Tambopata Research Center
22.11. 2016


Ich musste während der Nacht mehrmals zur Toilette. Dabei konnte ich einen wunderbaren Sternenhimmel beobachten. Aber in den frühen Morgenstunden fing es plötzlich an zu regnen. Mein Vorhofflimmern war leider immer noch da. Als der Wecker um 4:15 h klingelte und es weiter heftig regnete, blieben wir einfach liegen, da der geplante Ausflug zu den Lehmwänden „Clay Licks“ am Fluss nicht durchgeführt wird, da bei Regen keine Papageien kommen. Wir lauschten dem niederprasselnden Regen, hin und wieder blitzte und donnerte es. Um 6:00 h ging ich mal duschen. Als ich ins Zimmer zurückkam, bemerkte ich, dass das Dach undicht war und Regentropfen auf dem Fußboden eine Lache gebildet hatten. Ein Angestellter brachte einen Eimer und wischte den Boden trocken. Anschließend kletterte er hoch ins Gebälk und reparierte den Schaden, während wir zum Frühstück gingen.

Ich hatte in meinem Rucksack die Mango entdeckt, die ich in K‘erenda Homet am Boden liegend gefunden hatte und bis hierher mitgeschleppt hatte. Ich bat um ein scharfes Messer, um die jetzt reife Frucht schälen und essen zu können. Ein Angestellter nahm die Mango, um sie in der Küche zu schälen. Nach kurzer Zeit kam er mit der auf einem Teller fertig zerlegten Frucht an meinen Platz, toller Service … Der Kaffee schmeckte heute besonders gut. Da es weiter in Strömen regnete, blieben wir nach dem Frühstück einfach sitzen. Ich schrieb mein Tagebuch, Tomoko beschäftigte sich mit ihren Fotos. Irgendwann war mein Vorhofflimmern weg, einfach so… Zwischenzeitlich gingen wir mal wieder ins Zimmer zurück.

Die Luft war inzwischen angenehm kühl. Auch vom Zimmer aus konnten wir dank der offenen Wand die Umgebung bestens beobachten. Zwei Kuhreiher stolzierten langsam durch das patschnasse Gras, dabei aufmerksam nach Futter Ausschau haltend. Auch Aras machten sich hin und wieder bemerkbar. Uns gegenüber in den Bäumen tauchte ein schöner Kuckuck (Squirrel Cuckoo) auf. Auch zwei Nunbirds saßen im strömenden Regen. Plötzlich tauchten einige Wildschweine auf, verschwanden aber genau so schnell wie sie gekommen waren. Da es weiter regnete, beschlossen wir bis zum Mittagessen in der Lodge zu bleiben. Tomoko kaufte mir ein hübsches T-Shirt und einen Hut mit großer Krempe.

Das Mittagessen war wieder großartig. Für Tomoko hatte man wieder ein sehr leckeres vegetarisches Gericht zubereitet.

Anschließend legte ich mich noch etwas hin, da ich doch wenig letzte Nacht geschlafen hatte. Tomoko fotografierte währenddessen 2 kleine Äffchen (Dusky Titi Monkey), die durch die Bäume sprangen.

Kurz nach 15:00 h weckte mich Tomoko. Eine große Herde Wildschweine (White-lipped Pekari) war aus dem Urwald gekommen und wühlte durch das Gelände vor der Lodge. Es waren so um die 30 Exemplare. Das war schon spektakulär anzuschauen.

Der Regen hatte inzwischen aufgehört. Es war relativ kühl mit 24°, doch die Luftfeuchtigkeit lag nach wie vor bei über 90%. Um 15: 30 h machten wir uns auf zu einer Wanderung durch den Dschungel. Oscar hatte uns empfohlen, Gummistiefel anzuziehen, was sich später als unbedingt nötig erwies. Mit einiger Mühe fand ich zwei passende Exemplare unter den zahlreichen, die von der Lodge zur Verfügung gestellt werden. Es gab auch einige hübsche Wanderstöcke zur Auswahl, da ich jedoch meine Hände freihalten wollte, verzichtete ich auf einen solchen.

Als erstes sahen wir einen braunen Frosch (Amazon crested Frog), sehr gut getarnt im dichten nassen Laub. Ein winziges kleines Vögelchen ( Dwarf Tyrant Mannekin) hüpfte auf einem nahen Zweig herum.

Langsam gingen wir weiter. Im dichtesten Grün des Urwalds entdeckte Oscar einen Papagei, eine ebenso grüne Mülleramazone (Mealy Parrot). Zwei Gelbbaucharas flogen laut krächzend über uns hinweg. Nach einem kleinen Anstieg erreichten wir einen Aussichtspunkt hoch über dem Rio Tambopata, von dem man bei jetzt klarer Sicht bis zu den Anden schauen konnte.

Der Fluss führte nach dem kräftigen Regen heute deutlich mehr Wasser als gestern. Einige Papageien kamen vom anderen Ufer herübergeflogen. Beim Weitergehen entdeckte Oscar einen White-fronted Tukan hoch in einem Baum. Ich sah, wie Oscar ein Blatt von einem Strauch abpflückte, das Blatt zwischen seine Finger klemmte, an den Mund führte und durch Blasen einige kräftige Töne hervorbrachte, worauf der Tukan sofort reagierte und sich uns zuwandte. Es war schwer ein gutes Foto zu machen, da der Tukan sehr hoch saß, noch dazu vor sehr hellem Hintergrund.

Wir mussten wieder ein steiles Stück Böschung hinunterklettern. Gott sei Dank war ein Seil gespannt, so dass ich, zusätzlich noch gestützt auf Tomokos Einbeinstativ, gut nach unten kam. Hier unten wurde uns nun klar, warum wir Gummistiefel benötigt hatten. Immer wieder mussten wir durch knöcheltiefe Wasserlachen stapfen. Oscar führte uns quer durch den Regenwald, ohne dass ein Pfad zu sehen war. Mit seiner Machete durchtrennte er störende Äste und Zweige. So ähnlich müssen wohl früher die Spanier durch den Dschungel gezogen sein.

Mir lief inzwischen wieder der Schweiß aus allen Poren und mein frisches Hemd war klatschnass durchgeschwitzt. Um 17:45 h kamen wir wieder bei der Lodge an.

Die Stiefel auszuziehen war ein bisschen problematisch. Ein gerade auch zurückgekommener Führer einer anderen Gruppe half mir, indem er mit beiden Händen kräftig daran zog. Das hätte ich wohl alleine kaum geschafft. Schnell entledigten wir uns unserer nassen Klamotten und eilten zur Dusche. Das war toll erfrischend. Vor dem Abendessen schrieb ich weiter an meinem Tagebuch. Dann war es auch schon soweit. Pünktlich um 19:15 h war alles angerichtet, wieder alles sehr lecker. Gegen 20:00 h wurde ich so müde, dass ich mir den sehr interessanten Videovortrag über die Aras nicht mehr ansehen wollte, besonders auch in Hinsicht darauf, dass wir morgen früh um 4:10 h aufstehen müssen. Ich ging also ins Zimmer zurück und schlief dann auch sofort ein.


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