Tambopata Research Center
25.11. 2016


Diesmal brauchte ich keinen Wecker. Kurz nach 4:00 h war ich schon wach. Um 4:30 h erfolgte wieder pünktlich der Abmarsch zum Boot. Auf dem Weg dorthin saß ein riesiger Frosch, größer als meine Handfläche. Als es allmählich heller wurde, sahen wir, dass der Himmel ziemlich stark bewölkt war, die Luft aber deutlich weniger feucht und neblig, somit besser für Fotos. Wir erreichten den Beobachtungsposten bei den Lehmwänden (Colorado Clay Lick) gegen 5:00 h. Erwartungsvoll nahmen wir auf unseren Stühlchen Platz, die wir gestern in weiser Voraussicht hier gelassen hatten.

Die ersten Papageien flogen schon herum, und nach und nach landeten sie an der gegenüberliegenden Lehmwand. Sie machten ein mächtiges Spektakel. Als der dunkle Schatten eines Geiers (Black Vulture) am Himmel kreiste, flog der ganze Schwarm laut krächzend in die Luft und verschwand. An der weiter entfernten Lehmwand rechts von uns sammelten sich nach und nach wieder Papageien.

Wir wechselten unseren Standpunkt. Ich blieb ein paar Minuten zurück und machte ein Video. Als ich kurze Zeit später den anderen folgte, flog auch der Schwarm dort laut krächzend davon. Die Papageien sind halt sehr ängstlich und vorsichtig… Wir gingen nochmal zurück. Bald sammelten sich auch hier wieder etliche Papageien. Die Wolkendecke wurde zunehmend dunkler und aus der Ferne grollte der erste Donner. Als dann plötzlich wieder alle Papageien wie auf ein Zeichen gleichzeitig in die Luft davon flogen, brachen wir auf und gingen zum Boot zurück.

Um 6:40 h waren wir wieder zurück bei der Lodge. Heute duschte ich zum ersten Mal auf der Reise warm, sehr angenehm. Beim Frühstück herrschte wieder helle Aufregung, da „Inocencio“, der große Hellrote Ara, schon auf der Lauer lag und nach Futter schielte. Erst versuchte er den Käfig mit den Bananen aufzubrechen, was im tatsächlich nach einigen Minuten gelang. So gerade schaffte es die Managerin der Lodge ihn zu verscheuchen.

Immer wieder kreiste ein anderer Ara herum und es gelang im einige Male trotz unserer Abwehr ein Brot vom einem unserer Teller zu stehlen. Damit flog er in einen nahen Baum und verzehrte die „Beute“ genüsslich. Andere Aras versuchten auch an Futter zu kommen. Einer wurde an der Bar fündig, ein anderer schaffte es sogar die verschlossene Milchpulverdose auf dem Kaffeetisch zu öffnen. Die Managerin meinte, dass es wahrscheinlich "Tabasco" war.

Allmählich setzte Regen ein, zwar nicht besonders heftig, aber genug um den Rest des Vormittags gemütlich in der Lodge zu verbringen. Einige Geräte und Batterien mussten aufgeladen werden. Ich schrieb Tagebuch. Ein Führer brachte einen wunderschönen Käfer und setzte ihn auf den Tisch, wo wir ihn ausgiebig bewundern konnten. In einem kleinen Bildband waren einige der hier herumfliegenden Aras mit Namen und Herkunft vorgestellt, sehr interessant...

Das Mittagessen war wie immer sehr lecker. Das monotone Rauschen des Regens wirkte einschläfernd, so dass ich mich mit Krächzi zu einer kleinen Siesta zurückzog. Tomoko fotografierte derweil wieder einige Pekaris, die vor unserem Fenster einem Reiher gegenüber standen.

So langsam hörte der Regen auf und der Himmel wurde zunehmend heller. Um 15:30 h trafen Tomoko und ich uns alleine mit Oscar. Wir ließen uns wieder mit dem Boot zu den Lehmwänden transportieren. Wir marschierten den Trail bis zum Fischweiher. Ein sehr schöner Pilz (Belt Mushroom) mit einem zarten Geflecht stand am Weg, stank aber fürchterlich. Einige andere Gäste mit ihren Führern waren auch da.

Von der Plattform am Teich konnten wir auf dem Nest der Hoatzins den Wechsel der Elternvögel beobachten, wie sie sich beim Brüten ablösten. Ein Junges war bereits ausgeschlüpft, ein einzelnes Ei lag noch im Nest.

Außer einem kleinen, sehr gut getarnten, Kaiman sahen wir kurze Zeit später auch einen wesentlich größeren, danach noch einen weiteren kleinen.

Zahlreiche Schildkröten schwammen umher, dabei immer wieder kurz ihren Kopf aus dem Wasser streckend. Weiter sahen wir noch eine Ente (Muscovy Duck) im Teich landen. Ein Rotkrontyrann (Social Flycatcher) flog immer wieder hoch in die Luft und landete dann wieder auf einem Ast im Wasser. Als es am späteren Nachmittag langsam dunkler wurde, starteten die ersten Fledermäuse, die auch heute unter ihrem im Wasser steckenden Ast wie auf einer Perlenkette aufgereiht saßen.

Langsam wurde es Zeit zum Aufbruch. Oscar, Tomoko und ich gingen als letzte. Auf dem Trail trafen wir die anderen, die stehengeblieben waren, um einige Affen (Howler Monkeys) zu beobachten, die hoch in den Baumwipfeln saßen. Plötzlich machte die Nachricht die Runde, dass der Kapitän des Schiffes, der auf uns wartete, einen Jaguar auf der Sandbank gesehen hatte. Alle rannten plötzlich los. So schnell konnte ich mit meinen lädierten Knien nicht folgen. Als ich die Gruppe endlich am Ende des Trails eingeholt hatte, sagte man mir, dass der Jaguar von der Sandbank sich Richtung Trail weiterbewegt hatte. Der Gedanke, dass der wohl ziemlich dicht hinter mir den Trail passiert hatte, jagte mir nachträglich noch einen Schrecken ein. Gut, dass ich nicht mehr, wie ursprünglich geplant, die „Buschtoilette“ aufgesucht hatte… Nach Ankunft bei der Lodge duschten wir gründlich und begaben uns zum Abendessen. Da wir morgen früh sehr früh abreisen werden, mussten wir anschließend die Koffer packen und auf den Gang stellen, weil diese nachts abgeholt wurden und separat zum Boot transportiert werden. Wir blieben deshalb auch nicht lange am Tisch sitzen und gingen zum Zimmer zurück. Im Lichte unserer Taschenlampen gelang es uns aber relativ schnell alle Sachen zusammenzupacken. Ich stellte noch den Wecker auf 5:00 h, bevor wir ziemlich schnell einschliefen.


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