15.06. Moab - Grand Canyon 515 km

Um 7:00 Uhr war Frühstück. Es gelang uns so gerade noch einen Platz zu erwischen, da ein ganzer Bus Italiener den Frühstücksraum stürmte. Aber wir schafften es, pünktlich wie ausgemacht um 8:00 Uhr los zu fahren. Zunächst ging es bei schönem Wetter auf dem Highway US-191 nach Süden.

Nach circa 2 Stunden kurz vor Mexican Hat (der Ort trägt seinen Namen nach einem Felsen, der die Form eines mexikanischen Sombreros hat) bogen wir ab zu einem kurzen 8 km langen Abstecher zu den "Goosenecks of the San Juan River". Hier schlängelt sich der San Juan River in grandiosen Schleifen 300 m tief durch einen riesigen Canyon, sehr eindrucksvoll! Tomoko und ihr Vater blieben in respektvoller Entfernung vom Abgrund stehen. Dann ging es weiter ungefähr 25 km und wir sahen die aus zahlreichen Filmen bekannte Szenerie des Monument Valleys vor uns liegen. Ein wirklich beeindruckendes Panorama!

Wir befanden uns nun im Navajo Indianergebiet. Der Eintritt für uns vier kostete 20 $, und so fuhren wir ein Stück weit hinein über eine äußerst holprige Sand- und Steinpiste. Die Sonne schien heiß vom Himmel.

An einem Souvenirstand kaufte Tomoko Indianerschmuck (eine Halskette und ein Lesezeichen für Bücher, beides echte indianische Handarbeit). Da Tomokos Vater starken Hunger verspürte, fuhren wir nach 20 min wieder zum Eingang zurück und aßen im dortigen Restaurant bei herrlicher Aussicht auf die Landschaft zu Mittag. Dieses Monument Valley ist eins meiner Lieblingsorte und so machte ich fleißig Fotos aus immer wieder verschiedenen Perspektiven. Nach 1 Stunde Rast ging es weiter durch die staubige Landschaft. Die Straße führte teilweise schnurgerade durch die Wüste. Ganz wenige Orte lagen an der Strecke (Kayenta und etwas weiter Tuba City). Endlich erreichten wir den Highway US-89, auf dem wir noch einige Meilen nach Süden fuhren, bevor dann der Highway US-64 nach Westen Richtung Grand Canyon abbog. Zuvor hatten wir bei Kayenta die Grenze zwischen Utah und Arizona überquert, was bedeutete, dass wir unsere Uhren 1 Stunde zurückstellen mussten, da Arizona keine Zeitumstellung auf Sommerzeit macht (mit Ausnahme der Indianer Gebiete, die trotzdem auf Sommerzeit umstellen, was ziemlich verwirrend ist).

Die Straße kletterte immer höher. Wir konnten einen Blick auf den Little Colorado werfen, einen Nebenfluss des Colorado. Gegen 15:30 Uhr erreichten wir den ersten Aussichtspunkt am Grand Canyon, Desert View. Der Blick auf den hier ca. 1300 m tiefer fließenden Colorado in dieser gewaltigen Schlucht ist einfach atemberaubend. Tomoko schaffte es auch, sich bis auf 10 m dem Abgrund zu nähern, zog sich aber dann schnell in einen Souvenirladen zurück, von wo sie geschützt durch eine Glasscheibe doch einen Blick in den Grand Canyon wagte. Wir fuhren weiter an der Südseite entlang, machten einige Stopps an der Straße und erreichten gegen 17:15 Uhr unser Hotel Holiday Inn in Tusayan, circa 5 km vom Grand Canyon entfernt. Das Einchecken erfolgte zügig. Das Hotel war bis auf das letzte Zimmer ausgebucht. Bis 18:30 Uhr ruhten wir uns ein wenig aus und fuhren anschließend zum Abendessen in ein nahe gelegenes Steakhaus. Die Steaks waren super, aber die Mengen so reichlich, dass wir drei Doggybags mit den Speiseresten füllten. Tomokos Eltern hatten wohl nicht viel Hunger. Gegen 20:15 Uhr waren wir wieder zurück und widmeten uns unserer täglichen Abendbeschäftigung: Tagebuch schreiben, E-Mail lesen und Internet schauen. Um 22:00 Uhr gingen wir schlafen.




16.06. Grand Canyon

Der Frühstücksraum, größer als alle bisherigen, war um 6:30 Uhr schon brechend voll. Als Tomoko und ich gegen 6:50 Uhr kamen, konnten wir mit viel Glück so gerade noch zwei Plätze finden. Es war alles sehr laut und hektisch. Das Holiday Inn liegt zwar sehr nahe (5 km) am Grand Canyon, ist aber schon etwas in die Jahre gekommen. Bei uns funktionierten Lüftung und Klimaanlage nicht, bei Tomokos Eltern war die Kaffeemaschine kaputt. Um 8:30 Uhr fuhren wir zum Grand Canyon und begaben uns auf den South Rim Trail Richtung Westen. Die Ausblicke in den Canyon waren atemberaubend. Wir machten sogar einige Schritte den Bright Angel Trail hinunter, der von 2100 m Höhe bis zum Colorado River führt auf 770 m Höhe, also gut 1300 m Höhenunterschied. Doch nach 5 min musste Tomoko, die nicht schwindelfrei ist, umkehren. Es gibt auch die Möglichkeit, diesen Trail auf dem Rücken eines Maultiers zu bewältigen. Diese Maultiere marschieren in einer Gruppe langsam bis zum Grund des Canyons und auch wieder zurück. Auf so einem schaukelnden Maultierrücken immer dicht am Abgrund hinunterzureiten ist sicher auch nichts für ängstliche Gemüter. Ich würde dann doch lieber zu Fuß wandern....

Wir wanderten also vorsichtig den Rim Trail am oberen Rand des Grand Canyons weiter bis zum Maricopa Point. Von hier aus war die Aussicht grandios, man konnte sogar ein winziges Stück vom Colorado zwischen den Felsschluchten erblicken.

Tomoko, die zurückgeblieben war, hatte plötzlich einen California Condor gesehen und fotografiert ( am folgenden Tag gelangen uns noch bessere Fotos vom Kondor). Des weiteren beobachteten wir u.a. noch diverse Squirrels, einen Broad-tailed Hummingbird und einen Western Scrub Jay. Wir waren inzwischen 2,2 km gewandert und wollten mit dem Shuttle Bus zurückfahren, aber eine äußerst unfreundliche Busfahrerin ließ uns nicht einsteigen, weil alle Sitzplätze im Bus besetzt waren und sie keine stehenden Passagiere mitnehmen wollte. Also waren wir gezwungen, die gesamte Strecke zu Fuß zurück zu gehen.

Am Auto angekommen suchten wir uns einen Picknickplatz und aßen gemütlich die Reste des gestrigen Abendessens. Danach fuhren wir gegen 15:00 Uhr zum Hotel zurück und ruhten uns etwas aus. Um 18:00 Uhr fuhren wir nochmal los, weil wir gehört hatten, dass die Kondore oft 1 Stunde vor Sonnenuntergang in die Lüfte steigen. Als wir am Canyon ankamen, war der Wind inzwischen so heftig geworden und die Luft bei bedecktem Himmel so kalt, dass wir unser Vorhaben aufgaben und ein Restaurant für das Abendessen suchten. Nach einigen Versuchen fanden wir ein italienisches Restaurant (eigentlich amerikanisch mit italienischen Speisen), das uns zusagte. Wir aßen Fettucine Alfredo, Pizza, Shrimps und Salat. Mein Essen (Fettucine) war gut, die anderen fanden das Essen eher mäßig. Wir suchten noch eine Tankstelle, die wir nach längerem Suchen auch fanden. Da Benzin hier aber sehr teuer war (3,29 $ pro Gallone), tankte ich nur fünf Gallonen. Das muss bis übermorgen reichen. Um 21:00 Uhr waren wir wieder auf dem Zimmer. Nach Tagebuch, Internet und einem letzten Bier gingen wir dann um 22:00 Uhr schlafen.




17.06. Grand Canyon

Tomoko weckte mich schon um 5:30 Uhr, doch der Blick aus dem Fenster zeigte einen grauen Himmel. Somit blieben wir noch etwas liegen und gingen erst um 7:00 Uhr zum Frühstück. Wieder war der Frühstücksraum brechend voll. Um 8:00 Uhr fuhren wir zum Grand Canyon.

Als erstes sahen wir fünf große Hirsche mit prächtigem Geweih. Da es zu regnen anfing, gingen wir zunächst mal in den Hopi-Giftshop. Tomoko kaufte mir dort ein schönes schwarzes T-Shirt. Anschließend suchte ich mit dem Fernglas die Felswände ab, konnte aber leider keinen Kondor entdecken. Der Regen wurde immer stärker. Somit beschlossen wir nach Tusayan zurückzufahren, wo sich auch unser Hotel befand. Als Ausweichprogramm beschlossen wir, im dortigen IMAX-Kino einen Film über den Grand Canyon anzusehen. Der war sehr beeindruckend. Tomoko wollte aber nicht mit, da sie fürchtete, die spektakulären Szenen seien nicht mit ihrer Höhenangst vereinbar. Sie hatte sicher recht damit. Der Film dauerte 34 min und als wir aus dem Kino kamen, hatte der Regen aufgehört und die Sonne lachte vom blauen Himmel.

Also fuhren wir wieder zum Canyon zurück und hatten das große Glück, dass gerade als wir dort ankamen, drei Kondore majestätisch über unseren Köpfen kreisten. Leider verlor Tomoko beim Fotografieren die Sonnenschutzblende ihrer Kamera, die in den Grand Canyon fiel. So ein Pech! Nach gut 10 min waren die Kondore verschwunden und wir beschlossen, an den Tisch von gestern zurückzukehren und dort wieder ein Picknick zu machen. Danach machten wir einen Spaziergang durch den nahen Pinienwald, doch von den gesuchten Abert-Squirrels sahen wir leider keins. Plötzlich fiel Tomokos Mutter auf, dass sie ihre mit einem roten Band am Hals befestigte Brille vermisste. Sorgfältig suchten wir den gesamten Weg wie auch den Picknickplatz ab, von der Brille jedoch keine Spur. Es war auch keine Brille bei der Lodge abgegeben worden, sie blieb verschwunden. Da ein Gewitter heraufzog und die ersten Donnerschläge ertönten, fuhren wir gegen 14:30 Uhr zurück zum Hotel, um uns ein wenig auszuruhen. Um 17:00 Uhr war es wieder sonnig. Wir wollten versuchen die Kondore nochmals zu beobachten, aber als wir am Rim ankamen, sahen wir sie leider nicht mehr.

Umso schöner war der Blick nun in den Grand Canyon im Licht der sich senkenden Abendsonne. Diese prachtvolle Szenerie von Licht und Schatten war beeindruckend. Bei einem Blick nach unten sah ich plötzlich Tomokos verloren geglaubte Sonnenschutzblende circa 3 m unterhalb der Begrenzungsmauer auf einem kleinen Vorsprung liegen. Tomoko und ihr Vater informierten in der Lobby der Bright Angel Lodge einen Angestellten und der kam auch gleich hilfsbereit mit zwei Stangen und versuchte die Sonnenblende zu bergen. Erst als er einen zusätzlichen starken Draht an den Stangen befestigt hatte, gelang es ihm tatsächlich. Tomoko war überglücklich. Wir warteten noch bis 19:00 Uhr, aber kein Kondor ließ sich blicken. Also gingen wir zum Auto zurück und fuhren wieder in das Steakhaus, wo wir schon vorgestern Abend gegessen hatten. Es war wieder sehr voll, aber wir bekamen so gerade noch einen Tisch. Das Essen war wieder sehr gut. Gegen 21:00 Uhr kamen wir bester Laune wieder beim Hotel an. Tomoko war glücklich, dass das Kapitel Grand Canyon damit zu Ende ging. Sie hatte tapfer zweieinhalb Tage gegen ihre Höhenangst gekämpft. Wir schrieben wieder wie immer Tagebuch, schauten Internet und gingen gegen 22:00 Uhr ins Bett.




18.06. Grand Canyon - Bryce Canyon 460 km

Diesmal waren wir schon um 6:20 Uhr beim Frühstück und es war noch genug Platz an den Tischen. Dann packten wir schnell die Koffer ins Auto und pünktlich um 8:00 Uhr fuhren wir los, Endziel der Bryce Canyon. Das Wetter war herrlich, strahlend blauer Himmel. Wir fuhren zunächst in westlicher Richtung am Südrand des Grand Canyon entlang.

Am Lipan Aussichtspunkt hielten wir nochmals an und genossen die Aussicht in den Grand Canyon bei jetzt hell strahlendem Morgenlicht, einfach großartig. Weiter ging's 1 Stunde lang immer nach Osten bis Cameron, wo wir den Highway US-89 erreichten. Hier bogen wir nach Norden ab und erreichten nach einer weiteren Stunde eine Brücke über den Colorado, der hier ruhig dahinfließt. Wir parkten das Auto und gingen zu Fuß auf die Brücke zurück. Auf dem Fluss trieb eine Gruppe Schlauchboote ruhig dahingleitend flussabwärts. Plötzlich entdeckten wir am Flussufer in den Felsen sitzend zwei Kondore.

Außerdem konnte Tomoko noch zwei Canyon Wrens fotografieren. Jetzt bog die Straße nach Westen ab. Es ging an den Vermillion Cliffs vorbei in Richtung Kaibab Plateau, dem Gebiet nördlich des Grand Canyons. Nach einem endlos breiten Tal stieg die Straße wieder an und durchquerte dichte Pinienwälder. Hier machten wir mitten im Wald ein Picknick. Da es keine Tische gab, mussten wir im Gras, beziehungsweise auf einem Holzzaun sitzen. Hier in 2400 m Höhe war es trotz Sonne wieder angenehm kühl. Weiter ging es und gegen 14:00 Uhr erreichten wir bei Kanab die Grenze zwischen Arizona und Utah. Hier mussten wir die Uhren 1 Stunde vorstellen. Über den Red Canyon erreichten wir nach weiteren eineinhalb Stunden Fahrt unser Tagesziel, das Motel "Foster's Inn", kurz vor dem Bryce Canyon. Als ich dieses Motel im Internet buchte, war ich mir sicher, dort vor fünf Jahren schon mal gewohnt zu haben, doch ich hatte mich geirrt. Die Zimmer waren ganz einfach und klein, aber sauber. Die größeren Hotels und Motels in der Gegend waren schon seit Monaten ausgebucht.

Trotz der etwas anstrengenden 460 km Fahrt machten wir uns gegen 17:00 Uhr bei herrlicher Spätnachmittagssonne auf den Weg zum Bryce Canyon. Gleich am Eingang konnten wir auf einer Wiese drei kleine Pronghorns herumspringen sehen. Ihre Eltern grasten ruhig in der Nähe. Wir parkten unser Auto am Sunrise Point und wanderten von hier am Canyonrand entlang zum Sunset Point. Der Bryce Canyon im Abendlicht der tiefstehenden Sonne sah prächtig aus. Selbst Tomoko vergaß ihre Höhenangst und war begeistert.

Wir sahen Stellar Jay, Say's Phoebe, Townsend Solitaire, Mountain Chickadee, Juncos, White-breasted Nuthatch, viele kleine Chipmunks und Golden-mantled Ground Squirrels. Immer wieder streiften unsere Blicke über die unzähligen Hoodoos, die durch Erosion geschaffenen Säulen, die in unterschiedlich orangefarbenen Tönen leuchteten, wirklich beeindruckend. Langsam meldete sich der Hunger und wir fuhren zurück. In einem Restaurant an der Einmündung der Bryce-Canyon-Road in den Highway US-12 aßen wir zu Abend. Die mexikanischen Burritos und die Scampis von Tomokos Vater schmeckten sehr gut. Müde fuhren wir gegen 20:30 Uhr zum Hotel zurück. Tomoko und ich schauten uns noch unsere gemachten Fotos an. Danach schrieb ich Tagebuch, während Tomoko noch ins Internet schaute. Um 22:00 Uhr gingen wir schlafen.

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