waren ziemlich trocken, aber an einer Stelle sahen sie noch ziemlich frisch aus, was etwas Hoffnung erweckte, vielleicht einige Elefanten zu Gesicht zu bekommen, doch daraus wurde leider nichts. Nach 2 ½ Stunden kamen wir endlich ziemlich durchgeschüttelt bei der Borneo Rainforest Lodge an. |
Die Begrüßung war äußerst freundlich, jeder ankommende Gast wurde mit einem aus grünen Pflanzen gemachten Halsband begrüßt. Ein freundliches Mädchen erklärte uns einiges über die Lodge. Da erst eines unserer beiden Zimmer fertig war, gingen wir gleich zum Mittagessen, das gerade um 12:00 Uhr begann. Wir erhielten einen schönen Platz mit prächtiger Aussicht auf den Fluss. Die Mitarbeiter waren alle überaus freundlich, überhaupt war die gesamte Atmosphäre überwältigend. Das Mittagsbüffett war reichlich und schmeckte ausgezeichnet. Vater entdeckte einen Crested Serpent Eagle hoch am Himmel kreisen. Tomoko entdeckte in einem nahen Busch einen weiblichen Orange-bellied Flowerpecker. Das Wetter war heiß und sonnig. So langsam wurden wir ein wenig müde und zogen uns zu einer kleinen Siesta ins Zimmer zurück. Die Zimmer sind große Chalets, die über Holzstege miteinander verbunden sind. Als wir hineingingen, waren wir erstmal sprachlos, eine solch schöne geschmackvolle Einrichtung mitten im Dschungel ist unglaublich. Das Badezimmer ist riesig und wenn man es durch eine Glastür verlässt, steht man auf einem Balkon, in den eine private Jacuzzi-Badewanne im Freien eingebaut ist, wirklich großartig. Vom Balkon entdeckte Tomoko einen farbenprächtigen Crimson Sunbird in einem Busch. Wir ruhten uns etwas aus. Um 15:00 Uhr machten wir Bekanntschaft mit Rafel, unserem Führer für die nächsten 3 Tage. Er war sehr nett und machte vor allen Dingen einen kompetenten Eindruck. Wir zogen unsere Wanderschuhe an und die Leech-Socken, was sich als sehr berechtigt erwies. |
Gleich am Ausgang der Lodge trafen wir auf eine kleine Gruppe Affen (Red Leaf Monkeys), die gemütlich in den Ästen eines Baumes saßen. Ein kurzes Stück weiter dann ein erster Höhepunkt, ein etwa 4 - 5 Jahre alter männlicher Orang Utan pflückte hoch oben in einem hohen Baum mit ruhigen Bewegungen Früchte, die er gemächlich verspeiste. Wir schauten fasziniert eine Weile zu. Weiter ging es auf einem Trail am Fluss entlang. Rafel konnte einige Vogelstimmen nachahmen. Wir sahen einen Black-capped Babbler, einige Bulbuls und einen weiblichen Paradise Flycatcher. |
Ein kleines Stück weiter krabbelte ein Tausendfüßer (Tractor Millipede)über die Straße. Als Rafel erklärte, dass diese Art nicht giftig sei, nahm Tomoko ihn in die Hand und ich machte ein Foto. Im gleichen Augenblick überquerte gleich hinter uns ein Great Argus majestätisch die Straße. Ich schaffte es so gerade noch ein Foto zu machen, bevor er wieder im Dickicht verschwand. Gegen 11:00 Uhr kamen wir etwas müde wieder bei der Lodge an. Wir wurden vom Personal mit kühlenden feuchten Tüchern empfangen, sehr angenehm. Zurück im Zimmer wurde zuerst mal geduscht, dann relaxten wir ein wenig auf dem Bett und später noch ein wenig auf dem Balkon. |
In einem nahen Baum konnten wir einige Rufous-tailed Tailorbirds sehen, winzige kleine Vögelchen, die rastlos aber geschickt nach Futter suchten. Um 12:00 Uhr trafen wir uns alle wieder beim Mittagessen. |
So langsam wurde es ruhiger im Wald, doch auf einmal tauchten 3 Crested Firebacks auf der Straße auf. Diese Art hat im Unterschied zu der Art auf der malayischen Halbinsel einen leicht orange gefärbten Schwanz und rostbraune Flecken an der Brust. Rafel verabschiedete sich von uns und wir gingen die letzten paar Meter alleine zur Lodge zurück. Ich wollte gerade mit Tagebuch schreiben beginnen, als Vater an die Tür klopfte und mich zu einem Glas Whisky auf sein Zimmer einlud. Dem kamen wir gerne nach. Um 19:00 Uhr dann wieder Abendessen, wie immer sehr lecker und reichhaltig, obwohl der Pudding heute Abend weniger gut schmeckte als gestern. Um 20:30 Uhr waren wir noch mal mit Rafel zu einer kleinen Nachtwanderung verabredet. Tomokos Eltern waren nicht so sehr daran interessiert und kamen nicht mit. Tomoko wollte ursprünglich wegen starker Kopfschmerzen auch nicht mit, aber da sie sich auf einmal besser fühlte, überlegte sie es sich noch mal anders. |
Sie sollte es nicht bereuen. Rafel leuchtete mit seiner Taschenlampe die Gegend ab und fand innerhalb kürzester Zeit alles mögliche in der Dunkelheit: ein Civet, quakende Frösche, Insekten, Nachtfalter, eine kleine zierliche Baumschlange, ein auf einem Ast schlafendes Vögelchen (White-crowned Forktail) und als Höhepunkt eine große Eule (Brown Wood Owl). |
Dazu tönten aus allen Richtungen fremdartige Laute und Geräusche, ein wirklich sehr eindrucksvolles Erlebnis. An einigen Stellen konnte man durch die Baumwipfel die am Nachthimmel kräftig leuchtenden Sterne sehen. Gegen 21:30 Uhr waren wir wieder zurück und verabschiedeten uns herzlich bis zum nächsten Morgen um 6:30 Uhr. Wir duschten ein weiteres Mal. Tomoko packte noch einen Beutel mit schmutziger Wäsche für die Laundry und legte sich dann schon schlafen. Ich musste noch die Ereignisse des Tages niederschreiben, was mich fast noch eine Stunde beschäftigte. Ich war froh, als ich endlich fertig war und legte mich dann auch gegen 23:10 Uhr schlafen. |
Am heutigen Ostermontag standen wir wieder um 5:30 Uhr auf und gingen um 6:00 Uhr zum Frühstück. Es dämmerte bereits und der Blick von der Terrasse in den Urwald wurde heller und klarer. Die ersten Stimmen wurden laut, von Ferne ließ ein Gibbon seinen markanten Ruf hören. Wir machten uns fertig für die Morgenwanderung. Als wir vorne an die Rezeption kamen, standen schon einige Menschen mit Fotoapparaten unter der Veranda und beobachteten einen großen männlichen Orang Utan, der gemächlich durch die Wiese vor der Veranda schritt, ein großartiger Anblick. |
Gleich bei der zweiten Aussichtsplattform winkte Rafel mir zu schnell nachzukommen und tatsächlich, endlich konnte ich den lange gesuchten Black-and-Yellow Broadbill sehen, ein bisschen weit für ein Foto, aber ganz klar im Fernglas zu erkennen. Nicht weit davon saß im gleichen Baum ein Dark-throated Oriole. Der Broadbill schien in diesem Baum ein Nest zu haben. Ich beobachtete den Baum eine Weile und ging dann weiter. Als ich am anderen Ende des Canopy-Walks ankam, dort wo er wieder auf die Straße traf, standen Tomoko und Vater zusammen mit einer chinesischen Gruppe und schauten angespannt in die Büsche. |
Ein Asian Paradise Flycatcher Pärchen war dabei ein Nest zu bauen. Immer wieder sah man beide elegant durch die Büsche schweben mit Nistmaterial im Schnabel. Besonders das Männchen mit seinem langen weißen Schwanz sah dabei unglaublich elegant wie ein großer Schmetterling aus. Auf der Straße hatte Tomoko einen Black-backed Kingfisher gesehen. Aber jetzt war hier an dieser Stelle wirklich viel los, ganz im Gegensatz zu den doch eher ruhig verlaufenen 2 Stunden vorher. Wir sahen noch: Bold-striped Tit-babbler, Raffle's Malkoha, Buff-rumped Woodpecker. Nachdem wir uns hier etwa eine halbe Stunde aufgehalten hatten, gingen wir langsam weiter. Dabei sah ich von einem fernen Baum startend einen Rhinoceros Hornbill auf uns zu fliegen. Er landete ganz in der Nähe auf einem sehr hohen Baum. Wieder so ein "Neck-breaking Bird" (von dem Führer der chinesischen Gruppe so genannt, weil man steil nach oben schauen musste, was ganz schön Nacken und Rücken schmerzen ließ). Noch ein Raffle's Malkoha kreuzte die Straße. Die Chinesen fuhren mit ihrem Auto weiter, während wir zu Fuß weitermarschierten. Die Sonne schien heiß und wir mussten viel Wasser trinken. Wir hatten etwa noch 500 m bis zur Lodge, als der Fahrer des Autos zurückkam. Er hatte die chinesische Gruppe bis zur Lodge gebracht und kam nun zurück und fragte, ob wir mit ihm zurückfahren wollten. Wir nahmen dankend an. So legten wir das letzte Stück sehr bequem zurück. Sogleich kam uns eine Angestellte der Lodge mit kalten feuchten, nach Zitronengras duftenden Tüchern entgegen. Diese malaysischen Führer und Angestellten hier sind wirklich außergewöhnlich freundlich und hilfsbereit. Im Zimmer angekommen zogen wir die vom Schwitzen patschnassen Klamotten aus. Ich ließ die riesige Badewanne draußen auf der Terrasse zu einem Drittel voll Wasser laufen. Das Wasser war zwar nicht warm, bei der Hitze war es jedoch sehr angenehm für mich, im kühlen Wasser zu entspannen und dabei einen Kaffee zu trinken. Für Tomoko war das Wasser zu kalt. |
Heute Abend hatten wir wegen des reichen Mittagessens nicht mehr allzu großen Hunger. Trotzdem versuchten wir etliche der kulinarischen Kostbarkeiten, wenn auch in kleiner Menge. Besonders die Nachspeisen hatten es uns wieder angetan. Um 20:30 Uhr starteten wir zu unserer Nachtwanderung. Gleich am Anfang entdeckte Rafel im Schein seiner Taschenlampe ein Paar funkelnde Augen im dichten Urwald zwischen den Bäumen aufleuchten. Beim Näherkommen wurde er plötzlich ganz hektisch. |
Er hatte etwas ganz besonderes entdeckt, einen Western Tarsier (Sunda-Koboldmaki), eine Halbaffenart die nur in Borneo, Sumatra und den vorgelagerten Inseln vorkommt und das auch noch äußerst selten. Dieses Äffchen wird nur bis 13 cm groß, hat aber einen langen Schwanz. Das war eine große Sensation, denn alle Führer die davon hörten waren begeistert, viele die schon lange hier arbeiteten hatten dieses nachtaktive Äffchen noch nie zu Gesicht bekommen. Berühmte Forscher wie David Attenborough sind hierher gereist, um dieses seltene Tier zu sehen. Tomoko gelang es im Schein meiner starken neuen LED-Taschenlampe einige tolle Fotos zu schießen. Auf unserem weiteren Rundgang sahen wir wieder den schlafenden Forktail, der an der gleichen Stelle wie gestern Abend saß. Die Eule war diesmal nicht zu sehen, dafür tauchte kurz ein Civet auf, der aber ziemlich scheu zu sein schien und gleich wieder im Dunkel verschwand. Einen weiteren auf einem Ast schlafenden Vogel sahen wir noch, sowie eine Firefly und einen Giant Millipi, ein großer roter Tausendfüßer. Begeistert kehrten wir gegen 21:30 Uhr zur Lodge zurück. Wir bedankten uns herzlich bei Rafel, der wirklich ein ausgezeichneter Führer ist, sachlich und kompetent, dabei immer äußerst freundlich. Zurück im Zimmer schauten wir neugierig unsere gemachten Fotos an, duschten noch mal, schrieben Tagebuch und gingen dann gegen 22:30 Uhr schlafen.
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