03.05. Kangaroo Island

In dieser Nacht schliefen wir beide zum ersten Mal richtig gut. Gegen 6:45 Uhr weckten uns die ersten Sonnenstrahlen. Es war im Auto zwar nur 11°, aber unsere Schlafsäcke hatten uns warm gehalten. Als wir beim Frühstück saßen, zogen doch wieder einige Wolken auf und ein feiner Sprühregen trieb uns wieder ins Innere. Der Regen hielt aber nicht allzu lange an. Gegen 9:30 Uhr hatten wir alles fertig gepackt und konnten starten. Unser heutiges Ziel war der Western Kangaroo Island Caravan Park am anderen Ende der Insel, etwa 150 km Richtung Westen. Beim Supermarkt in Penneshaw kauften wir noch ein paar Lebensmittel und ich zog noch etwas Bargeld aus einem ATM Automaten. Gleich nachdem wir Penneshaw verlassen hatten, tauchte rechts am felsigen Ufer eine größere Vogelkolonie auf. Wir glaubten, dass es Pinguine seien, doch beim Näherkommen flogen die Vögel weg, also keine Pinguine sondern Masked Lapwings. Das Wetter besserte sich zusehends. Auf der Landstraße fuhr ich nicht schneller als 60-80 km/Std. Zu viele überfahrene Tiere am Straßenrand, besonders Kängurus stimmten uns traurig. Trotzdem sahen wir immer wieder auch lebende Kängurus, die uns meistens aus der Entfernung neugierig musterten, wenn wir anhielten und ausstiegen. Nach 30 km bogen wir ab nach American River, einer kleinen Siedlung am gleichnamigen See (American River Aquatic Reserve). Kurz vor Erreichen des Ortes sahen wir einige schwarze Schwäne auf dem Wasser. Wir hielten an um ein paar Fotos zu machen. Dabei probierte Tomoko ihren neuen 2x-Konverter aus, der die Brennweite ihres Objektivs verdoppeln soll. Leider funktionierte der Autofocus damit nicht. Das ist ärgerlich, denn genau aus diesem Grund hatte sie das Teil gekauft. Wir werden versuchen es in Singapur zurückzugeben… In American River angekommen nach 10 km, schlenderten wir ein wenig am See vorbei.

Wir sahen Möwen, mehrere schwarze Schwäne, eine Kormoran-Kolonie, 2 Pied Oystercatcher, einen Sooty Oystercatcher sowie einige Pelikane.

Wir wanderten eine gute Dreiviertelstunde umher. Auf einem umgestürzten Baumstamm ruhte ich mich ein paar Minuten aus bevor wir in ein am Straßenrand liegendes kleines Café gingen,

wo wir, sehr zur Freude unserer Bären, uns je ein Stück Cheese-Cake mit Cappuccino gönnten. Eine Möwe mit zwei jammernden Jungen spekulierten auf herabfallende Krümel. Wir fütterten sie aber nicht. Erst als wir wieder zum Auto zurückgingen, machten sie sich über unsere Teller auf dem Tisch her und pickten die übrig geblieben Krümel auf. Weiter gings über die South Coast Road immer Richtung Westen. Das Wetter war ganz ordentlich, immer wieder Sonne, unterbrochen von kurzen Regenschauern. Ein schöner Regenbogen war häufig zu sehen, mal stärker, mal schwächer. Einmal rief Tomoko "stop"! Sie hatte auf einem Baum einen Black-shouldered Kite sitzen gesehen.

Als ich vorsichtig zurückfuhr, flog der Kite weiter. Tomoko schaffte es aber, ein Bild von ihm im Flug zu machen. Das Fahren bei wenig Verkehr ermüdete etwas. Etwa 10 km vor unserem Ziel, entdeckte ich im Vorbeifahren einen Echidna, ein in Australien heimisches igelähnliches Stacheltier. Schnell hielt ich an, doch beim Zurücksetzen war er zunächst verschwunden. Tomoko suchte aufmerksam die Büsche ab und tatsächlich entdeckte sie ihn wieder.

Wir stiegen aus um ein paar Fotos zu machen. Es war etwas schwierig, denn immer, wenn die Kamera klickte, versteckte sich das Tier schnell unter einem Grasbüschel und blieb regungslos für eine Weile. Wir gingen vorsichtig etwas voraus und tatsächlich folgte er uns, so dass wir doch noch zu unseren Fotos kamen. Wir fuhren weiter. Immer mehr Kängurus und Wallabies tauchten auf sowie ein Vögelchen, das wir später als Olive Whistler identifizierten.

Endlich waren wir am Ziel, dem Western KI Caravan Park. Ich erledigte die Formalitäten, während Tomoko die Gastküche inspizierte. Ich buchte erst mal für drei Nächte (28 AUS$ pro Nacht) und ging nach draußen. Tomoko, im Küchenbereich stehend, winkte mir zu. Da stand doch tatsächlich ein Känguru, das neugierig zu mir kam, so dass ich es streicheln konnte.

Später erfuhren wir, dass dieses Tier ohne Eltern war und von den Caravanpark-Besitzern mit der Milchflasche aufgezogen worden war. Wir konnten uns einen Stellplatz auswählen, wiederum mit Stromanschluss. Langsam machten wir eine Runde mit dem Auto und suchten nach einem geeigneten Stellplatz. Tomoko sah dabei einen Red Wattlebird, der gerade ein Bad nahm.

Während ich wie immer auspackte und die Campingutensilien installierte, machte Tomoko einen kleinen Rundgang. Überall kreischten Papageien. Identifizieren konnten wir Galahs, Lorikeets und Crimson Rosellas. Dann kam Tomoko zurück und machte ein merkwürdiges Gesicht. Sie hatte hoch in einem Baum ein seltsames Gebilde entdeckt, das sie mir unbedingt zeigen wollte. Um sicher zu gehen, um was es sich handelte, ging ich zum Auto zurück und holte mein Fernglas. Unterdessen kam ein junger Belgier hinzu und fragte Tomoko, ob sie den Koala in einem benachbarten Baum auch gesehen habe.

Nein, aber jetzt war klar, dass das merkwürdige Etwas hoch im Baum ein Koala war. Er saß leider viel zu hoch zwischen den Zweigen versteckt. Also gingen wir zu dem anderen Baum, und tatsächlich saß dort ein weiterer Koala, gar nicht so hoch und gut zu sehen. Er hatte die Augen geöffnet und bewegte sich sogar etwas. Das ist ja unglaublich, vor 4 Jahren hatten wir angestrengt nach Koalas Ausschau gehalten und hatten nur ein einziges Exemplar auf der ganzen Reise gesehen. Der junge Belgier, der schon einige Monate hier lebt, erzählte uns interessante Dinge über die Gegend hier. Er wollte uns den Koala-Walk zeigen, der hier vom Gelände abzweigte. Am Anfang dieses kleinen Rundwegs sahen wir zunächst 2 Wallabies.

Auch die hier heimischen Gänse (Cape Barren Goose) waren zahlreich vertreten. Nach ein paar hundert Metern konnten wir auch wieder einen Koala entdecken. Der Belgier drehte einige am Boden liegende Holzstücke um. Als ich fragte, warum er das mache, sagte er, dass manchmal unter diesen Holzresten die berüchtigte Red-crossed Spider zu finden sei, deren Biss in kurzer Zeit zum Tode führen kann. Tomoko war heilfroh, dass keine Spinne zu sehen war. So langsam meldete sich der Hunger und wir gingen langsam zurück. Es war jetzt 16.30 Uhr und die Sonne stand schon ziemlich tief. Während Tomoko das Essen vorbereitete, fing ich schon mal an Tagebuch zu schreiben. Vorher kaufte ich zur großen Freude von Entelchen bei der Rezeption noch ein kleines Bier, mit 4,50 $ (€ 3,60) allerdings sauteuer. Zum Abendessen gab es Spaghetti "Aglio e olio" mit viel Knoblauch und Avocado-Salat mit Cottage-Cheese, schmeckte super… Sogar ein kleines Wallaby kam neugierig heran. Inzwischen war es dunkel geworden. Geschirrspülen war meine Aufgabe, also packte ich alles schmutzige Geschirr in eine kleine Plastikwanne und ging in die gemeinsame Küche des Campingplatzes um zu spülen. Danach schrieb ich weiter Tagebuch. Tomoko schaute sich derweil einige unserer gemachten Fotos an. Während ich schrieb, zeigte mir Tomoko immer wieder begeistert ihre Fotos, einige wirklich sehr schöne dabei… So verging die Zeit wie im Fluge. Da es schon sehr früh dunkel wurde, blieben wir auch nicht mehr allzu lange auf und gingen früh schlafen.

04.05. Kangaroo Island

Gegen 7:00 Uhr wurden wir wach nach erholsamem Schlaf. Es hatte in der Nacht zwar wieder geregnet, doch jetzt war es trocken. Also bereiteten wir unser Frühstück draußen vor. Eine Frau, die hier dauerhaft auf dem Campingplatz lebt, zeigte uns direkt über uns einen Koala hoch im Baum sitzend.

Das ist ja unglaublich. Er bewegte sich nicht. Auch der kleine Koala in der Nähe war noch da, hatte allerdings seinen Baum gewechselt. Die Galahs flogen schon laut kreischend durch die Baumwipfel, auch die Magpies mit ihrem melodischen Gesang waren schon da. Tomoko nahm schon früh ihre Kamera in die Hand und suchte in der Nähe nach passenden Motiven. Dabei konnte sie nach hartem Kampf einen Purple-crowned Lorikeet einigermaßen brauchbar fotografieren. Es gab zwar einen großen Schwarm davon, aber sehr hoch in den Baumwipfeln, gut von Blättern getarnt. Crimson Rosella, Superb Fairy Wren und Rainbow Lorikeet war da ein wenig einfacher.

Julien, unser belgischer neuer Bekannter, kam rüber und gemeinsam wanderten wir einen kleinen Trail zu einer in der Nähe liegenden Lagune. Für diesen Weg braucht man normalerweise 15 min, doch immer wieder blieben wir stehen, da zahlreiche Vögel, sowie Kängurus und Wallabies zu sehen waren.

Wir fotografierten eifrig. Zu Tomokos großer Freude waren zahlreiche Superb Fairy Wrens zu sehen, deren Männchen ein prächtiges blaues Gefieder haben.

Neu für uns waren 3 Adler (Wedge-tailed Eagles) die hoch am Himmel kreisten.

Julien zeigte uns einen Glossy Black-Cockatoo, dessen Stimme wir uns merkten. Die Sonne schien und es wurde deutlich wärmer, so dass ich meine warme Fleece-Jacke auszog.

So wanderten wir langsam um den kleinen See herum und erreichten nach etwa 2 Stunden wieder unseren Ausgangspunkt. Unsere Beine waren müde geworden, also ruhten wir uns etwas aus. Tomoko machte einen Pfefferminz-Tee, zu dem ich mit den Bären einen gestern gekauften Donut aß, sowie eine Banane mit Äffchen. Tomoko stärkte sich mit Crackern und Käse. Gegen Mittag machte ich unser Auto startklar, indem ich die Markise abbaute. Wir fuhren einige km Richtung Osten zum "Koala Walk", einem kleinen privaten Gelände mit gepflanzten Eukalyptusbäumen, auf dem sich immer wieder Koalas aufhalten sollen. Nachdem wir die 5 AUS$ Eintritt pro Person bezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg. Schon nach kurzer Zeit sahen wir den ersten Koala hoch in einem Baumwipfel sitzen. Drei weitere entdeckten wir noch. Einer war dabei genüsslich Eukalyptusblätter zu pflücken und zu verspeisen. Leider schauten sie nicht mal runter in die Kamera. Etliche Rosellas und Galahs flogen immer wieder zwischen den Bäumen durch.

Auch einige Wallabies hüpften herum. Nachdem wir eine gute 3/4tel Stunde umhergegangen waren, fing mein Knie wieder an zu schmerzen. Der erste Baumstumpf, auf dem ich mich etwas hinsetzen wollte, war voller Ameisen, also keine so gute Idee. Etwas weiter gab es dann eine bessere Gelegenheit. Da wir uns aber auf einen Kaffee freuten, gingen wir zurück zum Eingang ins dortige Café. Dort kauften wir uns je einen Cappuccino und ein Stück Kuchen, beides gut, aber recht teuer (17,- AUS$ zusammen).

Nach dem erfrischenden Cappuccino gingen wir zum Auto zurück. Dabei sahen wir auf einer Wiese eine ganze Gruppe Common Bronzewing, eine Taubenart. Da noch etwas Zeit bis zum Abend war, fuhren wir wieder zurück, am Campingplatz vorbei Richtung Eingang zum Flinders Chase Nationalpark. Den wollen wir morgen mal näher in Augenschein nehmen. Beim Visitor-Center machten wir halt und schauten uns ein wenig um. Die Souvenirs dort kamen uns alle sehr teuer vor. Ja, der Wechselkurs zwischen Euro und australischem Dollar hat sich seit unserer letzten Reise enorm verschlechtert. Vor 4 Jahren im Oktober bekamen wir für einen Euro noch etwa AUS$ 1,95, jetzt nur noch 1,23 AUS$!!! Tomoko kaufte nur ein paar Postkarten. Bei der Rückfahrt sahen wir links von der Straße ein Warnschild, Achtung Gänse. Tatsächlich überquerten einige Meter weiter 2 Gänse ganz gemütlich die Straße. Der Wald ging in eine wilde Graslandschaft über, in der einige Kängurus sowie weitere Gänse zu sehen waren.

Das ganze wurde durch die schon tiefstehende Sonne in ein warmes Licht getaucht, sehr malerisch. Kurze Zeit später waren wir wieder zurück beim Campingplatz. Ich baute die Markise wieder auf und richtete Tisch, Stühle und Gasherd. Tomoko begann mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Ich sicherte derweil schon mal Fotos auf meinem Netbook. Zum Abendessen gab es diesmal thailändischen Curry-Reis, dazu tranken wir zu Entelchens großem Verdruss nur Wasser. Es schmeckte uns gut in der frischen Luft, die uns heute Abend nicht ganz so kalt vorkam. Nach dem Geschirrspülen fing ich an Tagebuch zu schreiben, während Tomoko eine heiße Dusche nahm und sich die Haare wusch. Ich war gerade in meinen Gedanken vertieft, als Tomoko mit einem Schreckensschrei ins Auto stürzte. Ich dachte wunders, was wohl schlimmes passiert sei. Sie hatte einfach vergessen, den passenden Adapter für ihren Fön mitzunehmen und jetzt lief sie mit patschnassen Haaren durch die kalte Nachtluft. Na, das lässt sich ja leicht regeln. Mit gut duftenden Haaren kam sie zurück und fönte noch etwas weiter im Auto, was für die Innentemperatur recht angenehm war. Während ich meinen Tagesbericht zu Ende schrieb, zeichnete Tomoko noch etwas. Anschließend besprachen wir noch den Reiseplan für die kommenden Tage. Vor dem Schlafengehen ging ich noch mal zur Toilette und staunte nicht schlecht, als plötzlich etwa einen halben Meter über meinem Kopf ein Possum auftauchte. Schnell holte ich meine Kamera und machte ein paar Fotos. Tomoko sah die Bilder und obwohl sie es sich schon in ihrem Schlafsack bequem gemacht hatte, stand sie noch mal auf, um auch selbst noch das possierliche Tier zu sehen. Als wir an der Toilette ankamen, war das Possum noch da und schaute uns neugierig an. Dann kletterte es geschwind aufs Dach und verschwand im Dunkeln. Es war jetzt 22.15 Uhr und da wir müde waren gingen wir auch gleich schlafen.


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