Tambopata Research Center
23.11. 2016


Der Wecker weckte uns pünktlich um 4:10 h. Schnell packten wir unsere Sachen zusammen und gingen zum Ausgang. Ich zog meine gestern schon ausgewählten etwas größeren Gummistiefel an, die wesentlich bequemer zu tragen waren. Es war noch stockdunkel. Im Licht unserer Taschenlampen machten wir uns auf zur Bootshaltestelle, wo schon ein Boot auf uns wartete und uns in kurzer Zeit (5 Min) an die Stelle brachte, von der der Weg zu den Lehmwänden anfing. Gegen 5:00 h waren wir am Ziel. Ein Amazon Kingfisher begrüßte uns. Dichte Nebelwolken hingen noch tief über dem Dschungel und es war sehr feucht, aber trocken. Ich nahm auf meinem mitgebrachten Stühlchen Platz und schaute aufmerksam durchs Fernglas. Bis 5:40 h tat sich nicht viel. Ein Guan (Blue-throated Piping Guan) tauchte auf und ließ sich auf einem Ast über unseren Köpfen nieder. 2 Curassows (Razor-billed Curassow) kratzten an der Lehmwand. Einzelne Aras und Papageien flogen durch den Dunst, der sich langsam etwas lichtete. Ein Social Flycatcher saß direkt vor uns im dichten hohen Gras.

Wir blieben bis 6:20 h sitzen, ohne das viel geschah. Ein Falke (Bat Falcon) saß hoch auf einer Baumspitze, ein Jacamar auf einem Zweig direkt unter uns mit einem großen Insekt im Schnabel. Da sich nicht mehr viel tat, beschlossen wir nach dem Frühstück wieder hierher zurückzukommen. Also brachen wir ab und fuhren zurück. Das Frühstück war wieder super. Vom Frühstückstisch aus konnten wir Kolibris beobachten, die immer wieder die Blüten der umherstehenden Pflanzen besuchten.

Um 9:00 h marschierten wir wieder los und fuhren wieder zu den Lehmwänden. Der Amazon Kingfisher war noch immer hier. Auch waren etliche Aras in der Nähe der Lehmwände, doch die meisten zogen sich schnell zurück, als wir ankamen.

Wir blieben deshalb nicht lange dort, sondern wanderten eine kleine Strecke weiter zu einem kleinen Teich. Hier führte ein Holzsteg auf eine kleine Plattform, von der man sehr gut die Umgebung inspizieren konnte. Direkt vor uns saß ein brütender Hoatzin auf seinem Nest. Ein kleiner Kaiman schwamm vorbei. Direkt daneben unter einem im Wasser steckenden Ast hatten sich zahlreiche Fledermäuse, so an die 15 Exemplare, im Schatten versteckt.

Zwei wunderschöne Enten (Muscovy Duck) suchten nach Futter. Zwei Greater Anis flogen heran, ebenfalls auch inzwischen ein zweiter Hoatzin, offensichtlich der Partner des brütenden Weibchens. Schräg unterhalb des Nestes lag ein weiterer kleiner Kaiman faul in der Sonne, umringt von etlichen Schildkröten. Ein Eisvogel (Green Kingfischer) fing einen Fisch und ließ sich damit auf einem Ast nieder.

Oscar erhielt über Walkie Talkie einen Hinweis, dass die Aras jetzt in großer Zahl bei den Lehmwänden zu sehen seien. Er ging mit Tomoko schnell voran. Ich fotografierte schnell noch eine schöne tropische Pflanze, verpasste dadurch aber den Anschluss an die Gruppe, die wohl kurz eine Abzweigung nach links durchs dichte Gebüsch zum Wasser genommen hatte, während ich weiter dem Trail folgte. Das war aber kein Problem. Ich nahm auf meinem Gott sei Dank mitgebrachten Stühlchen an der Aussichtsstelle von vorhin Platz und beobachtete die zahlreichen Aras (Hellrote, Gelbbrust, Rot-Grüne und Chestnut-fronted) mit dem Fernglas. Einige landeten zeitweise an der Lehmwand und leckten die mineralhaltige Erde. Das war schon sehr eindrucksvoll.

Inzwischen war es ziemlich sonnig geworden. Gerade als wir aufbrechen wollten, schrie Tomoko auf. Irgendein Insekt war ihr tief ins Ohr gekrochen und verursachte Schmerzen. Wir versuchten das Tier mit Wasser auszuspülen, was aber nicht gelang. Immerhin hörte der Schmerz auf. Wir gingen zur Bootsanlegestelle zurück und bestiegen wieder das Boot, das hier auf uns gewartet hatte. Es war immer wieder etwas abenteuerlich über die steile Uferwand unversehrt ins Boot zu kommen. Nach 5 Min waren wir wieder an der Anlegestelle der Lodge, wo wir ausstiegen. Nach ein paar Schritten entdeckte Oscar eine Schlange auf dem Trail, die schnell ein paar Meter im Gebüsch verschwand. Oscar spürte sie aber wieder auf und markierte sie kurz mit seinem grünen Laserpointer. Es war eine Olive skinned Wipped Snake, sehr lang und schmal, aber nicht giftig. Irgendwie erinnerte der Kopf der Schlange mich an ET, den Außerirdischen...

Mit seiner Machete machte Oscar den Weg etwas frei, da gestern während des starken Regens ein Baum quer über den Trail gestürzt war. Um 12:15 h kamen wir wieder ziemlich verschwitzt bei der Lodge an. Jetzt aber schnell unter die erfrischende Dusche, herrlich… Dann gab es auch schon Mittagessen um 13:00 h. Ich trank mindestens 4 Gläser Saft. Anschließend legte ich mich ein wenig aufs Bett und schlief eine Weile. Durch das frühe Aufstehen war ich ziemlich müde. Tomoko hatte inzwischen einen heran geflogenen Hellroten Ara, der nur noch ein Auge hat, mit einer Banane gefüttert, und aus diesem Grund gefüttert werden darf. Am Nachmittag setzte ich mich gemütlich an einen Tisch und schrieb Tagebuch.

Die Sonne schien inzwischen kräftig. Meine Arme waren rot, hatte ich doch heute morgen vergessen Sonnenschutz aufzutragen. Um 18:00 h waren wir wieder mit Oscar verabredet. Er wollte uns einige Frösche zeigen. Wir wanderten bei Dunkelheit los. Irgendwann verließ Oscar den Trail und wir stapften durch unwegsames Gelände bis wir nach etwa 15 Min einen kleinen Teich mitten im Urwald erreichten. Im Scheine unserer Taschenlampen konnten wir zahlreiche kleine Frösche beobachten, die Oscar zielsicher in der Dunkelheit entdeckte. Sie saßen alle bewegungslos auf Blättern und Zweigen.


Insgesamt sahen wir 4 unterschiedliche Arten, darunter auch wieder einen Pfeilgiftfrosch. Unzählige kleine Insekten schwirrten umher. Wir hatten Mühe zu atmen. Trotz vor den Mund gehaltenem Taschentuch schluckten wir viele davon, oder sie drangen in die Nase ein. Gott sei Dank pieksten sie aber nicht. So ging es eine gute Stunde weiter. Wir sahen aber nicht nur Frösche, sondern auch Käfer und andere Insekten. Unter einem Blatt sahen wir einen Käfer (Caterpillar), dessen Oberfläche ein sehr starkes Gift enthält, weshalb man tunlichst Abstand halten sollte. Auch eine Tarantel entdeckte Oscar, sowie hoch auf einem Baum einen Vogel (Gray Tinamou), dicht angeschmiegt an sein kleines Junges.

Um 19:15 h kamen wir durchgeschwitzt, aber glücklich so viel gesehen zu haben, wieder bei der Lodge an. Wir duschten noch schnell, bevor wir zum Abendessen gingen. Es schmeckte wieder alles hervorragend. Lange blieben wir aber nicht, da morgen früh der Wecker wieder um 4:10 h klingeln wird...


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