Refugio Amazonas Lodge
20.11. 2016


Um 4:15 h schrillte der Wecker, aufstehen…! Schnell packten wir unsere Sachen zusammen für den bevorstehenden Besuch bei den Lehmwänden (Clay Licks), wo wir viele Papageien zu sehen hofften. Kurz nach 4:30 h marschierten wir los, zunächst 15 Min Richtung Bootsanlegestelle. Dort wartete schon ein Boot auf uns, das uns in weiteren 10 Min zu einer Stelle brachte, wo wir aussteigen mussten. Der Fluss strömte träge dahin. Der rosa gefärbte klare Morgenhimmel über uns gab uns Hoffnung, dass wir bei den Papageien Glück haben werden. Bei Regen kommen sie eher selten bis gar nicht. Der Ausstieg gestaltete sich ziemlich schwierig, da wir direkt vom Boot einen glitschigen steilen Hang hochklettern mussten, was mit Gepäck und besonders mit meinen etwas lädierten Knien gar nicht so einfach war. Zwei große Aras überflogen uns laut krächzend und ließen unsere Herzen höher schlagen. Nach 15 minütigem Marsch entdeckte Oscar hoch auf einem Baum 4 – 5 große Papageien (White-bellied Parrots, auf Deutsch Rostkappenpapagei).

Immer lauter werdendes Krächzen deutete an, dass wir uns dem Beobachtungsstand näherten, den wir um 5:50 h erreichten. Was wir sahen, verschlug uns die Sprache. Wir blickten in ein kleines Flusstal hinunter. Die Sonne ging soeben auf. Überall auf den Bäumen hatten sich zahlreiche Papageien aller Größen versammelt und veranstalteten ein ohrenbetäubendes Spektakel.

Nach und nach flogen sie an eine Lehmwand und leckten den mineralhaltigen Ton. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, hauptsächlich Mülleramazonen und Hellrote Aras.

Wie auf ein Zeichen flog plötzlich die gesamte Mannschaft los, kreiste in einer riesigen Wolke über dem Fluss und landete in den umstehenden Bäumen. Offensichtlich war ein ganz entfernt auf der Spitze eines Baumes sich niederlassender Bussard (Slate-colored Hawk) die Ursache für den plötzlichen Start.





Unsere Kameras klickten unaufhörlich. Wir waren überglücklich, das erleben zu können. Ich versuchte ein kleines Video zu drehen, hatte aber dummerweise mein Stativ vergessen. Erst mit Hilfe von Tomokos Einbeinstativ gelang es mir mit einiger Mühe eine etwas stabilere Position der Kamera zu erreichen. Wir schauten fasziniert weiter dem bunten Treiben zu. Gegen 6:50 h wurde es plötzlich zunehmend ruhiger. Nach und nach flogen die Papageien in unterschiedliche Richtungen davon, bis nach einigen Minuten nur noch ganz vereinzelt Papageienstimmen zu hören waren. Das Wetter war super, wolkenloser blauer Himmel. Die Sonne strahlte zunehmend wärmer.

Gegen 7:30 h gab Oscar das Zeichen zum Aufbruch. Wir wanderten diesmal glücklich und entspannt die 45 Min zu unserem Boot zurück. Ein paar kurze Auf- und Abstiege waren noch zu überwinden, doch da der Trail ziemlich trocken war, gab es keinerlei Probleme. Das Boot kam um 8:30 h. Die Sonne hatte inzwischen den schmierigen lehmigen Abstieg zum Wasser ziemlich getrocknet, so dass wir ohne auszurutschen unten ankamen und das Boot besteigen konnten.

Nach 10 Min kamen wir wieder bei der Anlegestelle der Lodge an, marschierten die 15 Min bis zum Hauptgebäude, ließen uns etwas erschöpft auf den Stufen nieder und zogen unsere lehmverschmierten Wanderschuhe aus. Gerade wurden einige große Kannen mit Saft sowie Trockenkuchen gebracht, auf den wir uns gierig stürzten, hatten wir doch nicht gefrühstückt. Wir wollten den Rest des Vormittags ruhig in unserem herrlich komfortablen Zimmer verbringen. Wir duschten erst mal ausgiebig. Tomoko sortierte ihre Fotos und ich schrieb Tagebuch. So verging die Zeit bis zum Mittagessen ganz entspannt. Das Essen war wieder sehr lecker, erstaunlich was man hier im tiefsten Urwald in der Küche so hinzaubert… Ich fühlte mich anschließend ein wenig erschöpft, vielleicht hatte ich einfach zu viel gegessen. Wir zogen uns beide aufs Zimmer zurück und verbrachten den Nachmittag ganz gemütlich dort. Um 17:45 h waren wir wieder verabredet zu einem kleinen Abendspaziergang vor dem Abendessen, vielleicht gelingt es uns ja eine Eule aufzuspüren… Pünktlich marschierten wir los. Oscar ging wie immer voran. Er entdeckte in der Dunkelheit einige Insekten, Spinnen, Falter, einen Frosch

und tatsächlich als wir am Canopy Tower angekommen waren, eine Eule. Wir mussten bis auf die halbe Höhe des Turms klettern, bis wir die Eule, eine seltene Art (Black-banded Owl), im Scheine unserer Taschenlampen sehen konnten. Etwas spät kamen wir zum Abendessen zurück, es gab aber noch ausreichend Essen für uns, wieder sehr lecker. Um 21:30 h gingen wir schlafen.


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