Posada Lodge
03.12. 2016


Um 4:15 h standen wir auf. Es gab ein kleines Frühstück um 4:30 h, auf das Tomoko aber verzichtete. Um 5:00 h waren wir startbereit, Führer Paul, das englische Paar, Tomoko und ich. Als wir losgingen, startete ein ganzer Schwarm Geier (Black Vulture) in einem Baum über uns und machte mächtigen Lärm. Dazu brüllten einige Affen (Dusky Titi Monkeys). Auf dem Weg zum Fluss, noch ganz im Dunklen, huschte ein Agouti über den Weg.

Am Bootssteg lag schon ein Boot für uns bereit, dass uns in 10‘ stromaufwärts zu der Stelle brachte, wo der Weg zum See anfing. Dichter Nebel lag über dem Fluss und alles war grau in grau. Doch beim Aussteigen sahen wir schon die Sonnenscheibe, die sich mühsam einen Weg durch die feuchte graue Nebelwand bahnte. Auf dem Weg zum See kamen wir an einem großen Knoblauchbaum vorbei, der einen sehr unangenehmen Geruch verbreitete (siehe Name). Die Einheimischen reiben sich mit den Blättern ein um sich vor Moskitos zu schützen. Um 6:00 h erreichten wir den See. Ein Schwarm Fledermäuse (Longnosed Bats) flog über uns hinweg. Wir bestiegen den Katamaran und langsam ruderte uns der junge Peruaner über den See.

Viele Vögel waren schon aktiv, Flycatcher, Greater Anis, Tauben… Inzwischen hatte es die Sonne geschafft, den Nebel zu durchdringen und es wurde zunehmend wärmer. Ein Azursultanshuhn (Azure Gallinule) stapfte durchs dichte Gras. Zwei hübsche Vögel (Black-capped Donacobius) flatterten umher.

Als wir das gegenüberliegende Ufer erreicht hatten und langsam am Ufer entlang glitten tauchte einzelne Hoatzins auf. Ein bisschen weiter saß sogar eine Gruppe von 10 dieser großen Vögel mit dem Irokesenscheitel dicht zusammen. Der Kopf oder besser gesagt nur die Augen eines schwarzen Kaimans schauten aus dem Wasser. Paul hatte ihn entdeckt. Wir fuhren ganz dicht ran und hatten große Mühe ihn zu erkennen. Mit Tomokos Teleobjektiv war er dann besser zu sehen. Einige Kormorane (Neotropic Cormorant) trockneten ihr Gefieder in der Sonne.

Als ich mit meinem Fernglas den ganzen See absuchte, sah ich in der Ferne hinter einem gerade den See kreuzenden großen Kaiman einige Köpfe aus dem Wasser auftauchen. Es waren tatsächlich die Riesenotter, die wir bei unserem Besuch vor einigen Tagen verpasst hatten. Unser Boot blieb geräuschlos am Ufer stehen. Die Otter kamen langsam näher. Immer wieder tauchten sie unter Wasser, kamen dann wieder an die Oberfläche, oft mit einem Fisch im Maul. Es war eine Familie bestehend aus 6 Tieren, die langsam in der Mitte des Sees an uns vorbei schwammen, ein toller Anblick.

Wir fuhren langsam weiter. Weitere Hoatzins sowie Kormorane begegneten uns. Am Ufer tauchte ein wunderschöner Speerreiher (Agami Heron) auf, den wir allerdings beim letzten Mal in besserem Licht fotografieren konnten. In einem hohen Baum voraus erkannten wir einen großen Vogel, auf Deutsch Hornwehrvogel (Horned Screamer) , der letzte Woche an der gleichen Stelle saß, damals aber beim aufziehenden Gewitter schlecht zu sehen war, jetzt in der prallen Sonne umso besser. Im Baum daneben saßen noch 3 andere, gut versteckt im Laub. 2 große Papageien (Chestnut-fronted Macaws) flogen heran und landeten im gleichen Baum.

Der Katamaran wendete und es ging wieder zurück, mitten über den See. Die Riesenotter kamen uns entgegen, diesmal ganz nah bis auf etwa 10 m heran. Sie sahen mit ihren großen Zähnen ziemlich gefährlich aus. Paul sagte uns, dass sie sogar einen Kaiman töten können, wenn dieser der Familie zu nahe kommt.

Als wir uns dem Ufer näherten flog plötzlich direkt neben mir eine kleine Zwergbinsenralle (Sungrebe) davon. Auch eine wunderschöne Libelle konnten wir im Gras entdecken.

Um 8:15 h waren wir wieder zurück beim Landungssteg. Das Wetter hatte sich toll entwickelt, die Sonne brannte heiß vom Himmel. Auf dem Fußweg zurück zum Tambopata River entdeckte Paul ein Loch im Erdboden, aus dem eine Tarantel rausschaute, die aber verschwand, als wir näher kamen. Paul nahm einen kleinen Zweig und scharrte damit etwas am Eingang. Sofort kam die gewaltige Spinne neugierig wieder heraus, so dass wir sie fotografieren konnten, richtig unheimlich diese große Spinne mit ihren haarigen schwarzen Beinen... Am Rio Tambopata angekommen konnten wir einige wunderschöne Schmetterlinge beobachten.

Das Boot wartete schon auf uns, das uns wieder zurück zur Posada Lodge zurückbrachte. Kurz vor Erreichen der Lodge saßen direkt über dem Trail 2 kleine Äffchen (Dusky Titi Monkeys).

Wir wurden am Eingang von der Managerin mit kleinen Brötchen, Saft und Wasser begrüßt, was wir dankend annahmen. Tomoko war noch nicht müde und besuchte nochmal die Lehmwände. Dort sah sie zwar um die 30 Aras weit entfernt in den Bäumen, doch keiner kam zur Lehmwand, so dass sie bald wieder zurück kam. Ich legte mich derweil etwas aufs Bett und schlief auch gleich ein. Das tat gut nach dem frühen Aufstehen. Als ich gegen 11:45 h wach wurde, mich anzog und gerade aufbrechen wollte, um nach Tomoko zu sehen, kam diese zur Tür herein. Ich hatte wohl nicht allzu viel verpasst.

Bis zum Mittagessen um 13:00 h machten wir nichts mehr. Das Essen war wieder hervorragend. Kraechzi nahm die Position des immer noch nicht angekommenen Führers Oscar ein. Ein hübscher Grashüpfer landete auf dem Tisch. Nach dem Essen konnten wir auch wieder den wunderschönen Araçari (Curl-rested Araçari) sehen.

Erst um 15:30 h waren wir wieder verabredet zu einer kleinen Bootsfahrt zu einem Biologischen Garten in der Nähe. Das Wetter war immer noch super. Nach knapp 20 Min kamen wir an einem ganz flachen sandigen Ufer an. Wir gingen langsam die Böschung hoch. Hoch auf einem Baum saßen 2 oder 3 Papageien, die Paul als "Tui Parakeets" benannte. Oscar erklärte uns später anhand von etwas undeutlichen Beweisfotos, dass es sich wohl um Blue-winged Parakeets gehandelt hatte. In einem kleinen Holzbungalow wurden wir von Wilfriedo begrüßt, der einen kleinen Vortrag auf Spanisch über die Bedeutung dieser Anlage hielt.

Viele Heilpflanzen sahen wir und die Wirkung wurde uns genau erklärt. Einmal kauten wir auf einem Blatt, dass unglaublich stark anästhisierend wirkte.


Nach dem rund einstündigen Rundgang, bei dem wir viel Wissenswertes erfuhren, probierte jeder noch 3 verschiedene Heiltränke, die hier von den Einheimischen produziert werden (Schnäpse zur Freude von Entelchen und Krächzi). Anschließend kauften wir noch eine kleine Flasche davon.

Um 17:15 h ging es zum Boot zurück.

Kurz vor Erreichen der Posada Lodge unterhalb der Lehmwände sahen wir 2 Wasserschweine (Capybaras) die im Wasser des Flusses sich paarten. Dabei flog ein Vogel (Cowbird) immer wieder auf einen ihrer Köpfe und schwamm mit. Wenn die Wasserschweine unter Wasser tauchten, flog der Vogel kurz ans Ufer, kam aber sofort wieder zurück, wenn sie wieder auftauchten. Dabei hüpfte der Vogel von einem Kopf auf den anderen, was sehr lustig aussah. Wir mussten alle herzlich lachen.


Um 17:45 h waren wir wieder bei der Lodge. Vor dem Abendessen schrieb ich noch etwas Tagebuch im Zimmer, brach aber bald ab, da bei dem heutigen schwülen Wetter wesentlich mehr Moskitos und andere Insekten unterwegs waren und sich, vom hellen Bildschirm angelockt, auf mich stürzten. Ich versuchte im weitläufigen Restaurant weiter zu schreiben, aber auch hier das gleiche. Ich machte den Laptop aus und blieb bis zum Abendessen ruhig im Dunkeln sitzen. Beim Abendessen öffnete Brian, der heute den ganzen Tag zusammen mit seiner Frau mit uns in einer Gruppe unter Führung von Paul unterwegs war, eine Flasche Weißwein und bot uns auch ein Glas an, was wir dankend annahmen, sehr freundlich … Wir quatschten noch ein wenig nach dem Abendessen und tauschten Erfahrungen aus. Dann verabschiedeten wir uns von den dreien, die morgen früh nach TRC weiterreisen werden. Wir hatten den ganzen Tag mit ihnen sehr genossen. Mal sehen ob Oscar morgen zu uns stoßen wird. Er hatte wohl heute an einem Fußballturnier teilgenommen. Paul sagte uns, dass er der beste Fußballer unter den Führern ist… Wir hatten Mühe einzuschlafen. Die Luft war immer noch sehr warm, selbst ohne Kleidung schwitzte ich unter dem Moskitonetz. Mitten in der Nacht beschloss ich nochmal zu duschen und legte mich danach nass ins Bett. Das half und ich konnte ganz gut weiterschlafen.


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