Finca Maresia (Drake Bay)
Corcovado NP Sirena
26.04. 2015


Nach nur knapp 6 Stunden Schlaf ging der Wecker um 5:00 h. Schnell standen wir auf und packten unsere Rucksäcke für die heutige Tour nach Sirena in den Corcovado Nationalpark. Extra für uns gab es schon Frühstück um 5:30 h. Um 6:00 h brachte Juan unsere Gruppe mit seinem Minivan zur Abfahrtsstelle unten am Strand. Ein Boot wartete schon auf uns und Roy, ein Führer, der uns heute begleitete. Unsere 8-köpfige Gruppe war ziemlich international besetzt. Außer Tomoko und mir waren noch ein älteres Paar aus Wales dabei, Niclas und Céline aus Frankreich sowie Michiko und Carlos aus Japan, bzw. Spanien. Wir mussten über den Strand durchs Wasser waten. Dazu hatten wir unsere Wanderschuhe in einen extra Plastikbeutel gepackt und unsere Flip-Flops angezogen. Das Wetter war vielversprechend, blauer Himmel und die gerade aufgegangene Sonne ließ die Farben des Pazifiks, sowie den grünen Dschungel, der hier bis an den Strand reicht, besonders kräftig erscheinen.

Wir fuhren etwa eine Stunde entlang der Küste um die Halbinsel Osa herum. Das Boot machte manchmal richtige Sprünge in der mächtigen Dünung des Meeres, doch wir waren gut vor Spritzwasser geschützt. An einer Stelle inmitten der Mangroven steuerte das Boot ans Ufer. Wir mussten ins Wasser springen um an Land gehen zu können. Dort machten wir uns marschfertig, d.h. den schwarzen Sand von den Füßen spülen und Wanderschuhe anziehen. Gegen 7:30 h zogen wir los auf einem kleinen Pfad durch den Dschungel.

Roy ging mit seinem Spektiv voraus. Immer wieder entdeckte er etwas, versteckt im dichten Grün, das wir ohne ihn sicher nicht gefunden hätten. Zunächst sahen wir hoch in einem Baum ziemlich versteckt einen männlichen Great Curassow, wenig später einen wegen seiner Tarnfarbe wirklich schwer zu erkennenden Common Potoo.

Wir erreichten den Rio Claro. Einige Spotted Sandpiper (Uferläufer) waren dort zu sehen. Ein kleines Stück wanderten wir am Ufer entlang und bogen dann wieder ab in den Dschungel. Ein Black Iguana (Schwarzer Leguan) saß auf einem dicken Ast und versteckte sich schnell in einem Astloch, als wir vorbeikamen. Einzelne mächtige Fig Trees (Würgefeigen) standen am Weg.

Für ein kurzes Stück mussten wir wieder am Strand entlanglaufen. Hier waren Spuren von einem Tapir zu sehen. Ob wir einen solchen noch zu sehen kriegen, schaun wir mal...

Als wir so den Pfad entlang wanderten hörten wir auf einmal ein Rascheln und Knacken im Unterholz. Urplötzlich kam eine ganze Gruppe Pekaris (eine Wildschweinart) aus den Büschen und überquerte direkt vor uns den Weg. Auch einige Jungtiere waren dabei. Laut Roy ist diese Wildschweinart nicht aggressiv. Ich nutzte die Gelegenheit zu einer kleinen Pause und setzte mich mal kurz auf mein mitgebrachtes Stühlchen.

Roy war kurzzeitig verschwunden. Er kam mit auf die Lippen gepresstem Zeigefinger zurück und bedeutete uns ganz still zu sein. Er hatte im dichten Unterholz einen Tapir entdeckt. Wir schlichen ganz vorsichtig ihm nach. Tatsächlich konnten wir zwischen den dichten Zweigen schemenhaft das Tier entdecken, für ein Foto waren allerdings leider die Blätter zu dicht. Wir spähten eine Weile durch die Zweige und gingen dann wieder zurück auf den Weg. Hier war eine Kolonie von Blattschneiderameisen dabei, ihre gesammelten Blätter zurück in ihr Nest zu tragen.

Wir wanderten zwar weitgehend im Schatten, doch die Schwüle machte uns zu schaffen. Deshalb tranken wir fleißig Wasser. Ich war froh, dass ich mein Stühlchen mitgebracht hatte, auf dem ich immer Platz nehmen konnte, wenn Roy der Gruppe etwas erklärte. Gegen 10:00 h erreichten wir die Ranger-Station Sirena, mitten in einer langgestreckten grünen Wiese liegend, wo auch kleine Flugzeuge landen können. Hier machten wir eine kleine Toilettenpause. Gleich gegenüber hörten wir eine Gruppe Brüllaffen hoch in einem Baum. Ein Stückchen weiter trafen wir auf eine Gruppe Klammeraffen (Spider Monkeys), die sich geschickt von einem Baum zum nächsten hangelten.

Weiter ging es wieder ans Meer zurück zur Mündung des Rio Sirena, wo wir gegen 11:00 h eine kleine Pause machten und unsere Lunchpakete verzehrten. Roy verschwand mal kurz im Gebüsch und kam begeistert zurück. Er hatte gerade einen zweiten Tapir gefunden. Einzeln schlichen wir an die Stelle und jeder beobachtete das Tier aus der Nähe und machte Fotos. Das war schon ein unglaubliches Erlebnis, dieses Tier diesmal völlig frei von störenden Zweigen zum Berühren nah vor uns zu sehen.

Inzwischen war es immer heißer geworden und der Schweiß floss in Strömen. Eigentlich hätten wir von hier aus den Rückmarsch antreten sollen, doch Roy hatte von einem anderen Führer den Aufenthaltsort einer Schlange erfahren. Die wollte er uns unbedingt noch zeigen. Wir mussten dafür einen Umweg machen. In der prallen Sonne zogen wir los, am Fluss Rio Sirena vorbei, indem man nicht baden sollte. Erstens gibt es Krokodile darin und zweitens schwimmen bei Flut auch Haie in die Flussmündung.

Dieser Umweg wegen der Schlange in der senkrecht stehenden Sonne strengte wahnsinnig an. Ich wurde immer langsamer und konnte der Gruppe kaum folgen. Wieder im Dschungel angekommen blieb Tomoko stehen. Sie hatte das markante Krächzen von Roten Aras vernommen und tatsächlich konnte sie zwei balzende Vögel hoch in den Zweigen beobachten.

Ich schleppte mich derweil weiter bis zur Schlange, eine hochgiftige Pit Viper (Lanzenotter), die regungslos etwa 30 cm über dem Boden auf einem kleinen Ast sich zusammengerollt hatte.

Nun ging es endlich zurück. Da mir das Tempo der Gruppe ein wenig zu schnell war, folgte ich mit Tomoko langsam nach. Immer wieder tranken wir reichlich Wasser. An einem kleinen Bach, den wir durchqueren mussten, schöpfte ich mit bloßen Händen Wasser und goss es mir über Kopf und T-Shirt. Das war erfrischend und von da ab fühlte ich mich wesentlich besser, obwohl meine Knie heftig schmerzten. Noch ein paar Hundert Meter am Strand entlang und wir erreichten um 12:45 h wieder die Stelle, wo wir heute morgen gelandet waren. Hier waren frische Wassermelonen, Saft und Kuchen für uns vorbereitet, was jetzt sehr gut tat. In der Nähe war ein Ameisenbär gesichtet worden, was ich aber leider nicht richtig verstanden hatte. Ich dachte, es sei einer der hier vorkommenden Vögel (Antbird, Ameisenfänger) und da ich doch ziemlich erschöpft war, blieb ich auf meinem Stühlchen sitzen und verpasste somit den Ameisenbär.

Inzwischen trafen etliche andere Gruppen ein, die auch alle heute in der Nähe von Sirena umhergewandert waren. Roy hatte uns anfangs gesagt, dass wir heute Glück hätten, da wenige Gruppen unterwegs wären. Wir waren tatsächlich erst ganz zum Schluss unserer Wanderung weiteren Menschen begegnet. Was allerdings an anderen Tagen hier in Sirena los ist, konnten wir nicht beurteilen. Pünktlich um 13:00 h erschien unser Boot, das uns nach Drake Bay zurückbringen sollte. In einer 1-stündigen sehr holprigen Fahrt sprang das Boot mehr, als dass es glitt, über die ziemlich heftige Brandung und die hohen Wellen. Der Fahrtwind kühlte angenehm. Um 14:00 h in Drake Bay angekommen, kletterten wir alle ziemlich erschöpft an Land. Nach einem herzlichen Abschied von Roy sowie Carlos und Michiko, die woanders wohnten, stiegen wir in den Van von Juan, der schon auf uns wartete. Im Büro des Veranstalters bezahlten wir den Ausflug (90 $ / Person) und fuhren zur Finca Maresia zurück. Hier duschten wir beide sofort und legten uns erst mal aufs Bett. Nach kurzer Zeit verspürte ich plötzlich heftige Krämpfe in beiden Oberschenkeln, erst rechts dann links. Gott sei Dank verschwanden die wieder nach 5 Minuten. Man ist halt mit 70 Jahren leider nicht mehr der jüngste... Nach einer kurzen Siesta fing ich schon mal an meinen Tagesbericht zu schreiben. Das dauerte ein wenig länger als sonst, da wir viel gesehen hatten. Um 18:00 h gab es wieder Abendessen, wie immer bisher sehr lecker. Heute waren nur 10 Personen anwesend. Wir quatschten noch eine Weile und tauschten Adressen aus, weil wir morgen früh abreisen werden. Gegen 21:30 h gingen wir schlafen.


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