Tambopata Research Center
24.11. 2016


Als ich nachts mal von der Toilette ins Zimmer zurückkam und unter mein Moskitonetz kroch, bemerkte ich, dass irgendein Tier auf meinem Hals saß. Schnell wischte ich das Tier weg, als ich auch schon einen leichten Stich verspürte. Im Scheine meiner Taschenlampe sah ich ein etwa 2 cm langes schlankes Insekt mit Flügeln. Damit wollte ich nicht unbedingt wieder einschlafen und entfernte es schnell aus dem Moskitonetz. Gott sei Dank ließ der Schmerz aber schnell nach und es entstand auch keine Schwellung, noch mal Glück gehabt… Pünktlich schrillte der Wecker um 4:10 h. Um 4:30 h waren wir abmarschbereit. Wieder ging es zunächst zum Bootssteg und dann in kurzer Fahrt zur Halbinsel mit den Lehmwänden (Colorado Clay Lick). Das Wetter war heute besser, zwar immer noch neblig, aber die Sonne schien den Nebel heute früher durchdringen zu können. Wir nahmen wieder unsere Beobachtungsplätze ein. Mein gestern auf Rat von Oscar zurückgelassenes Stühlchen war noch da. Gegen 5:15 h sammelten sich die ersten Papageien an der Lehmwand gegenüber. Es wurden langsam immer mehr, die wir bei jetzt hellem Licht gut beobachten konnten. Plötzlich gegen 5:30 h flog der ganze Schwarm, so um die 60 – 70 Vögel wie auf ein Zeichen in die Luft und verschwand in der Umgebung. Es blieb erst mal eine Weile still und auch der Morgennebel wurde wieder etwas dichter, glücklicherweise aber nicht allzu lange. Die Sonne mit ihrer Kraft schaffte es bald wieder für klare Sicht zu sorgen. Immer wieder flogen Papageien aller Art über uns hinweg, so dass es uns nicht langweilig wurde.

Nun war es langsam Zeit wieder zurück zu fahren, das Frühstück rief… Kurz vor 7:00 h kamen wir wieder bei der Lodge an.

Ich ging mal zum Restaurant und schenkte mir schon mal eine erfrischende Tasse heißen Kaffee ein, während Tomoko die Hellroten Aras fotografierte, die überall herumflogen. Ich nahm mir aus einem abgeschlossenen Schrank eine Banane. Als ich die gegessen hatte, bemerkte ich, wie ein Hellroter Ara sich näherte und aufmerksam auf mich schaute. Ich wusste erst nicht, was ich davon halten sollte, aber als mir bewusst wurde, dass ich Bananenschalen in der Hand hatte, wusste ich warum. Der Papagei wollte gefüttert werden, was ich natürlich nicht tat.

Gerade wurde das Frühstücksbuffet aufgebaut, was selbstverständlich für den Papagei sehr interessant war. Immer wieder versuchte er heranzukommen, wurde aber von den Angestellten energisch verscheucht. Aber dann war er doch noch erfolgreich. Alle Gäste saßen inzwischen beim Frühstück, als der Ara mit Namen „Innocencio“ (Der Unschuldige) plötzlich sich auf einen Teller einer Frau, die gerade am Büffet sich noch etwas zu essen holte, stürzte und blitzschnell das darauf liegende Brot stiebitzte. Damit ließ er sich zufrieden nieder hoch auf einem Dachbalken. Allgemeines Gelächter und Schmunzeln war die Folge.

Kurze Zeit später passierte das gleiche auch nochmal bei einem anderen Gast. Inzwischen waren 5 Aras ziemlich krächzend um uns herum. Teilweise stritten sie heftig miteinander. Ein anwesender Forscher erklärte uns, dass es sich um einen Revierkampf handelte, der manchmal mit bösen Verletzungen enden kann. Tomoko hielt es jedenfalls nicht an ihrem Tisch, sondern sie versuchte das Geschehen mit ihrer Kamera festzuhalten.


Um 9:00 h trafen wir uns am Eingang zu einer kleinen Wanderung. Diese führte durch den Dschungel zu einem Aussichtspunkt, der direkt über den Lehmwänden liegt, die wir heute früh von der anderen Seite des Flussarms beobachtet hatten. Das Wetter war inzwischen bewölkt, doch es blieb trocken.

Der Trail war am Anfang leicht zu begehen, doch nach einem kurzen Anstieg erreichten wir eine Stelle, die knietief unter Wasser stand. Trotz unserer Gummistiefel konnten wir hier nicht weiter. Oscar war gezwungen sich mit seiner Machete einen kleinen Umweg durch das dichte Unterholz frei zuschlagen. Dabei drangen plötzlich bedrohlich nah laut grunzende Geräusche an unser Ohr, Wildschweine (Pekaris)…! In dem dichten Unterholz konnten wir nichts von ihnen sehen.

Wir waren froh, als wir nach 10 Minuten Umweg den eigentlichen Trail wieder erreicht hatten. Um 10:00 h erreichten wir besagten Aussichtspunkt, wo eine Bank steht, auf der ich mich leicht erschöpft erst mal hinsetzte. Von hier oben hatte man einen herrlichen Ausblick, zunächst auf unseren Beobachtungspunkt von heute morgen, dann über den Fluss Tambopata weiter über den endlosen Dschungel bis zu den Anden. Wir blieben über eine Stunde hier oben. Immer wieder flogen Papageien, meistens paarweise vorbei, mal höher mal tiefer. Besonders die tieffliegenden boten einen farbenfrohen Kontrast zum grünen Laub der Bäume. In einem Baum direkt vor uns entdeckte Tomoko mehrere Schwarzkappensittiche (Black-capped Parakeet). Kurz besuchten wir noch einen 200 m weiter liegenden Aussichtspunkt, bei dem wir einen Jacamar (White-throated Jacamar) beim Insekten fangen beobachten konnten. Weiter sahen wir noch 2 Blue and grey Tanager. Oscar kannte auch viele Namen der Bäume, deren Vielfalt wirklich unglaublich ist. Viele Balsa-Bäume sowie Secropias mit ihren riesigen Blättern waren darunter.

Um 11:35 h machten wir uns wieder auf den Rückweg. Ein Curassow (Razor-billed Curassow) tauchte kurz vor uns auf. Ein Gruppe schwarzer Klammeraffen (Spider Monkeys) rastete hoch in einem Baum. Immer wieder waren tote abgestorbene Bäume von einem dichten Pilzgeflecht überzogen. Mir fielen unter einem Baum einige merkwürdige dicke Baumsamen auf, die mich irgendwie an Granaten erinnerten.

Nach 4,7 km erreichten wir wieder die Lodge. Es war ziemlich anstrengend und ich war froh endlich auf einer Bank meine Gummistiefel ausziehen zu können. Sie sind zwar bequem am Fuß, doch die oberen Ränder hatten meine linke Wade wund gescheuert. Da die Stiefel oben sehr eng waren, konnte ich meine Hosenbeine nicht reinstecken. Somit scheuerten sie auf der blanken Haut und hatten einige rote Flecken hinterlassen. Wir duschten schnell, herrlich erfrischend. Ich legte mich noch 10 Minuten aufs Bett, dann war es schon wieder Zeit fürs leckere Mittagessen um 13:00 h. Besonders die Nachspeise gefiel uns heute. Nun wurde es aber Zeit für ein kleines Mittagsschläfchen. Wir planten für den Nachmittag keine weiteren Aktivitäten. Nachdem ich mich etwas ausgeruht hatte, nahm ich meinen Laptop, ging ins Restaurant und schrieb Tagebuch. Da ich den gestrigen Rest des Tages nicht mehr geschafft hatte, brauchte ich dafür heute etwas länger. Das Abendessen war wie immer sehr lecker. Im Anschluss zeigte uns ein Forscher einen Videovortrag über ein Forschungsprojekt über die Hellroten Aras. Wir erfuhren sehr viele Details über das Leben dieser wunderschönen Vögel. Um 21:00 h ging ich früh schlafen, da morgen früh wir wieder um 4:30 h zu den Lehmwänden fahren werden.


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