Cañas Castilla
20.04. 2015


Diesmal hatten wir besser geschlafen. Um 5:30 h standen wir auf und machten uns fertig zu einer kleinen Rundfahrt vor dem Frühstück. Auf dem Baum direkt neben unserem Bungalow saß ein Brüllaffe hoch in den Zweigen und hangelte sich durch das Geäst. Dadurch lösten sich zahlreiche der großen bohnenähnlichen trockenen Früchte, die auf das Dach des Bungalows prasselten und dabei einen Höllenlärm verursachten. Das Wetter war trocken und sonnig. Um 6:00 h waren wir startbereit. Schnell erreichten wir La Cruz, wo wir auf einer anderen Straße als gestern in die Tiefebene abbogen Richtung Meer. Unsere Hoffnung, Gelbnackenamazonen zu sehen, war nicht allzu groß. Nach den Erlebnissen gestern waren wir schon mit der Aussicht zufrieden, wohlbehalten ohne Unfall wieder zurückzukommen. Doch schon nach kurzer Zeit überflogen uns die ersten Amazonen. Wir zählten nach und nach bis zu zehn Vögel. An einer Stelle hielt ich kurz an und machte ein Foto von einem tiefen Loch in der unbefestigten Straße, das nur mit einem Stock gekennzeichnet war.

Wir fuhren weiter. Ich bog in einen kleinen Weg ein. Wir passierten einige kleine Ansiedlungen. Immer wieder hörten wir die Rufe der Amazonen, die eher dem Quaken einer Ente ähnelten als dem Krächzen eines Papageis. Endlich sah ich wie 2 Gelbnackenamazonen in einem Baum landeten. Schnell ergriff Tomoko ihre Kamera und stieg aus.

Der Baum stand in der Nähe eines Bauernhofs. Während Tomoko fleißig fotografierte, beobachtete ich das Landleben. Ein dicker Eber kreuzte den Weg, ebenso einige Schafe. Auch ein Kuhreiher saß am Wegesrand.

Es war sehr eindrucksvoll, die typischen Geräusche eines Bauernhofs aus direkter Nähe zu erleben. Wir fuhren weiter. Mir kam die Gegend irgendwie bekannt vor. Wir durchquerten wieder einige trockene Flussbette. Als ich in einem dieser Flussbette das Wurzelwerk eines großen Baums erblickte, den ich gestern schon fotografiert hatte, wurde mir plötzlich klar, dass wir auf dem gleichen Weg unterwegs waren wie gestern. An der nächstbesten Stelle wendete ich das Auto und wir fuhren zurück. Das erwies sich als großes Glück, denn kaum waren wir ein paar Hundert Meter gefahren, als wir wieder Gelbnackenamazonen erblickten, die sich in einem nahen Baum niederließen. Tomoko stieg aus und fotografierte unermüdlich.


Manche der Vögel hatten einen kräftigen gelben Fleck im Nacken, andere, wahrscheinlich Jungvögel, kaum oder gar nicht. Irgendwann waren alle Amazonen wieder in den nahen Büschen verschwunden. Tomoko war überglücklich. Da es langsam Zeit war für ein Frühstück, fuhren wir zurück. Kurz vor erreichen der Finca standen 2 Kühe auf dem Weg und blockierten die Brücke, gaben aber nach ein paar Minuten den Weg frei. Gegen 9:00 h kamen wir an und gingen auch gleich nach vorne zum Rancho, wo uns wieder ein schmackhaftes Frühstück serviert wurde. besonders das Rührei mit Petersilie sowie das selbst gebackene Brot schmeckten vorzüglich. Für unser Bärchen war natürlich das Marmeladenbrot am wichtigsten. Die Fledermäuse waren auch wieder im Kamin zu sehen.

Da man hier waschen lassen konnte, ließen wir gleich einen Beutel mit schmutziger Wäsche zum Waschen da. Nachdem wir ganz gemütlich uns gestärkt hatten, gingen wir gegen 10:10 h zum Bungalow zurück. Dabei sahen wir wieder ein Krokodil im Fluss schwimmen. Zurück im Zummer sortierten und speicherten wir Fotos und Videos, wegen des besseren Lichts (keine Spiegelungen), machten wir das im Inneren, gekühlt von unseren Ventilatoren. Zwischendurch legte sich Tomoko auf der Terrasse in die Hängematte und ich setzte mich in den Schaukelstuhl.

Zwischendurch gab es immer wieder etwas zu sehen, besonders einige Rufous-naped Wrens waren sehr aktiv. Auch kam immer wieder ein Kolibri zu den Blüten der Heliconia-Pflanzen neben unserer Terrasse.

Gegen Mittag wurde es immer wärmer. Um 12:00 h stand die Sonne genau senkrecht über uns. Die Temperatur stieg auf 37° im Schatten. Wir faulenzten weiter gemütlich im Schatten, aßen mal eine gekühlte Mango oder wie Tomoko eine Avocado. Plötzlich bekamen wir Besuch von einigen Pferden, die das Gras zwischen den Pflanzen neben unserem Bungalow fraßen.

Gegen 16:15 h machten wir uns bereit zu einer kleinen Fahrt zur gleichen Stelle wie heute Morgen in der Hoffnung wieder einige Papageien sehen zu können. Am späten Nachmittag lag ein wunderbares Licht über der Landschaft. Einige km hinter La Cruz entdeckten wir in einem kleinen Baum neben der Straße einige Papageien ( Orange-fronted Parakeets), die dort im Licht der schon tief stehenden Sonne an den Blüten des Baumes pickten.


Da das Licht so toll war, nahm ich die Szene auch auf Video auf. Ich hatte vorhin wahnsinniges Glück gehabt, als ich mit dem Auto ein paar Meter zurücksetzte und dabei im Rückspiegel nicht sah, dass dort eine kleine Brücke über ein trockenes Flussbett führte und ich um ein Haar von der Straße abgekommen wäre. Es waren nur wenige cm, die mich vor einem Sturz ins Flussbett trennten... Wir fuhren langsam weiter, doch so sehr wir auch Ausschau hielten, die Gelbnackenamazonen tauchten heute Abend nicht auf. Gegen 17:30 h machten wir uns auf den Rückweg. In der steilen Passage der Straße kurz vor La Cruz machten wir zunächst einen Stopp, um die zahlreichen Geier zu beobachten, die sich hier in mehreren Schlafbäumen versammelt hatten. Wir fuhren noch mal ein paar Meter zurück um den Sonnenuntergang von der Anhöhe zu genießen. Dabei sahen wir 3 Klammeraffen (Spider Monkeys) in einem Baum voller gelber Blüten herum klettern, was im Abendlicht besonders eindrucksvoll war.


Hier in den Tropen geht die Sonne sehr schnell unter und die Dunkelheit breitet sich schnell aus. Wir blieben noch, bis die Sonne fast den Horizont erreicht hatte.

Dann fuhren zur Finca zurück. Wir duschten beide wieder gründlich, was sehr erfrischend war, betrug die Außentemperatur doch immer noch beachtliche 30°. Kurz vor 19:00 h gingen wir zum Abendessen. Wir waren heute die einzigen Gäste. Man servierte uns ein leckeres vegetarisches Essen. Als Nachtisch gab es einen vorzüglich schmeckenden Käsekuchen, dazu einen Kaffee, der in Costa Rica wie immer hervorragend schmeckte. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit Familie Sutter, wobei wir einige interessante Informationen über das Land und die Leute hier erfuhren. Müde gingen wir gegen 20:30 h zurück zum Zimmer. Ein wunderbarer sternenklarer Nachthimmel wölbte sich über uns. Es war immer noch 30° warm. Als ich das Zimmer betrat, erschrak ich plötzlich nicht schlecht, saß doch da ein etwa 7-8 cm großer Skorpion auf der weißen Wand direkt neben meinem Bett.

Was tun ? Der erste Gedanke war, einfach das Tier zu erschlagen, doch das widerstrebte mir irgendwie. Ich suchte nach einem geeigneten Behälter um den Skorpion vielleicht einfangen zu können. Ich fand einen leeren Mülleimer, der mir dafür geeignet erschien. Erst machten wir noch ein Foto, dann bewegte ich vorsichtig den Eimer unter den Skorpion. Doch da die Wand an dieser Stelle etwas gewölbt ist, schlüpfte das Tier blitzschnell am Eimer vorbei und verschwand in rasendem Tempo unter meinem Bett. Schnell lief ich ums Bett herum und als der Skorpion auf der anderen Seite wieder hervorkam, konnte ich mir nicht anders helfen, als ihn mit einem gezielten Tritt mit meinen Sandalen zu töten. Das tat mir sehr leid, doch in Anbetracht der Gefährlichkeit dieses Tieres, war das wohl die beste Lösung. Nach diesem Schrecken holten wir erst mal tief Luft. Dann schauten wir sorgfältig in alle Ecken des Zimmers, stellten die Koffer hoch und leuchteten unter die Betten. Außer ein paar Ameisen und einer Kakerlake fanden wir aber nichts weiteres mehr. Wir duschten noch beide und gingen dann zu Bett. Das Erlebte beschäftigte uns noch eine Weile, so dass wir erst spät einschliefen.


weiter Seite 12

Seite zurück

Index